Beim zentralen Gedenkgottesdienst der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) warnte Ratspräsident Wolfgang Huber vor dem Vergessen. "Um der Zukunft willen darf die Vergangenheit nicht verdrängt werden", sagte der Bischof in seiner Predigt in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.
Rund 10.000 Menschen haben in Berlin gegen den zum 60. Jahrestag des Kriegsendes erwarteten Aufmarsch der rechtsextremen NPD demonstriert. Die Teilnehmer zogen über die Friedrichstraße im Bezirk Mitte Richtung Alexanderplatz, wo sich bis zum Mittag nach Polizeiangaben etwa 1900 NPD-Anhänger versammelten.
Bei der Auftaktkundgebung künigten Redner an, den Marsch der Rechtsextremen durch die Innenstadt verhindern zu wollen. Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Hedwigskathedrale im Berliner Bezirk Mitte begannen am Mittag die offiziellen Feiern zum 60. Jahrestag des Kriegsendes.
Bei der Demonstration der NPD-Gegner hieß es auf Transparenten unter anderem "Globale Gemeinschaft statt Volkswahn". Zu größeren Zwischenfällen kam es zunächst aber nicht. Die Polizei nahm acht Demonstranten fest, die teilweise unerlaubte Gegenstände bei sich führten. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass die Rechtsextremen durch den Protest der Gegner am Losmarschieren gehindert werden könnten.
Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte zum Protest gegen den Aufmarsch der Rechtsextremen aufgerufen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot von rund 7000 Beamten im Einsatz, um Zwischenfälle zu vermeiden.
Nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts darf die von der NPD-Jugendorganisdation "Junge Nationaldemokraten" angemeldete Demonstration mit dem Motto "Schluss mit dem Schuldkult" zwar durch das Berliner Stadtzentrum führen, allerdings nicht zum Brandenburger Tor und zum neuen Holocaust-Mahnmal. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte zum Protest gegen den Aufmarsch der Rechtsextremen aufgerufen.
Kilometerlange Lichterkette
Am späten Samstagabend hatten sich nach Veranstalterangaben rund 25.000 Menschen an einer Lichterkette quer durch Berlin beteiligt. Sie sollte an das Kriegsende am 8. Mai 1945 erinnern, aber sich auch gegen den neuen Rechtsextremismus wenden.
Auf der insgesamt 33 Kilometer langen Strecke gab es allerdings einige Lücken. Das Motto lautete: "Nie wieder Krieg, nie wieder Rechtsradikalismus, nie wieder Rassismus".
Die Lichterkette, veranstaltet unter anderem von der jüdischen Gemeinde, zahlreichen evangelischen Kirchenkreisen, der Gewerkschaft verdi. Die Kette war Teil der Gedenkfeierlichkeiten unter dem Motto "Tag für Demokratie".
Am sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow legten der russische Botschafter in Berlin, Wladimir Kotenew, und der Berliner Abgeordnetenhauspräsident Walter Momper Kränze nieder. Der 8. Mai 1945 sei der Sieg der Zivilisation über die Barbarei gewesen, sagte Kotenew vor Veteranen der Roten Armee. Zu der Kranzniederlegung war auch die PDS-Parteispitze erschienen.
Gedenken an die Opfer
Auch in München wurde zum 60. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1945 vom evangelischen Landesbischof Johannes Friedrich zum gemeinsamen Gedenken und Erinnern aufgerufen. Das nationalsozialistische Regime, der Zweite Weltkrieg und die Kriegsfolgen hätten Millionen Menschen zu Opfern von Unrecht und Gewalt werden lassen, sagte Friedrich bei einer zentralen Gedenkveranstaltung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern im Herkulessaal der Münchner Residenz.
"Es ist für uns eine bleibende Verpflichtung, das Gedächtnis dieser Opfer zu bewahren und sie, wo immer möglich, aus der Namenlosigkeit herauszuholen." Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) würdigte unterdessen den 8. Mai 1945 als "Tag der Befreiung von der Nazi-Herrschaft".
Er sei sehr froh, dass die militärische Niederlage und das Ende des Krieges das Aus für das Unrechtssystem des Nationalsozialismus bedeutet hätten, erklärte Beckstein. Die Gefühle beim Gedenken an dieses Datum seien aber auch zwiespältig: "Deutschland lag in Schutt und Asche. Die Gefangenschaft brachte großes Leid über Hunderttausende, und Millionen wurden vertrieben."
Das Gedenken an die zahllosen Opfer mahne zugleich zur Wachsamkeit. "Wir brauchen einen starken Rechtsstaat, eine wehrhafte Demokratie, die neuen Gefahren jederzeit wirkungsvoll begegnen kann", erklärte Beckstein.