80-jähriger Milliardär:Unternehmer Stronach will Österreich erobern

Frank Stronach, Wahlkampf, Team Stronach

Wohltäter, Auswanderer, Manager: Frank Stronach sagt etablierten Parteien in Österreich den Kampf an. 

(Foto: dpa)

Wie ein Hurrikan ist der Unternehmer Frank Stronach über Österreich gekommen: Mit seinem "Team Stronach" sagt der alte Mann etablierten Parteien den Kampf an. Auch die FPÖ wird nervös, denn Stronach wildert stark im Milieu der Rechtspopulisten.

Von Cathrin Kahlweit

Was Barack Obama für das Time Magazine ist, ist Frank Stronach für Österreichs Zeitungen: der Mann des Jahres. Der alte Herr ist 2012 über das Land gekommen wie ein Hurrikan, den etablierten Parteien hat der Austrokanadier in englisch eingefärbtem Stakkato und mit wirren Reden den Kampf angesagt. Mit seinem "Team Stronach" will er im kommenden Jahr bei drei Landtagswahlen sowie bei der Nationalratswahl im Oktober antreten.

Zum Jahresende schmückt der Unternehmer, der einst mit dem Autozulieferer Magna Milliarden verdiente, daher alle Jahresrückblicke. Darin schwankt der Tonfall, in dem Stronachs Aktivitäten geschildert werden, zwischen Sarkasmus ("Unsere politische Zukunftshoffnung ist 80") und Satire ("Daddy Gaga") .

Am Wochenende ließ der 80-Jährige nun wissen, dass er bei der Landtagswahl in Niederösterreich am 3. März als Spitzenkandidat für seine Partei antreten werde - allerdings strebe er keinen Sitz im Landtag an. Der Fraktionsvorsitzende des "Team Stronach" im Bund, Robert Lugar, teilte an Stronachs Stelle mit, der Parteichef trete in Niederösterreich persönlich an, weil ihm das Bundesland "so am Herzen" liege.

Für die Arbeit im Landtag hätte er ohnehin keine Zeit - schließlich strebt Stronach, wie er regelmäßig verkündet, bei der Nationalratswahl die Mehrheit an. Er wolle das Land wie ein Unternehmen führen, vor dem Bankrott retten und "Wohlstand erreichen".

Bislang besteht das Parteiprogramm hauptsächlich aus Schlagworten

Überdies ist er selbst das einzige Parteimitglied, das inhaltlich die Richtung angibt und bundesweit präsent ist; das kostet Zeit und Energie, die der Neu-Politiker schon deshalb nur in begrenztem Maße hat, weil Stronach nur unregelmäßig in Österreich ist. Er hat einen Wohnsitz in der Schweiz und betreibt jenseits des Atlantiks unter anderem eine Rinderfarm.

Die Mitglieder seiner jungen Parlamentsfraktion, die sich im Wesentlichen aus früheren BZÖ-Mitgliedern (Jörg Haider hatte die Partei gegründet) zusammensetzt, tun sich schwer damit, eine politische Linie zu vertreten. Bislang besteht das Parteiprogramm hauptsächlich aus Schlagworten wie "Transparenz, Wahrheit und Fairness"; man wolle mehr Leistung, weniger Gesetze und gerechtere Steuern, heißt es. Weil seine Mannschaft regelmäßig Spott und Hohn hervorruft, rekrutiert Stronach derzeit zusätzliche "Berater".

Viele hatten dem Multimilliardär und gefürchteten Interviewpartner einen schnellen Niedergang vorhergesagt, weil seine Partei kein Programm und er bisweilen, wie es scheint, nicht alle Sinne beisammen habe. Sie sind mittlerweile etwas schweigsamer geworden. Der Grund: die Umfragewerte. Überall in Österreich liegt die Partei, deren Abgeordnete abgehalfterte Hinterbänkler anderer Gruppierungen sind, zwischen fünf und zehn Prozent.

Bei der ÖVP in Niederösterreich, wo Landeshauptmann Erwin Pröll im Frühjahr sein Amt verteidigen will, verlegt man sich derweil aufs Lästern: Sicherlich habe die SPÖ Stronach dazu gedrängt, in dem Bundesland anzutreten, um vor allem der ÖVP Stimmen abzunehmen und Pröll so die Wiederwahl zu erschweren. Nervös ist man aber auch bei der FPÖ: Stronach wildert stark im Milieu der Rechtspopulisten.

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