Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Kim Il Sung in Nordkorea:Abgestürzte Geburtstagsparty

Der "ewige Präsident" der Nation wäre an diesem Sonntag 100 Jahre alt geworden - und Nordkorea feiert Kim Il Sung mit Pomp und Propaganda. Sogar ausländische Fotografen wurden in das sonst abgeschottete Land geladen. Den raketenhaften Auftakt zu den Feierlichkeiten hat man sich in Pjöngjang aber wohl anders vorgestellt.

Mirjam Moll

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A soldier stands guard in front of the Unha-3 (Milky Way 3) rocket sitting on a launch pad at the West Sea Satellite Launch Site, during a guided media tour by North Korean authorities in the northwest of Pyongyang

Quelle: Reuters

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Der "ewige Präsident" der Nation wäre an diesem Sonntag 100 Jahre alt geworden - und Nordkorea feiert Kim Il Sung mit Pomp und Propaganda. Sogar ausländische Fotografen wurden in das sonst abgeschottete Land geladen. Den raketenhaften Auftakt zu den Feierlichkeiten hat man sich in Pjöngjang aber wohl anders vorgestellt.

Am 15. April begeht Nordkorea den 100. Geburtstag von Kim Il Sung, dem Urvater der Nation, der über seinen Tod hinaus zum "ewigen Präsidenten" berufen wurde. Zum großen Jahrestag plante die kommunistische Führung nicht nur die üblichen prunkvollen Feierlichkeiten - eine Rakete musste her. Der Flugkörper vom Typ UNha-3 (Milchstraße 3) sollte einen Satelliten ins All befördern, explodierte aber kurze Zeit nach dem Start und stürzte ins Gelbe Meer. Es ist der dritte gescheiterte Versuch Nordkoreas, einen Satelliten ins All zu bringen, nach 1998 und 2009. Jetzt räumte die kommunistische Führung aber zum ersten Mal offiziell ein, dass eine Mission misslungen ist.

North Korean scientists work at a control centre on the outskirts of Pyongyang

Quelle: REUTERS

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Zuvor hatten nordkoreanische Wissenschaftler lange an der Rakete gearbeitet (das Bild zeigt das Kontrollzentrum des Koreanischen Komitees für Weltraumtechnologie in Pjöngjang). Nordkorea hatte in dieser Woche bekanntgegeben, die Rakete mit Treibstoff befüllt zu haben. Der geplante Abschuss hatte vor allem asiatische Staaten in Alarmzustand versetzt. Washington hatte den geplanten Raketenabschuss scharf kritisiert. Dort befürchtete man, dass es sich bei der Rakete um eine Interkontinentalrakete handelt, mit der Atomsprengköpfe transportiert werden könnten. Auch nach dem Absturz ist allerdings nicht klar, ob es sich bei der Rakete um einen Satellitenträger oder eine Langstreckenrakete gehandelt hat.

Kim Jong Il

Quelle: AFP

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Während des Weltkongresses am Donnerstag war man in Pjöngjang noch guter Hoffnung, dass die Rakete ihren Weg ins All finden würde. Das Bild zeigt den verstorbenen nordkoreanische Präsident Kim Il Sung und seinen Sohn, den späteren Führer Kim Jong Il Hang, von überdimensionalen Porträts auf den Kongress herab blickend. Um die Kim-Dynastie wird ein bizarrer Personenkult betrieben: Man schaut zu Kim Il Sung bis heute als de jure Staatsoberhaupt auf. Sein Sohn Kim Jong Il verstarb 2011 an einem Herzinfarkt. Nun hat der Dritte in der Familiendynastie die Staatsgeschäfte übernommen: Kim Jong Un.

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Quelle: AP

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Eine Zuschauerin beim Weltkongress zur Juche-Idee in Pjöngjang trägt eine Anstecknadel des kommunistischen Führers Kim Il Sung. Die Juche-Idee verweist auf die Philosophie Kim Il Sungs. Sie wurde 1972 zur offiziellen Staatsideologie der Demokratischen Republik Korea. Juche heißt übersetzt soviel wie Autarkie oder Selbstständigkeit. Kim Il Sung beschrieb die Ideologie einmal so: "Juche zu etablieren, bedeutet, der Meister der Revolution und des Wiederaufbaus im eigenen Land zu sein." Kim Il Sung und später Kim Jong Il haben die Ideologie erfolgreich als Parole benutzt, um ihre nationalistische Politik angesichts der Hungersnot und der wirtschaftlichen Stagnation des Landes zu rechtfertigen.

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Der nächste in der Kim-Dynastie wird die Juche-Ideologie nun wohl weiterpflegen. Auf dem Foto huldigt die nordkoreanische Arbeiterpartei Kim Jong Un, dem Enkel Kim Il Sungs, der am Mittwoch zum ersten Parteisekretär erklärt wurde. Bereits nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il übernahm er als "oberster Führer" die Macht über die Partei, die Streitkräfte und den Staat. Der Raketenabschuss sollte ein Prestigeerfolg für Kim Jong Un werden und seine Macht in Nordkorea festigen.

Kim Il-Sung Pyongyang

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Der Kult um Kim Il Sung kennt kaum Grenzen: Im Volkskulturpalast, wo der Weltkongress zur Juche-Idee stattfand, werden Bücher über den Urvater der Nation ausgestellt. Sein Gesicht ist allgegenwärtig in Pjöngjang.

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Nordkorea setzt auf Tradition: Frauen in volkstümlichen Kostümen führen die Teilnehmer des Weltkongresses herum. Tradition ist es auch, die dabei helfen soll, die Kim-Dynastie in die dritte Generation zu führen.

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Tanzeinlagen dürfen auch bei den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Kim Il Sungs nicht fehlen. Für die Gedächtnisfeier muss alles perfekt sein.

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Zwei Zugbegleiterinnen bereiten eine Mahlzeit für die mitreisenden Journalisten vor: Eigens zum 100. Geburtstag von Kim Il Sung durften sogar ausländische Journalisten in das sonst abgeschottete Land reisen - für eine geführte Medientour. Nichts soll unkontrolliert an die Außenwelt gelangen. Was fotografiert werden darf, ist vorgegeben. Die hier gezeigten Fotos geben dennoch seltene Einblicke in eine fast unbekannte Welt.

A painting of North Korea founder Kim Il-sung and the late leader Kim Jong-il is displayed in Pyongyang

Quelle: REUTERS

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Im Straßenbild Pjöngjangs ist Kim Il Sung allgegenwärtig, meist Seite an Seite mit seinem Sohn Kim Jong Il. Die Hauptstadt wird aufwändig dekoriert, um den 100. Geburtstag des Gründungsvaters am 15. April würdevoll begehen zu können.

Women work in the Kim Jong-suk Pyongyang Silk Mill in Pyongyang

Quelle: REUTERS

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Auch die Fabriken sind von Kim Il Sung geprägt. Diese Seidenspinnerei ist nach der Frau des Diktators benannt. Das Volk wie hier arbeitsam, produktiv und pittoresk in Szene zu setzen, ist ganz im Sinne der nordkoreanischen Arbeiterpartei.

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Selbstverständlich ist auch die Universität Pjöngjangs nach Kim Il Sung benannt. Studenten können sich dort im Pool vergnügen. Doch der Schein trügt: Die UNO schätzt, dass in Nordkorea circa sechs Millionen Menschen vom Hunger bedroht sind, in abgeschottenen Lagern sollen etwa 150.000 politische Gefangene inhaftiert sein.

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In Reih und Glied versammeln sich Angehörige des Militärs in einem Stadion in Pjöngjang zu einer Kundgebung der Staatspartei. Auch die "Partei der Arbeit Koreas" bereitet sich und ihre Mitglieder auf das Jubiläum vor.

Kim Jong Un

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Auf die Tribüne tritt schließlich auch Kim Jong Un, Sohn des verstorbenen Kim Jong Il und Machthaber in Nordkorea. Er steht auch der Arbeiterpartei vor.

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Quelle: AP

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Im Planetarium bei der Drei-Revolutionen-Ausstellungshalle in Pjöngjang sind Bilder des Sternenhimmels zu sehen. Der nordkoreanische Satellit hat es nicht bis ins All geschafft.

The 105-storey Ryugyong Hotel, the highest building under construction in North Korea, is seen in Pyongyang

Quelle: Reuters

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Seit 1987 im Bau und noch immer nicht fertiggestellt: Das 105 Stockwerke hohe Ryuagyong Hotel in Pjöngjang, dessen Silhouette einer Rakete gleicht. Das Ziel Nordkoreas, einen Satelliten im All zu platzieren, bleibt jedoch vorerst ein Traum.

© Süddeutsche.de//rus/rela
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