Zsa Zsa Gabor:Meisterin der Selbstinszenierung

Zsa Zsa Gabor tot

Starb am Sonntag an einem Herzinfarkt: Zsa Zsa Gabor.

(Foto: dpa)

Zsa Zsa Gabor war weniger für ihr schauspielerisches Talent berühmt als für ihre Männergeschichten und unvergleichlichen Auftritte und Äußerungen.

Von Viktoria Bolmer

Was die Youtube- und Instagram-Berühmtheiten heute machen, hatte Zsa Zsa Gabor bereits in den fünfziger Jahren perfektioniert: Sie war Hollywoods Meisterin der Selbstinszenierung. Das schauspielerische Talent, das ihr für eine Hollywood-Karriere eigentlich fehlte, glich sie mit einem perfekten Auftritt, zahllosen Männergeschichten und dreisten Äußerungen wie "Die Liebe auf den ersten Blick gibt es auch gegenüber einem Bankkonto" aus. Die einstige Hollywood-Diva ist am Sonntag im Alter von 99 Jahren an einem Herzinfarkt verstorben.

Geboren wurde Gabor als Sári Gábor, vermutlich am 6. Februar 1917 in Budapest - restlos gesichert ist das Geburtsjahr nicht. Ihre Familie gab ihr den Spitznamen Zsa Zsa. Gabor wuchs mit ihren zwei Schwestern Magda und Eva auf. Dass sie mit ihrem Aussehen würde Karriere machen können, stellte Gabor schon im Alter von 20 Jahren fest: Sie gewann in Ungarn einen Schönheitswettbewerb. 1941 folgte sie ihren Schwestern nach Hollywood und versuchte sich dort als Schauspielerin. Einer ihrer größten Filmerfolge war im Jahr 1952 ihre Rolle als Jane Avril im Film "Moulin Rouge". An andere Frauen ihrer Zeit, wie etwa Marlene Dietrich oder Doris Day, kam Gabor mit ihren schauspielerischen Versuchen jedoch nicht heran. Immer wieder spielte sie kleinere Rollen, vor allem in Filmen, die heute als "Trash" bezeichnet werden würden und in denen sie weniger Schauspielerin als Dekoration war, etwa im Science-Fiction Film "In den Krallen der Venus".

Die große Filmkarriere blieb aus, das schadete ihrem Bekanntheitsgrad jedoch nicht. Gabor war eben eine Paris Hilton aus einer anderen Zeit: Sie wusste genau, wie sie in die Schlagzeilen kommen konnte und blieb ihrem Motto treu: "Der beste Freund einer Frau ist nicht der Diamant, sondern der Scheidungsanwalt." Neun Ehen in 99 Lebensjahren, von denen eine für ungültig erklärt wurde, weil Gabor noch mit einem anderen Mann verheiratet und die Eheschließung nicht rechtens abgelaufen war. Sie machte keinen Hehl daraus, mit welchen Mitteln sie die Männer eroberte und was sie von ihnen erwartete: "Der Pullover einer Frau sitzt richtig, wenn die Männer nicht mehr atmen können", soll sie einmal gesagt haben. Aus den Ehen nahm sie vor allem eines mit: Kapital. Ihre einzige Tochter Francesca aus der zweiten Ehe mit dem Hotel-Magnaten Conrad Hilton (Paris Hilton ist Gabors Stiefurenkelin) starb vor ihrer Mutter im Jahr 2015. Mutter und Tochter hatten ein angespanntes Verhältnis.

Es war die Sucht nach Aufmerksamkeit, die das Paar teilte

Ihre Ehen hielten nur wenige Jahre, mit Ausnahme der letzten. 1983 traf sie Frédéric Prinz von Anhalt, den Hochstapler, der sich seinen Adelstitel durch eine Adoption erkauft hatte - und die eigentlich fälligen 180 000 Mark dafür nicht einmal bezahlte. Die beiden heirateten 1986 und waren bis zum Tode Gabors verheiratet. Was brachte das einst rastlose It-Girl auf Männerjagd dazu, plötzlich solide zu werden, für einen so windigen Mann, der weder Schauspieler, noch Regisseur, noch bekannt war? Ein Blick auf den Verlauf ihrer Beziehung zeigt: Es war die Sucht nach Aufmerksamkeit, die sie teilten und die die zwei zusammenhielt.

Das erste Treffen der beiden soll wie folgt abgelaufen sein: Der Prinz, damals frisch in Hollywood angekommen, warf sich in seine Gardeuniform, mietete einen Rolls-Royce, engagierte zwei Studenten als Bodyguards und machte sich auf den Weg zu einer Party am Sunset Boulevard. Sein Auftritt muss beeindruckend gewesen sein, schließlich winkten die Sicherheitsleute seinen Rolls-Royce an den Anfang der Limousinenschlange. Er stieg aus, die Menge tat sich auf, vor ihm stand: Zsa Zsa Gabor. "Du bist doch der Prinz", soll sie gesagt und ihn daraufhin den anderen Prominenten als ihren Freund vorgestellt haben.

So die Erzählung Anhalts, der Wahrheitsgehalt ist fraglich. Gabor selbst sagte nur einmal, ihr habe gefallen, wie dieser unbekannte Mann sich ungeniert vor die Crème de la Crème Hollywoods stellte. Blenden konnte der Prinz sie nicht. Kurz vor der Heirat soll sie dem People Magazine gesagt haben: "Darling, ich weiß, dass er nichts taugt, ich habe immer schlechte Männer geheiratet. Es ist eine Schwäche, meine Schwäche." Die beiden verband wohl, dass sie einander nichts vormachen und keine Spielchen spielen mussten - der andere spielte das gleiche Spiel, und hätte es sowieso sofort durchschaut.

Gabor verklagte sogar ihre eigene Tochter

Ihr gemeinsames Ziel war Publicity, schlechte wie gute, um jeden Preis. Die zwei unterstützten sich gegenseitig darin, die Sucht nach Aufmerksamkeit so oft es ging mit Schlagzeilen zu befriedigen. Als Gabor 1989 betrunken in einem nicht zugelassenen Auto angehalten wurde, ohrfeigte sie einen der Polizisten. Die Strafe: ein paar Tausend Dollar. Statt das Geld zu bezahlen, ging sie für drei Tage ins Gefängnis, auf Geheiß ihres Ehemannes. Das Foto von Gabor, perfekt frisiert und geschminkt, ging um die Welt. Der Prinz war stolz auf seinen PR-Coup, erzählt noch heute, es sei seine Idee gewesen.

Nach einem Unfall im Jahr 2002 war die Schauspielerin halbseitig gelähmt. Trotzdem ließ ihr Ehemann immer wieder Kamerateams ins Haus, inszenierte ihre Geburtstage und Ehejubiläen, obwohl die einstige Hollywood-Diva bereits bettlägerig war. Gemeinsam vergrößerten sie ihren Reichtum in den vergangenen Jahren vor allem im Gerichtssaal: Sie verklagten 2005 den Fahrer des Autos, der in den Unfall verwickelt war auf zwei Millionen Dollar, kurz danach sogar ihre Tochter Francesca, weil diese sie um zwei Millionen Dollar betrogen haben soll.

Was von der Ehe Fassade und was echte Zuneigung war - darüber wurde viel spekuliert und wurden viele böse Worte verloren. Und trotzdem: Angeblich pflegte der Prinz seine Ehefrau in den vergangenen 14 Jahren Tag für Tag, bis zu ihrem Tod am Sonntag. "Sie hatte keine Schmerzen, alles ging ganz schnell", sagte er. Das Herz der letzten verbliebenen Hollywood-Diva wollte einfach nicht mehr schlagen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: