Wintereinbruch in Europa:Das große Bibbern

Es ist der kälteste Dezemberanfang seit Jahrzehnten. Im Osten Deutschlands gab es Schneeverwehungen, in Schleswig-Holstein blieben Schulen geschlossen, die Flughäfen in Genf und London waren lahmgelegt. In Polen starben mehrere Obdachlose.

Temperaturen, die auch tagsüber weit unter null Grad liegen und starker Schneefall, der zu massiven Einschränkungen im Straßen-, Schienen- und Flugverkehr führt. Es war der kälteste 1. Dezember seit Jahrzehnten. Der Winter hat Deutschland und weite Teile Mitteleuropas fest im Griff.

Winter bereitet Autofahrern im Norden weiter Probleme

Der Winter hat Deutschland und weite Teile Mitteleuropas fest im Griff. 

(Foto: dpa)

In Deutschland ließen zweistellige Minustemperaturen vor allem die Menschen im Osten bibbern. Die tiefsten Tempertauren wurden in Sachsen gemessen: Bis zu minus 17 Grad meldete der Deutsche Wetterdienst aus Kubschütz bei Bautzen, minus 15,9 Grad meldete der Wetterdienst Meteomedia aus dem "Wetterdorf" Oderwitz im Landkreis Görlitz. Berlin-Dahlem meldete immerhin minus 10,9 Grad und damit den kältesten Dezemberanfang seit fast 80 Jahren. Viele Menschen trugen dicke Mützen und schützten sich vor der beißenden Kälte, indem sie Schals vor dem Gesicht trugen. Während am Adventskalender das erste Türchen zu öffnen war, bekam mancher am Morgen kaum die zugefrorene Autotür auf.

Eisglatte Straßen behinderten den Berufsverkehr am Morgen in Schleswig-Holstein. Besonders Nebenstrecken waren zum Teil spiegelglatt, so dass einige Fahrzeuge in Gräben oder gegen die Leitplanken rutschten. In Ostholstein blieben Schulen geschlossen.

Nach dem Schneechaos der vergangenen Tage meldete Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt/Main weitgehend normalen Betrieb. Etwa 60 Flüge seien ausgefallen, vor allem als Folge der Annullierungen des Vortags, sagte ein Sprecher. Mehr als Eis und Schnee machte dem Flughafen der Wind zu schaffen. Mit der Startbahn West wurde eine von drei Startbahnen mehrfach gesperrt. Es kam zu einigen Verspätungen.

Andernorts gab es mehr Probleme: Wegen starken Schneefalls und strengen Frosts mussten am Mittwoch in Europa zahlreiche Flüge abgesagt werden. Auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton und der spanische Ministerpräsident José Luis Zapatero mussten sich gedulden. Sie waren auf dem Weg nach Zürich, wo sie beim Weltfußballverband Fifa für ihre Länder als Austragungsorte der Fußballweltmeisterschaften 2018 und 2022 werben wollten.

Heftiger Schneefall legte den Genfer Airport am Dienstagabend komplett lahm. Die Räumkolonnen bekamen die Pisten nicht mehr frei. Alle Flüge wurden gestrichen. Etwa 200 gestrandete Flugpassagiere kamen in Zivilschutzräumen unter, weitere 100 übernachteten im Flughafen. Auch die Flughäfen London-Gatwick und Edinburgh sagten am Mittwoch zeitweise jegliche Starts und Landungen ab. In Großbritannien kam der Verkehr teilweise komplett zum Erliegen. Beim Eurostar, der von Frankreich nach London durch den Kanaltunnel fährt, verursachte das eisige Wetter Verspätungen von bis zu einer Stunde.

In Frankreich standen mehr als 10.000 Lastwagen wegen Schneefalls still. In vielen Orten fielen auch Schulbusse aus. Besonders betroffen war Lyon, wo am Vormittag 20 Zentimeter Neuschnee lagen und kein einziger Bus fuhr. In Zentralfrankreich waren etwa 300 Haushalte ohne Strom.

In Polen erfroren allein am Dienstag acht obdachlose Männer. Sie seien zwischen 33 und 72 Jahren alt und alle betrunken gewesen, sagte ein Polizeisprecher in Warschau. In der Nacht zum Mittwoch war es im Osten des Landes bis zu minus 26 Grad kalt. Bereits in den Vortagen waren mehrere Menschen erfroren.

Die rekordverdächtige Kälte soll weiter anhalten, und es soll sogar noch eisiger werden. In der Mitte Deutschlands werde es tagsüber kaum wärmer als minus fünf Grad, sagte Meteorologe Robert Scholz vom Deutschen Wetterdienst. In den Nächten werde es vor allem im Osten Deutschlands bitterkalt mit minus 15 und örtlich minus 20 Grad. "Frost steht weiterhin auf der Tagesordnung", sagte Scholz. Auch ergiebige Schneefälle gebe es weiter. Vor allem in Sachsen, Thüringen und dem südlichen Brandenburg drohten starke Schneeverwehungen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: