Zweiter Jahrestag der Loveparade-Katastrophe:Tausend Lichter gegen das Vergessen

"Hätte es die Loveparade nicht gegeben, würden die Menschen noch leben": Zwei Jahre nach der Katastrophe in Duisburg gedenken Trauernde mit einem Lichtermeer der 21 Toten. Noch immer sind viele Fragen offen. Vor allem die, wer für das Unglück verantwortlich ist, quält die Angehörigen.

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Gedenken an Opfer der Loveparade

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"Hätte es die Loveparade nicht gegeben, würden die Menschen noch leben": Zwei Jahre nach der Katastrophe in Duisburg gedenken Trauernde mit einem Lichtermeer der 21 Toten. Noch immer sind viele Fragen offen. Vor allem die, wer für das Unglück verantwortlich ist, quält die Angehörigen.

21 Mal schlägt die Glocke am Dienstagabend in Duisburg, ein Glockenschlag für jeden der 21 Toten, die vor zwei Jahren bei der Loveparade umkamen. Mehr als 2000 Bürger sind zu einer Gedenkfeier zusammengekommen, um zu trauern und an die Opfer zu erinnern.

Am 24. Juli 2010 kam es am Ausgang des Partygeländes auf einem ehemaligen Güterbahnhof zu einer Massenpanik. Im Gedränge starben 21 Menschen, mehr als 500 wurden verletzt.

Duisburg gedenkt der Loveparade-Opfer

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Die Trauernden versammeln sich zunächst am Ort des Unglücks, den die Polizei weiträumig abgesperrt hat. Später kehren sie in die Innenstadt zurück. Sie nehmen den gleichen Weg, den Tausende Menschen vor zwei Jahren benutzten, um zum Festivalgelände zu gelangen. Heute gehen ihn die Hinterbliebenen in entgegengesetzter Richtung entlang: Ganz so, als ließe sich so die Zeit zurückdrehen.

Zwei Jahre nach der Loveparade - Duisburg gedenkt der Opfer

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Duisburg sei eine Stadt, die eine "Narbe" davongetragen hat: Vor dem Stadttheater entschuldigt sich Oberbürgermeister Sören Link bei den Angehörigen in ihren Landessprachen für "das unfassbare Leid". "Ich will mich zu diesem Tag bekennen und Verantwortung annehmen, die aus ihm erwächst", sagte Link.

"Mehr kann man nicht erwarten", sagte später Jürgen Hagemann, der Vorsitzende der Loveparade-Selbsthilfe, dessen Verein die Hinterbliebenen vertritt.

Duisburg gedenkt der Loveparade-Opfer

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Doch nicht Link steht im Mittelpunkt der Gedenkfeier. Der Tag gehört den Erinnerungen der Angehörigen: Auf einer großen Leinwand werden Fotografien aus den Heimatstädten der Opfer gezeigt. Immer wieder erklingt Musik, darunter ein Medley aus den Lieblingsliedern der Toten.

Gedenken an Opfer der Loveparade

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Eine Frau sitzt vor Kerzen am Ort der Loveparade-Katastrophe in Duisburg.

1.000 Kerzen erinnern in Duisburg an Loveparade-Opfer

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1000 Lichter sollen zwei Jahre nach der Katastrophe an die Opfer erinnern. Ein vierjähriges Mädchen hockt vor Kerzen und vergräbt das Gesicht in den Armen.

Ursache des Unglücks war, dass es bei der Technoparty für Hunderttausende Besucher nur einen einzigen Ein- und Ausgang gegeben hatte, der zudem durch einen engen Straßentunnel führte. Als zu- und wegströmende Besucher an der Rampe zum Partygelände aufeinandertrafen, kam es zu dem tödlichen Gedränge.

Gedenken an Opfer der Loveparade

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Am Abend vor dem zweiten Jahrestag versammelten sich Hunderte Menschen zu einer Mahnwache auf dem damaligen Veranstaltungsgelände.

Wer sich für die Katastrophe verantworten muss, ist noch immer nicht geklärt. Inzwischen hat die Sonderkommission der Polizei ihre Ermittlungen fast abgeschlossen. Die Hauptakten umfassen etwa 30.000 Blätter, mehr als 3000 Zeugen wurden gehört. Die Staatsanwaltschaft hat noch nicht entschieden, ob gegen die 17 Beschuldigten Anklage erhoben werden soll.

Das Verfahren richtet sich gegen elf städtische Bedienstete, fünf Mitarbeiter des Veranstalters und den verantwortlichen Polizeiführer. Ermittelt wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung oder der fahrlässigen Körperverletzung.

Gedenken an Opfer der Loveparade

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Lichter formen ein großes Herz. Auch die Treppe unterhalb des alten Stellwerks, über die einige Partygäste noch vergeblich versucht hatten, sich zu retten, ist mit Kerzen bedeckt.

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien zum zweiten Jahrestag eine Traueranzeige vom "Team der Loveparade". Darin heißt es: "Wir bedauern aus tiefstem Herzen das Leid, das den Menschen widerfahren ist. Hätte es die Loveparade nicht gegeben, würden die Menschen noch leben."

Der Veranstalter Lopavent hat die früher jährliche Massenparty nach der Duisburger Katastrophe eingestellt. Ermittlungen der Justiz richten sich auch gegen Mitarbeiter von Lopavent.

Gedenken an Loveparade-Opfer

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Auch politisch hatte die Tragödie Konsequenzen: Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) musste etwa eineinhalb Jahre nach der Katastrophe seinen Hut nehmen. Eine Bürgerinitiative hatte seine Abwahl durchgesetzt.

Sauerland zählt zwar nicht zu den Beschuldigten im Ermittlungsverfahren, steht aber stark in der Kritik. Neben Fehlern bei der Genehmigung der Loveparade wird ihm Versagen im Umgang mit den Angehörigen der Todesopfer vorgeworfen. Einen freiwilligen Rücktritt hatte Sauerland stets abgelehnt.

Gedenken an Opfer der Loveparade

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Sein Nachfolger, Sören Link (SPD), bekräftigte zum zweiten Jahrestag des Unglücks im ZDF: "Die Stadt Duisburg wird mit allem, was sie hat, rückhaltlos und offen und transparent an der Aufklärung mitarbeiten." Für die Klärung von Schuld und Verantwortung müssten die Ergebnisse der juristischen Ermittlungen abgewartet werden. "Wenn die Staatsanwaltschaft soweit ist, dann sehen wir, gegen wen Anklage erhoben wird, in welchen Punkten Anklage erhoben wird", so Link.

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Quelle: AP

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Ein Mann befestigt ein Plakat an der Rampe des Unglücksortes. Bevor die Loveparade 2010 nach Duisburg kam, hatte sie bereits eine 20-jährige, wechselvolle Geschichte hinter sich. Nach der Katastrophe wurde die Partyreihe eingestellt.

Das als Ersatz gedachte Festival B-Parade in Berlin, das in diesem Jahr erstmals stattfinden sollte, wurde kurzfristig abgesagt. Angeblich konnten die Organisatoren nicht genug Sponsoren für ihre Veranstaltung finden. Die B-Parade sollte eine halbe Million Technofans vor das Brandenburger Tor locken.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/vks/jobr/soli
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