Von den Ausmaßen der Loveparade ist der "Zug der Liebe" weit weg. Zu ihren Hochzeiten brachte die Technoparade 1,5 Millionen Menschen auf die Straße, beim "Zug der Liebe" waren es am Samstag nach Angaben der Polizei 28 000 Raver. Angemeldet waren 15 000, doch es lief alles friedlich ab. Am Ende musste die Route wegen Sturmtief "Zeljko" abgeändert werden. Es ging in Berlin dann dort entlang, wo weniger Bäume stehen, um das Risiko von herunterfallenden Ästen zu minimieren. Einige Teilnehmer fanden trotz aller Extase noch die Zeit, ihre Gefühle, Erwartungen und Hoffnungen zu beschreiben.
Yvonne, 20 (Mitte), mit Max, 22, und Melissa, 23: "Wir lieben Techno und sind jedes Wochenende in den Berliner Technoclubs unterwegs. Für die Loveparades waren wir damals noch zu jung, deshalb finden wir es super, jetzt endlich auch mal bei so einem Event dabei zu sein. Musik und Stimmung sind super, wir haben Spaß. Ich glaube, Techno wird es immer geben. Die Leute wollen das ja, sonst wären nicht so viele hier."
Thomas, 52 (Mitte), mit Coco (links) und Sebastian: "Ich war in den 90ern bei der Loveparade. Dagegen ist das hier Kindergarten. Der Rhythmus fehlt einfach. Die Leute sehen alle so normal aus, die Wagen fahren zu schnell vorbei. Es ist auf jeden Fall noch Luft nach oben, sieht aber aus, als könnte daraus was werden. Die Veranstalter wollten wahrscheinlich erst mal schauen, wie es so läuft."
Camilla, 22 (rechts), mit Jacqui, 26: "Wer sagt, dass Techno tot ist, der kennt Berlin nicht. Klar, es kommen immer mehr sogenannte Hipster dazu, die halt denken, dass Techno cool ist. Aber Techno ist nicht cool, Techno ist eine Lebenseinstellung. Für mich bedeutet Techno Lifestyle, Liebe und Glücklichsein."
Rüdiger mit Monika, beide 56: "Wir waren bei der allerersten Loveparade dabei und auch in den folgenden Jahren. Eine tolle Zeit war das. Am Ende war es uns dann aber zu viel, eine Stimmung wie am Ballermann, mit lauter Besoffenen. Die Kritik daran war berechtigt. Der 'Zug der Liebe' geht mehr in die Richtung, wie die erste Loveparade damals war, entspannter. Auch die politische Message dahinter ist super. So soll es sein."
Toni, 38 (rechts), mit Jörg, 31: "Ich hoffe, dass der Zug der Liebe nächstes Jahr wieder kommt - und dann wieder zwei Millionen Leute tanzen. Ich bin auf jeden Fall wieder dabei. Eine Loveparade wird es aber nie mehr geben, der Name ist mit Duisburg gestorben. Dass Dr. Motte nicht da ist, ist trotzdem schade."
Michael, 50, mit Sohn Bruno, 3: "Bis 1998 war ich bei den Loveparades dabei, danach wurde es mir zu kommerziell. Ich bin hergekommen, weil versprochen wurde, dass es diesmal nicht kommerziell wird. Ganz das alte Feeling ist es nicht, es wirkt alles zu verkrampft. Aber ich finde es trotzdem schön, hier zu sein, zum ersten Mal mit meinem Sohn zusammen. Das ist toll."
Alexander, 25, mit Patricia, 28: "Das hier fühlt sich so an, wie ich mir Berlin immer vorgestellt habe, bevor ich hergezogen bin. Ausgelassene Stimmung, gute Musik. Ich hoffe, dass das jetzt jedes Jahr stattfindet."
Daimón, 26: "Ich bin mir sicher, dass das hier die neue Loveparade wird. Techno wird es immer geben, da ist das doch die logische Konsequenz. Warte mal noch zwei, drei Jahre, dann ist hier wieder eine Stimmung wie vor dem Unglück von Duisburg. Wenn sich das nicht gerade jetzt jähren würde, wäre Dr. Motte hier und mit ihm wär's eine Loveparade."
Ariane, 50 (rechts), mit Chrissi: "Wir sind spontan hier, weil wir um die Ecke wohnen und weil dies die erste Technoparade im Ostteil der Stadt ist. Alte Loveparade-Gänger sind wir nicht. Das heißt aber nicht, dass wir hier heute keinen Spaß haben."
Franz, "so alt wie ich aussehe": "Ich habe alle Berliner Loveparades mitgemacht, da ist es doch klar, dass ich jetzt auch wieder dabei bin. Ich liebe Techno. Hoffentlich kommt sowas wie die Loveparade wieder zurück."