1. Mai:Erste Krawalle in Berlin

Nach Steinwürfen gegen Polizisten sind Sicherheitskräfte in Berlin-Kreuzberg gegen linksautonome Randalierer vorgegangen.

In Berlin ist die Polizei zu Beginn der sogenannten revolutionären 1.Mai-Demonstration am Freitagabend von Linksautonomen attackiert worden. Teils vermummte Randalierer schleuderten Steine und Flaschen auf die Beamten. Die Polizei griff zunächst nicht ein. Dennoch hofften die Sicherheitsbehörden auf einen weitgehend friedlichen Abend.

1. Mai: Polizisten führen Randalierer in Berlin ab.

Polizisten führen Randalierer in Berlin ab.

(Foto: Foto: dpa)

"Die Polizeiführung geht davon aus, dass sich die Lage beherrschen lässt", sagte Innensenator Ehrhart Körting (SPD) der Deutschen Presse-Agentur dpa. Nach Einbruch der Dunkelheit war es in den Vorjahren am 1. Mai in Kreuzberg immer wieder zu Gewaltausbrüchen gekommen. Die Polizei ist mit rund 6000 Kräften im Einsatz. 400 Beamte seien als Verstärkung aus anderen Bundesländern gekommen, nachdem sich die Lage in Hamburg und Niedersachsen wegen verbotener Demonstrationen entspannt habe.

Mit dem schon traditionellen Myfest rund um den Mariannenplatz wollen die Anwohner Krawallen keinen Raum geben. Bei strahlendem Sonnenschein feierten bis zum Abend weit über zehntausend Menschen entspannt ein buntes Straßenfest. Auch Körting ließ sich dort sehen.

Auf dem Fest waren auch Anti-Konflikt-Teams der Polizei unterwegs. Am Abend begann am Kottbusser Tor die traditionelle "revolutionären" Maidemonstration mit mehreren tausend Teilnehmern aus dem linken Lager. Unter den Demonstranten waren einige hundert teils vermummte und schwarz gekleidete Anhänger der linksautonomen Szene. Aus diesem Block wurden gleich zu Beginn Steine und Flaschen auf die Polizei geworfen. Der Protest steht unter dem Motto "Kapitalismus ist Krise und Krieg. Für die soziale Revolution".

Körting zeigte sich zufrieden, dass es in der Nacht zum 1. Mai zu keiner Gewalteskalation gekommen war. "Ich bin nie zufrieden, wenn es Gewalt gibt und Polizisten verletzt werden, aber ich bin Realist genug, zu wissen, dass sich diese nicht ausschließen lässt." In der Walpurgisnacht wurden bis zum Morgen laut Polizei 57 Personen festgenommen. Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurden 48 Beamte leicht verletzt. Die Walpurgisnacht habe sich "wie erwartet entwickelt". Es habe keine organisierte Gewalt gegeben, sondern einzelne Grüppchen, die auf Randale aus gewesen seien.

Laut Innensenator hielten sich auch die Demonstrationen gegen eine Kundgebung der rechtsextremen NPD an deren Bundeszentrale in Berlin- Köpenick im Rahmen. Bei dem Protest von rund 1500 Menschen gegen die NPD warfen am Vormittag mehrere linke Demonstranten Steine auf ein Haus in der Puchanstraße, nachdem ein Anwohner auf einem Balkon die Hand wie zum Hitlergruß erhoben hatte. Etwa 100 Teilnehmer besetzten den Bahnsteig am S-Bahnhof Köpenick. Der Zugverkehr musste für etwa eine Stunde unterbrochen werden. Die Polizei löste die Blockade nach kurzer Zeit wieder auf, es gab mehrere Festnahmen.

Die Berliner Abgeordnete Evrim Baba (Linke) kritisierte den Polizeieinsatz bei der Sitzblockade am S-Bahnhof, der "unter massivem Einsatz physischer Gewalt von der Polizei geräumt" worden sei. Sie sei selbst von Schlägen ins Gesicht und von Pfefferspray verletzt worden. Der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, sprach sich am Rande erneut für ein Verbot der NPD aus.

Etwa 200 NPD-Anhänger hatten sich auf dem Gelände der Partei- Bundeszentrale am Mandrellaplatz versammelt. Zum ersten Mal seit fünf Jahren hielt die Partei dort wieder eine Kundgebung am 1. Mai ab. Hauptredner war der NPD-Vorsitzende Udo Voigt.

Die Protest-Züge linker Gruppen zum 1. Mai verliefen Nachmittag friedlich. Zu lauter Techno-Musik zogen laut Polizei rund 2000 Teilnehmer der "Mayday"-Demonstration vom Bebelplatz in Berlin-Mitte nach Kreuzberg. Einige bewarfen das Bundesfinanzministerium mit Farbeiern. Die Polizei schritt nicht ein. Bei der "Revolutionären 1.Mai-Demonstration" maoistischer und leninistischer Gruppen liefen rund 250 Menschen ruhig durch Kreuzberg.

In der Nacht hatte in Friedrichshain eine teils aggressive und betrunkene Menge der Polizei gegenübergestanden. Die Beamten wurden mit Flaschen und Steinen beworfen, in der Warschauer Straße eine vorbeifahrende Straßenbahn angegriffen. In zwei Straßen wurden Müllcontainer und Gegenstände in Brand gesteckt. Die Polizei stoppte die gewalttätigen Aktionen.

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