Debatte um Steuerhinterziehung:"Asozial" passt weder zu Hoeneß noch zu Gauck

Uli Honeß

Uli Honeß beim Besuch eines Fanklubs im bayerischen Mehring.

(Foto: dpa)

Bundespräsident Gauck hat recht, wenn er Steuerhinterzieher scharf kritisiert. Wenn es sich dabei um reine Egoisten handelt, darf er sie ruhig "asozial" nennen. Dieses finale Urteil passt aber nicht zu jenem Hoeneß, der viel hilft und stiftet. Und es passt nicht zu einem Gauck, der sonst den ganzen Menschen betrachtet.

Ein Kommentar von Stefan Braun

Es gibt keinen Zweifel: Steuerhinterziehung ist ein Gesetzesbruch. Es ist im Wortsinne ein Kapital-Verbrechen. Deshalb kann es auch eine Gefängnisstrafe nach sich ziehen. Der Fall Uli Hoeneß ändert daran nichts. Wer Gesetze bricht, muss mit Strafe rechnen.

Außerdem, auch daran gibt es wenig Zweifel, ist Steuerhinterziehung ein Betrug an der Gesellschaft. Ein moderner demokratischer Staat lebt davon, dass seine Aufgaben über Steuereinnahmen finanziert werden. Will dieser Staat einem sozialen Anspruch genügen, dann zahlen die reicheren Menschen mehr Steuern als die Armen. Das kann man solidarisch nennen oder auch nur vernünftig. Denn die Klugen unter den reicheren Menschen wissen einen sozialen Frieden sehr zu schätzen.

Bundespräsident Joachim Gauck hat deshalb vollkommen recht, wenn er Steuerhinterzieher scharf kritisiert. Ihm ist am sozialen Frieden besonders gelegen. Und wenn es sich um reine Egoisten handelt, die stets nur an sich und nicht an andere denken, soll Gauck ihr Verhalten ruhig "asozial" nennen.

Allerdings ist damit ein sehr finales Urteil gesprochen. "Asozial" klingt nicht mehr nach Fehler, es klingt nach einem zentralen Charaktermerkmal. Deshalb hat der Begriff mit Blick auf Hoeneß einen Haken: Er passt nicht auf jenen Hoeneß, der viel hilft und viel stiftet. Und er passt nicht zu einem Gauck, der sonst stets den ganzen Menschen betrachtet.

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