Francisco Franco:Spaniens Diktator mit Fistelstimme

Generalísimo Francisco Franco herrschte brutal und skrupellos über Spanien. Nach seinem Tod vor 40 Jahren kam es anders, als der "Caudillo" geplant hatte.

Von Barbara Galaktionow

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Franco Headlines

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Es waren Wochen zähen Wartens. Während die einen im Oktober und November 1975 beteten, der spanische Diktator möge sich gesundheitlich doch noch berappeln, setzten die anderen auf sein schnellstmögliches Ableben. Am Morgen des 20. November trat ein, was die Schlagzeilen der Zeitungen nur wenig später verkündeten: "Ha muerto Franco." (Franco ist gestorben)

Dead Dictator

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Zehntausende Menschen kamen, um von Francisco Franco Abschied zu nehmen, als sein Leichnam wenige Tage später im Königspalast in Madrid aufgebahrt wurde. Doch viele Spanier atmeten auch auf - nicht nur Oppositionelle, sondern selbst Anhänger des Diktators sehnten sich nach der fast 40 Jahre währenden Zeit, in der Franco das Land mit eiserner Hand geführt hatte, nach Wandel.

VIEW OF LATE GENERAL FRANCO'S  MAUSOLEUM IN THE VALLEY OF THE FALLEN MAUSOLEUM NEAR MADRID

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Der mit 82 Jahren verstorbene Francisco Franco wurde im Valle de los Caídos, dem Tal der Gefallenen, beigesetzt. Der Generalísimo selbst hatte das monumentale Mausoleum erbauen lassen, in dem auch José Antonio Primo de Rivera, der Gründer der faschistischen Falange, seine letzte Ruhe fand sowie Zehntausende Anhänger Francos, die im Spanischen Bürgerkrieg getötet wurden. Tausende republikanische Gefangene mussten das Monument in Zwangsarbeit errichten, Hunderte starben dabei.

Francisco Franco

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Franco - hier im Jahr 1937 - hinterließ nach seinem Tod ein gespaltenes Land. Die "zwei Spanien", die der von 1936 bis 1939 andauernde Spanische Bürgerkrieg vorbrachte, wurde während seiner Herrschaft zementiert. Doch wer war der Mann, dem es gelang, Spanien über Jahrzehnte hinweg als "Führer von Gottes Gnaden" autoritär zu führen? Francisco Franco Bahamonde wurde am 4. Dezember 1892 in Ferrol, einer kleinen Garnisonsstadt in Galicien geboren. Er entstammte einer Familie von Marinemilitärs.

Francisco Franco

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Ideologisch gespalten wie das Land ist auch das Urteil, das Zeitgenossen und Historiker fällten. Während die einen ihn als charismatisch beschrieben, hieß es andererseits, für einen Diktator sei der Caudillo, der zudem eine Fistelstimme gehabt habe, erstaunlich unscheinbar gewesen. Franco werde als "schüchtern, bescheiden und introvertiert wahrgenommen, gleichzeitig aber als selbstherrlich, brutal und außerordentlich grausam", schreibt Historiker Carlos Collado Seidel in seiner Franco-Biografie (Franco. General - Diktator - Mythos, Stuttgart 2015). Übereinstimmend werde dem Diktator hingegen Gefühlskälte bescheinigt. Als "exzessiv in seiner Mittelmäßigkeit" beschrieb ihn demnach Historiker Alberto Reig Tapia.

General Franco

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1936 putschten nationalistische Militärs gegen die linke Zweite Republik. Der junge General Franco (hier etwa 1937 auf den Schultern seiner Soldaten) und seine in den Kolonialkriegen brutalisierte Afrikaarmee gingen mit aller Gewalt gegen die vermeintlichen "inneren Feinde" vor.

Franco's Troops Search Farmer

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Gezielt wurde Terror gegen die Anhänger der Zweiten Republik ausgeübt - gegen bürgerliche Demokraten, Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten. Gegen Kämpfer, aber auch gegen ihre Angehörigen. Es wurde wahllos ermordet und vergewaltigt. Auf dem Foto ist zu sehen, wie Franco-Soldaten einen Bauernhof im Baskenland nach Waffen durchsuchen.

Barcelona Prisoners

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Auch nach dem Sieg seiner Truppen im April 1936 ließ Franco seine Gegner weiterhin verfolgen. Und zwar so unbarmherzig, dass der britische Historiker Paul Preston hierfür den Begriff des "Spanischen Holocaust" geprägt hat. Es ging nicht nur um Bestrafung, sondern um physische Vernichtung. Zehntausende Gegner des Franco-Regimes wurden hingerichtet oder kamen in Gefangenschaft (wie die auf dem Foto gezeigten Kämpfer in Barcelona im Februar 1939). Zehntausende verschwanden - und endeten wohl meist in den bis heute existierenden anonymen Massengräbern. (Hier mehr zum Spanischen Bürgerkrieg und seinen Nachwehen)

Welcome Salute

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Der Sieg im Spanischen Bürgerkrieg blieb zentraler Bezugspunkt während der gesamten Franco-Zeit. Nicht nur Hoffnungen auf Demokratie, auch Bestrebungen nach mehr regionaler Autonomie erstickte der Diktator schon im Keim. Auf dem Foto zeigen Nationalisten in Barcelona ihre Freude über den Einmarsch der Franco-Truppen im Januar 1939.

Franco And Hitler

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Der Sieg im Spanischen Bürgerkrieg war Franco nur durch die frühe Unterstützung durch die Diktatoren Hitler und Mussolini möglich. Aus dem Zweiten Weltkrieg hielt der Generalísimo sein Land trotzdem offiziell weitgehend raus. Er wolle sich lieber drei, vier Zähne ziehen lassen, als noch einmal mit Franco zu verhandeln, soll Hitler nach dem einzigen Treffen der beiden Dikatoren in Hendaye an der französisch-spanischen Grenze im Jahr 1940 gesagt haben.

Doch so legendär, wie von Franco-Anhängern gerne behauptet, war das Auftreten des Caudillo nicht. Zum einen bekam er vom Deutschen Reich kaum etwas angeboten für eine Kriegsbeteiligung. Zum anderen tat er, wie Historiker Collado Seidel schreibt, trotz der Neutralität "alles im Rahmen seiner Möglichkeit stehende, um die Achsenmächte zu unterstützen".

Palacio Real

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War die Franco-Diktatur eine faschistische? Ein Teil der Machtbasis des Regimes bestand sicherlich in der Falange-Bewegung. Franco gelang es jedoch bereits im Bürgerkrieg, deren faschistische, zum Teil auch sozialrevolutionäre Kräfte mit dem reaktionär-katholischen Lager zu vereinen. Der Diktator selbst begriff sich vor allem als Militär - und übte seine Herrschaft in diesem Sinne von seinem Regierungssitz im Palacio Real, dem früheren Königspalast, in Madrid aus.

Zudem spielte - im Gegensatz zum faschistischen Regime Hitler-Deutschlands - in Spanien zunehmend das katholische Element eine bedeutende Rolle. Im Technokratenkabinett, das den Wirtschaftsaufschwung Spaniens in den 1960er Jahren dirigierte, waren Mitglieder des Laienordens Opus Dei von Anfang an in zentralen Positionen.

Franco At Reception

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Eine zentrale Stütze Francos war seine Frau Carmen Polo (hier rechts zu sehen). Sie entstammte einem großbürgerlichen Milieu. Sicher in Kleidung und Auftreten und in der Öffentlichkeit stets mit einem Lächeln auf dem Gesicht, schuf sie den adäquaten gesellschaftlichen Rahmen für die spanische Diktatur. Sie starb 1988.

Carmen Franco Polo

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Hochbetagt ist inzwischen das einzige Kind Francos, seine Tochter Carmen Franco Polo, die auf dem Foto am Tag ihrer Hochzeit 1950 zu sehen ist. Mit 89 Jahren gab die Hijísima, die Höchsttöchterliche, vor Kurzem der spanischen Zeitung El Mundo ein Interview, in dem sie über die Prioritäten ihres Vaters sagte: "Zuerst kam aber immer Spanien, dann meine Mutter und an dritter Stelle ich."

General Franco

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Sportfischerei und Jagen zählten zu den Hobbys des Diktators, der hier Ende der 1940er Jahre auf einer Jacht zu sehen ist. Diese waren jedoch nicht allein eine private Liebhaberei, sondern wurden auch propagandistisch ausgeschlachtet. So verkündeten, wie Collado Seidel schreibt, im Sommer 1958 Schlagzeilen spanischer Zeitungen, Franco habe einen 20-Tonnen-Wal gefangen.

General Francisco Franco

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Private Interessen wie Fernsehen und das Malen von Bildern sollen dann in den letzten Jahren einen immer größeren Raum im Leben Francos eingenommen haben. Mit dem "Spanischen Wirtschaftswunder" hatte der Caudillo seine Macht konsolidiert - und auch seine Nachfolge hatte er geregelt, wenn sie sich auch anders entwickeln sollte, als beabsichtigt.

Spanischer Prinz Juan Carlos und General Francisco Franco, 1969

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Da er selbst ohne männlichen Nachkommen war, erkor Franco schon früh Prinz Juan Carlos als seinen Nachfolger aus. Bereits im Alter von zehn Jahren wurde dieser dem Diktator zur Erziehung anvertraut. Am 22. Juli 1969 bestimmte Franco den Bourbonen-Spross per Gesetz zu seinem Nachfolger. Und das wurde er auch.

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Quelle: AFP

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Am 22. November 1975, zwei Tage nach dem Tod Francos, wurde Juan Carlos zum König proklamiert. Doch der 37 Jahre alte Regent erfüllte die Erwartungen seines Mentors nicht - dafür aber die der Mehrheit der Spanier. Er leitete den Prozess der sogenannten Transición ein. Innerhalb weniger Jahre wurde Spanien eine parlamentarische Monarchie mit demokratischer Verfassung. Doch über die Franco-Ära und ihre Verbrechen wurde erst einmal der Mantel des Schweigens gedeckt, erst seit ein paar Jahren wird in Spanien darüber gestritten.

© SZ.de/odg
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