Zoos in Europa:Weinende Eisbären

Traurige Schimpansen-Augen hinter Gitterstäben: Tierschützer halten Zoos für traumatisierend - für die Tiere und für kleine Besucher.

Franziska Brüning

Ein Zoobesuch ist alles andere als ein schöner Familienausflug - er traumatisiert kleine Kinder. Das zumindest ist die Meinung von Tierschützern, die sich jetzt in Brüssel getroffen haben, um auf die "entsetzlichen Bedingungen" in europäischen Zoos aufmerksam zu machen.

Zoos in Europa: Was ist das für ein Leben? Zoo-Bewohner Knut reibt sich die Augen.

Was ist das für ein Leben? Zoo-Bewohner Knut reibt sich die Augen.

(Foto: Foto: ddp)

Daniel Turner, Sprecher des Netzwerks europäischer Tierschutzorganisationen Endcap kritisierte, dass sechs Jahre nach der Verabschiedung der EU-Zoorichtlinie das Wohl von Millionen Zootieren noch immer bedroht sei.

So würden die meisten EU-Mitgliedsländer nicht einmal die genaue Zahl der Zoos und Tierparks in ihrem Land kennen und nicht wissen, dass vielen Einrichtungen die nötige Betriebserlaubnis fehle. Die Tiere hätten ein Recht auf eine korrekte Futterversorgung, Schmerz- und Stressfreiheit sowie auf eine artgerechte Haltung und die Möglichkeit, ein normales Verhalten zu entwickeln. Endcap fordert verbindliche Standards für die Haltung von Tieren in Europa.

"Das Problem ist, dass die Richtlinie zu viel Spielraum lässt", sagt Laura Zimprich, Tierschützerin von Animal Public. "Heute sehen die Leute Glasscheiben statt Gitterstäbe und Rindenmulch statt nacktem Steinboden - sie nehmen die Gefangenschaft der Tiere weniger wahr."

Die Freude am Zoobesuch werden die Tierschützer nicht verhindern. Auch wenn sich Mojca Drcar Murko vom EU-Umweltausschuss noch als Erwachsene von den "traurigen Augen" der Schimpansen verfolgt fühlt, die sie einst gesehen hat.

Kinder aus Deutschland werden später vielleicht an den Eisbären Knut denken, der ein typisches Beispiel dafür ist, wie Zoos ihre Probleme mit schönen Bildern überdecken.

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