Ägypten:Blogger Abdel Fattah kommt frei

Er gehört zu den bekanntesten Internetaktivisten Ägyptens, die gegen Mubarak und das Militär aufbegehrten: Nach Angaben lokaler Medien wird Alaa Abdel Fattah nach knapp drei Monaten aus der Haft entlassen. Eine Nachrichtenagentur meldet, er sei bereits frei. Ein Prozess steht dem Blogger allerdings noch bevor.

Über Twitter verbreitete sich die Meldung rasend schnell - und erntete freudige Reaktionen: Einer der prominentesten Blogger Ägyptens kommt nach mehr als zweimonatiger Haft frei. Alaa Abdel Fattah wurde am Sonntag auf Anordnung der Strafverfolgungsbehörden aus der Haft entlassen.

Lokale Medien meldeten, er solle spätestens am Montag zu seiner Familie zurückkehren. Während Abdel Fattahs Zeit im Gefängnis wurde sein Sohn geboren. Die Nachrichtenagentur dapd meldet, er sei bereits frei.

Dem Demokratie-Aktivisten steht allerdings noch ein Prozess bevor. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, im Zusammenhang mit heftigen Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Kopten Anfang Oktober zur Gewalt gegen die Armee aufgerufen zu haben. Abdel Fattah hatte dem Militär damals die Schuld an der Eskalation gegeben. Außerdem soll er militärisches Waffenmaterial gestohlen, Eigentum des Militärs zerstört und Sicherheitskräfte angegriffen haben. Bis zum Prozess darf er das Land nicht verlassen. Ein Termin stand zunächst noch nicht fest.

Bei den religiösen Unruhen im Zentrum Kairos waren am 9. Oktober 26 Menschen, überwiegend Christen getötet worden. Der Blogger wurde am 30. Oktober festgenommen und zunächst vor ein Militärgericht gestellt. Nach heftigen Protesten von ägyptischen Aktivisten und Menschenrechtsgruppen übergab der regierende Militärrat den Fall Abdel Fattah und 27 weitere Verfahren an zivile Richter. Ägyptische Menschenrechtler schätzen, dass seit dem Sturz von Langzeitpräsident Hosni Mubarak im Februar rund 12.000 Zivilisten vor Militärgerichten abgeurteilt wurden.

Der 30-jährige Abdel Fattah gehört zur ersten Generation ägyptischer Blogger, die gegen das Regime Mubarak aufbegehrt hatte. Er gilt ebenfalls als großer Kritiker des Militärs, das nach dem Sturz des Autokraten die Macht übernommen hatte.

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