World Happiness Report:Das Glück der anderen

Jyväskylä, Finland

Die Finnen sind besonders glücklich, hat der "World Happiness Report" festgestellt. Vielleicht liegt das ja an der berauschenden Natur, wie hier in Jyväskylä.

(Foto: Tommaso Fornoni/Unsplash)

In Skandinavien leben laut Wissenschaft die glücklichsten Menschen. Egal, ob sie dort geboren wurden oder zugewandert sind. Deutschland kann davon offenbar lernen.

Von Oliver Meiler, Rom

Die Finnen also. Kein Volk der Welt ist glücklicher als die Nordländer mit ihren langen, grauen, dunklen Wintern. Die zweitglücklichsten sind die Norweger, die im vergangenen Jahr gewonnen haben, dann kommen die Dänen, die Isländer und die Schweizer. Deutschland folgt auf Rang 15. Die Finnen gewinnen gar "Doppelgold", wie die Herrschaften Forscher das nennen, die seit sechs Jahren den "World Happiness Report" herausgeben und sich für ihre Rangliste neben dem Pro-Kopf-Einkommen und der Lebenserwartung auch nicht so herkömmliche Kriterien wie Freiheitsgefühl, gesellschaftliche Großherzigkeit und Wahrnehmung der Korruption anschauen. Das ist ein bisschen wie bei Olympia: Metaphern aus dem Sport sind eben auch unter Wissenschaftlern beliebt.

Das zweite Gold verdienen sie, weil bei ihnen auch die zugewanderten Menschen am glücklichsten sind, wie die Umfragen zeigen. "Da gibt es eine ganz starke Korrelation", sagte der kanadische Ökonom John F. Helliwell bei der Vorstellung des Berichts in der päpstlichen Akademie der Wissenschaften, die als Gastgeber ihren Sitz in den Gärten des Vatikans zur Verfügung stellte. Das habe man in fast allen der 117 Länder beobachten können, aus denen es genug Daten für eine Auswertung gab."Obwohl die Migranten aus Ländern mit sehr unterschiedlichen Glücksniveaus kommen, empfinden sie ihr Wohlbefinden am neuen Ort sehr ähnlich wie die ansässige Bevölkerung", sagte Helliwell. In den Top Ten beider Rankings findet man mehr oder weniger dieselben Länder.

Glück generiert Glück - ist das wirklich so?

Klingt zunächst banal: Wo es den Menschen gut geht, geht es tendenziell auch denen gut, die neu dazukommen. Glück generiert Glück, schafft eine Atmosphäre und hilft bei der Integration. Die Skandinavier machen dabei aber offensichtlich einiges besser als andere, und das schon länger. Joachim von Braun, Präsident der Päpstlichen Akademie, will das als Beweis dafür verstehen, dass Zuwanderung nicht am Glücksgefühl einer Gemeinschaft zehre. Manche politischen Parteien, die in diesen bewegten Zeiten gerade viel Erfolg haben, propagieren ja pauschal das Gegenteil. Dennoch, in Deutschland etwa klaffen das allgemeine Glücksempfinden der Bevölkerung und jenes der Dazugekommenen aus anderen Ländern (Rang 28) ziemlich auseinander.

"Happiness" als Wissenschaft und Wohlstandsindikator ist eine einigermaßen neue Kategorie. Auf die Idee mit dem Weltbericht kam der Initiator, US-Wirtschaftswissenschaftler Jeffrey Sachs, einst nach einer Reise nach Bhutan. Im kleinen südasiatischen Königreich vertrauen sie schon länger auf das emotional umfassendere, vielleicht auch etwas esoterischere "Bruttonationalglück"; es gilt dort als präziser als das Bruttosozialprodukt. Sachs sagte in Rom, die Öffentlichkeit neige noch immer dazu, "Happiness" als "Spaßthema" zu behandeln. Doch in seinen Ranglisten stecke viel Wissenschaft.

Kürzlich reisten die Forscher in die Arabischen Emirate. Dort gibt es neuerdings einen Staatsminister für Happiness. Dessen Ziel ist es, die Emirate in kurzer Zeit in die Top Five zu bringen, mitten unter die Skandinavier.

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