Zum Tod von Sonia Rykiel:Königin der Strickmode

French designer Sonia Rykiel dies at 86

Sonia Rykiel war eine der prägendsten Modeschöpferinnen ihrer Zeit. Die Französin starb im Alter von 86 Jahren an den Folgen einer Parkinson-Erkrankung in Paris.

(Foto: Olivier Hoslet/dpa)

Die Französin Sonia Rykiel war eine der prägendsten Modeschöpferinnen ihrer Zeit: Sie trug in den Siebzigerjahren auch zur neuen Freiheit für Frauen bei. Nun starb sie im Alter von 86 Jahren in ihrer Heimat Paris.

Von Dennis Braatz

Es gibt eine Anekdote, die Sonia Rykiel gern über ihre Haare erzählt hat: "Schon als ich auf die Welt kam, waren sie so rot, dass meine Mutter dachte, mein Kopf würde bluten." Färben kam für sie nie in Frage. Ihre Frisur, ein Trapez aus schulterlangen Zottelsträhnen und glattgeföhntem Pony, war immer ihr liebstes "feature", wie die Modedesignerin 2008 dem Guardian verriet.

Ihre Karriere begann Anfang der Sechzigerjahre in Paris eher zufällig. Rykiel war schwanger, arbeitete zuvor als Schaufensterdekorateurin. Weil sie nichts zum Anziehen fand, das elastisch, aber modern war ("Ich wollte die schönste Frau der Welt sein"), nähte sie sich selbst ein Kleid. Dabei half ihr Mann Sam, Inhaber der Boutique "Laura". Durch seine Geschäftskontakte nach Italien ließ Rykiel kurz darauf Entwürfe aus Trikot- und Wollstoffen professionell fertigen und probeweise im Geschäft ihres Mannes verkaufen. Mit so großem Erfolg, dass 1963 die französische Ausgabe der Elle einen engen, rosa-rot-gestreiften und hauchdünnen Strickpullover von ihr auf der Titelseite abbildete. Eine Sensation, weil diese Ehre bis dato nur den Couturiers mit maßgeschneiderten Roben vorbehalten und Strick meist grobmaschig und körperverhüllend war. "Es war eine Mode des Protests", sagte Rykiel später in einem Interview. Während der Zeit der sexuellen Revolution verhalfen Designer wie sie, Mary Quant oder Yves Saint Laurent Frauen modisch zu mehr Freiheit. Rykiels Stammkundinnen: Audrey Hepburn und Brigitte Bardot.

1972, sie führte unter eigenem Namen längst mehrere Geschäfte, folgte der Ritterschlag: Das Branchenblatt WWD taufte sie "Königin des Strick". Die Modewelt nennt sie heute noch so (oder "zweite Coco Chanel"). Eine Männer- und Kinderlinie, Uhren, Parfums und Brillen machten das Unternehmen zum Imperium, das inzwischen ihre Tochter Nathalie führt.

Ihren letzten großen Auftritt hatte Rykiel 2008. Zum 40-jährigen Bestehen ihrer Firma organisierte ihre Tochter eine Überraschungsshow. 30 Designer, darunter Karl Lagerfeld und Giorgio Armani, kreierten je einen Look; ihre eigene Interpretation der Sonia-Rykiel-Frau. Strick und Streifen waren überall zu sehen. Vielen Models haben die Designer aber auch Rykiels Frisur verpasst. Margiela zeigte gar eine kupferrote und zum Trapez geschorene Kunstfelljacke. Die Gäste jubelten.

Zu diesem Zeitpunkt wusste Rykiel längst von ihrer Parkinson-Erkrankung. An die Öffentlichkeit ging sie damit erst 2012, dem Jahr, als auch 80 Prozent ihres Unternehmens von einer chinesischen Investmentfirma erworben wurden. Selbst entworfen hat sie seitdem nur noch selten, zuletzt für diesen Herbst eine Kosmetik-Linie. Am Donnerstag teilte ihre Familie mit, dass Sonia Rykiel an den Folgen ihrer Erkrankung gestorben ist.

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