WWF-Ehrenpräsident König Juan Carlos:"Die Rache des Elefantengottes"

Nur durch einen unglücklichen Sturz erfährt die Welt davon: Während der spanische König zuhause seine Landsleute auf Verzicht in wirtschaftlich schwierigen Zeiten einstimmt, reist er nach Botswana: zur Elefantenjagd. Nun ist Juan Carlos selbst unter Beschuss - denn der Monarch ist Ehrenpräsident der spanischen Fraktion der Naturschutzorganisation WWF.

Sophia Lindsey

Zunächst ließ das Königshaus lediglich vermelden, der spanische König Juan Carlos sei während eines Privatbesuchs in Botswana gestürzt und habe sich so die Fraktur an der rechten Hüfte zugezogen. Doch nun kam heraus: Der 74-Jährige machte in dem südafrikanischen Land keineswegs nur harmlosen Urlaub, sondern Jagd auf Elefanten.

Rasant verliert der spanische König nun an Glaubwürdigkeit: Denn der Monarch ist ausgerechnet Ehrenpräsident der spanischen Sektion der Umweltorganisation WWF, eine der größten Naturschutzorganisationen der Welt. Die World Wide Fund for Nature setzt sich seit Jahren für den Schutz und Erhalt von bedrohten Arten ein.

Doch der WDR-Film "Der Pakt mit dem Panda" zeigte vor knapp einem Jahr, dass der Verband in vielen Bereichen auf ganz schmalem Grad wandert und dokumentiert die Verquickung von Geld- und Blutadel mit dem WWF. So rechtfertigt da der englische Prinz Philip die Jagd auf Tiere so: "Es muss ein Gleichgewicht zwischen den Arten hergestellt werden. Das kann man nicht der Natur überlassen. Indem man Raubtiere dezimiert, schützt man die Tiere." So sieht das wohl auch der König in Spanien - selbst wenn der Elefant nicht zu den Raubtieren gehört.

Doch laut offizieller Linie setzt sich der WWF auch für den Schutz der Elefanten ein: Auf der Roten Liste gefährdeter Arten, welche die Weltnaturschutzunion IUCN jährlich veröffentlicht, wird der Elefant als "gefährdet" geführt.

"Auf ihren natürlichen Routen bei der Suche nach Wasser stoßen die Elefanten auf besiedeltes, landwirtschaftlich genutztes Gebiet - wie beispielsweise in Botswana. Konflikte zwischen Menschen und Tieren sind die Folgen", schreibt WWF Deutschland auf seiner Webseite über das Gebiet, in dem Juan Carlos auf Jagd ging. Die Organisation hat es sich zum Ziel gesetzt, ein 350.000 Quadratkilometer großes Schutzgebietsnetz für Elefanten zu errichten, das sich über Angola, Namibia, Sambia, Simbabwe und Botswana erstreckt.

"Mangel an Ethik und Respekt"

Nicht nur von zweifelhafter Moral, sondern auch viel zu teuer sei das Hobby des Monarchen, erregen sich viele Spanier: Bei einer Internetumfrage der rechtsliberalen Zeitung El Mundo gaben 96 Prozent der Befragten an, es für unangebracht zu halten, dass der König in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten auf Elefantenjagd geht.

Dem König mangele es an "Ethik und Respekt", kritisierte Cayo Lara, der Chef der linken Oppositionspartei Izquierda Unida. Viele Menschen haben unter der Wirtschaftskrise zu leiden, so Lara. Zudem beweise die Elefantenjagd des Königs, dass er gelogen habe, als er vor kurzem behauptete, die Arbeitslosigkeit Tausender spanischer Jugendlicher bringe ihn um den Schlaf. Ob gelogen oder nicht: Zumindest wird die Bevölkerung sich mit Unbehagen an die Weihnachtsansprache des Monarchen erinnern. Damals hielt Juan Carlos dazu an, auf liebgewonnene "wirtschaftliche und soziale Gewohnheiten" zu verzichten.

Immerhin kostet eine Lizenz zum Elefantentöten etwa 25.000 Euro. Ausführlich berichtete auch die spanische Presse am Sonntag darüber, wie kostspielig das fragwürdige wie exklusive Freizeitvergnügen des Monarchen sei: 20.000 Euro müsse ein Safari-Jäger in Afrika für jeden abgeschossenen Elefanten zahlen.

Stolz posiert Juan Carlos vor einem toten Elefanten

Das Foto, das kurz nach dem Bekanntwerden der Unfallumstände in den Medien kursierte, dürfte wohl kaum dazu beitragen, die spanischen Gemüter zu beruhigen: Stolz blinzelt Juan Carlos in die afrikanische Sonne, im Arm hält er sein Gewehr, dessen Lauf nach oben zeigt - direkt auf den Rüssel eines erlegten Elefanten im Hintergrund. Noch im Liegen, mit halbgeöffneten Augen, wirkt das Tier imposant. Sein Stoßzahn aus begehrtem Elfenbein ist so lang wie die Breite eines ausgewachsenen Baumstamms.

Das Bild soll bei einer früheren Safari im Jahr 2006 entstanden sein. Zunächst war es auf der Internetseite eines Jagdveranstalters zu sehen, die am Sonntag aber nicht mehr aufgerufen werden konnte.

Ohne den Unfall wäre die Elefantenjagd wohl kaum öffentlich bekannt geworden. Der Monarch war am Freitag mit einem Privatjet nach Madrid zurückgekehrt und sofort in die Klinik San José eingeliefert worden. Nach Angaben der Ärzte war er im Safari Camp über eine Stufe gestolpert, im Krankenhaus sei ihm daraufhin eine Prothese eingesetzt worden. Der Monarch müsse drei bis vier Tage im Krankenhaus bleiben und danach ein oder zwei Monate pausieren. Er könne jedoch bereits mit Krücken gehen, so die Ärzte.

Königliche Pechtsträhne

Eine regelrechte Pechsträhne scheint Juan Carlos zurzeit zu erleben: Bereits im vergangenen Jahr musste er Verletzungen am Knie und an der Achillessehne wegstecken. Im November prallte er im heimatlichen Zarzuela-Palast mit dem Kopf gegen eine Türkante und verletzte sich am linken Auge und an der Nase. Vor zwei Jahren hatten ihm Ärzte einen gutartigen Lungentumor entfernt.

Die großen politischen Parteien Spaniens äußerten keine Kritik am König, sondern wünschten ihm gute Besserung. Doch von der Bevölkerung hagelt es weiter Häme. Ein User schrieb auf Twitter: "Die Rache des Elefantengotts. Das kommt davon."

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