WM in Brasilien:Kritik am harten Vorgehen der Polizei

Brasiliens Menschenrechtsministerin Ideli Salvatti hat das Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten beim WM-Auftakt in São Paulo als "unnötig" und "unangemessen" bezeichnet. Derweil sorgen schwere Unwetter für Chaos.

  • Ministerin geißelt Polizeieinsatz bei WM
  • Unwetter verregnen die WM-Städte
  • Bier kommt zurück in die WM-Stadien

Kritik an der Polizei: Brasiliens Menschenrechtsministerin Ideli Salvatti hat das Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten beim WM-Auftakt in São Paulo als "unnötig" und "unangemessen" bezeichnet. Die Ministerin bezog sich dabei auf ein Foto, das am Freitag im Internet und brasilianischen Zeitungen kursierte. Es zeigt einen Jugendlichen, der von drei Beamten festgehalten wird, während ein vierter ihm das Pfefferspray in ein Auge sprühte. "Wir werden alle nötigen Schritte ergreifen, damit sich ein Ereignis solcher Art nicht wiederholt", sagte Salvatti. Zuvor hatte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Gewalt gegen Protestler beklagt.Vor dem WM-Eröffnungsspiel Brasilien gegen Kroatien in der Corinthians-Arena hatten WM-Gegner etwa zehn Kilometer entfernt protestiert. Dabei kam es zu Straßenschlachten mit der Polizei, die Sicherheitskräfte gingen mit chlagstöcken und Tränengas gegen die Protestler vor. Mindestens elf Menschen wurden verletzt.

Sintflutartige Regengüsse sorgen für Chaos: In den südlichen Bundesstaaten Paraná und Santa Catarina erhöhte sich die Zahl der Todesopfer durch die Unwetter auf 13, wie der Zivilschutz mitteilte. Davon starben allein elf Menschen in Paranás Hauptstadt Curitiba, wo insgesamt vier WM-Spiele ausgetragen werden. 192 Städte waren von Überschwemmungen und Erdrutschen betroffen. Am Montag stehen sich in Curitiba Iran und Nigeria gegenüber. Auch in der südbrasilianischen WM-Stadt Porto Alegre im südlichsten Bundesstaat Rio Grande do Sul führte der Regen zu Flugverspätungen und Staus. Die Nationalmannschaft von Honduras erreichte die Stadt, in der sie am Sonntag auf Frankreich trifft, inmitten eines Hochwassers. Die noch nicht fertiggestellten Arbeiten am Stadion Beira Rio mussten wegen des Wetters unterbrochen werden. In der WM-Stadt Natal im Nordosten trübten die heftigen Niederschläge die Fanfreude ein. Während die durchnässten Profis von Mexiko undKamerun spielten, wurde das Fanfest mit Public Viewing komplett abgesagt. Zuvor hatten die Fluten einen Erdrutsch auf der Küstenstraße in Natal ausgelöst, in dem fünf Autos und ein Motorrad stecken geblieben waren. Die Straße führt zum Strand Areia Preta, an dem die WM-Quartiere von Mexiko und Kamerun liegen.

Brasilien beugt sich der FIFA: Ein elfjähriges Alkoholverbot in brasilianischen Stadien ist vor Beginn der WM auf Druck des Fußball-Weltverbandes und des Hauptsponsors Budweiser gekippt worden. Neben den Produkten der amerikanischen Großbrauerei AB InBev darf auch die lokale Biermarke Brahma ausgeschenkt werden. "Das ist ein Skandal auf den Ebenen Gesundheit, Politik und Sicherheit", sagte Raphael Gaßmann von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen: "Wirtschaftliche Interessen dürfen nicht höher angesehen werden als die Gesundheit und die Sicherheit von Zuschauern." Die FIFA wies die Kritik zurück. Andere Biersorten oder alkoholische Getränke wie der beliebte Cocktail Caipirinha dürfen nur außerhalb der zwölf Stadien verkauft werden, auch dies hatte sich die FIFA zusichern lassen. Zudem ist auch die Verpflegung in den WM-Stadien genau geregelt. In Salvador und Recife sorgten Petitionen allerdings dafür, dass die lokalen Gerichte Acaraje und Tapioca nach anfänglichem Widerstand der FIFA nun doch verkauft werden dürfen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: