Zwei US-Soldaten getötet:Tödliche Attacke am Frankfurter Flughafen

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Ein 21-Jähriger feuert am Frankfurter Flughafen mit einer Pistole in einem amerikanischen Militärbus um sich. Zwei Soldaten sterben, zwei werden schwer verletzt. Die Tat gibt Rätsel auf.

Marc Widmann, Frankfurt

Die Szenerie ist gespenstisch. Vor dem Terminal 2 des Frankfurter Flughafens steigen kichernde Stewardessen in einen Bus, beschwingte Touristen ziehen Rollkoffer hinter sich her. Nur 30 Meter weiter, hinter einem provisorisch errichten Zaun, steht ein dunkelblauer Bus der US-Luftwaffe. Vor und in ihm hat ein junger Mann am Mittwoch zwei Menschen erschossen, den Busfahrer und einen US-Soldaten. Zwei weitere Amerikaner wurden schwer verletzt in Frankfurter Krankenhäuser gebracht, wie ein Polizeisprecher sagte.

Mitarbeiter der Spurensicherung vor dem US-Militärbus, in dem ein 21-Jähriger um sich schoss und zwei Soldaten tötete. (Foto: dpa)

Nach ersten Ermittlungen stürmte der Täter, offenbar ein 21-jähriger Kosovare, gegen 15.15 Uhr in den Bus und feuerte mit einer Pistole neunmal um sich. Nach den Schüssen versuchte er in den Terminal zu flüchten, aber schon nach kurzer Zeit fassten ihn Polizisten der Bundespolizei. Er soll in Frankfurt gewohnt haben. Näheres über den mutmaßlichen Schützen war nicht bekannt. Vor allem gab es keine Antwort auf die Frage, warum er auf US-Soldaten feuerte. War es ein Terrorakt? "Wir wissen es nicht", sagt ein Polizeisprecher, "wir kennen seine Motivation noch nicht." Der Täter wurde am Abend von der Frankfurter Mordkommission verhört, die den Fall übernommen hat.

Die 13 US-Soldaten waren offenbar kurz zuvor aus England gekommen und in Frankfurt gelandet. Mit dem Militärbus sollten sie zur US-Basis Ramstein weitergefahren werden. Von dort aus starten auch wichtige Nachschubflüge für US-Auslandseinsätze, zum Beispiel nach Afghanistan.

Nach Angaben aus Berliner Sicherheitskreisen gab es zunächst keine Hinweise darauf, dass es sich um einen Terroranschlag handelt. Kanzlerin Angela Merkel sprach den Angehörigen ihr Beileid aus. Sie sprach von einem "furchtbaren Ereignis" und sicherte zu, dass die deutsche Regierung alles tun werde, um den Vorfall aufzuklären.

Auch US-Präsident Barack Obama reagierte entsetzt. Seine Regierung werde "keine Mühen scheuen", um die Umstände der Gewalttat aufzuklären, kündigte er an.

Zu möglichen Hintergründen der Tat hielt sich auch der hessische Innenminister Boris Rhein zurück, der sofort an den Flughafen geeilt war. "Ich spreche bewusst nicht von einem Anschlag, sondern von einem Tötungsdelikt", sagte der Minister. Rhein erwähnte auch ein Gerücht, das am Tatort die Runde machte: Demnach soll der Täter "Allahu akbar" gerufen haben, die arabische Wendung für "Gott ist groß". Doch derlei Spekulationen wollte die Polizei am Abend ausdrücklich nicht bestätigen. "Wir haben davon gehört, aber wir kommentieren das nicht", sagte ein Sprecher.

Der genaue Tathergang war der Polizei in den Stunden nach der Tat noch unklar. Sie sprach vorsichtig von einer "Auseinandersetzung" in dem Bus. Ein getöteter Soldat lag vor dem Fahrzeug. Die Polizei am Flughafen hat nach dem Angriff die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, Beamte patrouillierten mit Maschinenpistolen durch die Terminals. Der Flugverkehr lief normal weiter.

© SZ vom 03.03.2011/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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