Wintereinbruch in Deutschland:Schneechaos legt Verkehr lahm

Heftige Schneefälle, Glatteis: Der Winter hat den Verkehr in Deutschland in weiten Teilen blockiert - Autofahrer mussten stundenlang in der Kälte ausharren.

Bis zu 20 Zentimeter Schnee und Glatteis haben am Montag weite Teile Deutschlands lahmgelegt. Mehrere Autobahnen wurden gesperrt - so auch die A2.

Wintereinbruch: Schneechaos legt Verkehr lahm, ddp

Vorwärts im Schritttempo: Die Autobahn 52 in Essen-Haarzkopf am Montagmorgen.

(Foto: Foto: ddp)

Bei Hannover bildete sich auf der Autobahn ein Stau von mehr als 30 Kilometern Länge. Tausende Autofahrer mussten in der Nacht zu Montag stundenlang bei Minustemperaturen in ihren Wagen ausharren. Die Räumfahrzeuge hatten keine Chance, zwischen den stehenden Autos durchzukommen.

Deshalb wurde die Strecke gegen 22.00 Uhr ab Lauenau westlich von Hannover in Richtung Ruhrgebiet voll gesperrt. Erst nach fünf Stunden hieß es wieder freie Fahrt - doch da hatte sich bereits ein Stau über 35 Kilometer gebildet.

"Das war heute Nacht ziemlich gruselig", sagte Polizeisprecher Olaf Bode. Weil viele Fahrer in dem nächtlichen Stau eingeschlafen waren, mussten sie von Polizisten geweckt werden.

Sehr stark betroffen vom Wetterchaos war auch Nordrhein-Westfalen: Die A43 bei Münster war stundenlang blockiert, weil sich auf der spiegelglatten Fahrbahn ein Lastwagen quergelegt hatte. An die Wartenden wurden Decken und heiße Getränke verteilt.

Neben den Straßen war der Flugverkehr behindert. Der Flughafen Düsseldorf musste am Morgen wegen des starken Schneefalls vorübergehend komplett gesperrt werden. Start- und Landebahnen, die Rollwege und das Vorfeld ließen sich nach Angaben von Sprecher Christian Witt nicht mehr vom Eis befreien. Ankommende Maschinen wurden zu anderen Flughäfen umgeleitet. Insgesamt waren 48 Flüge vom Kältechaos betroffen. Zehn Maschinen konnten nicht starten, weitere Abflüge wurden verschoben.

Bei der Deutschen Bahn kam es zu etlichen Verspätungen. In Nordrhein- Westfalen, wo bis zu 20 Zentimeter Schnee lagen, wurden im Internet für einige Regionalzüge bis zu einer Stunde Verspätung angezeigt.

Eisbrecher im Einsatz

Auch zu Wasser stockte der Verkehrsfluss: Eis behindert den Schiffsverkehr auf den Kanälen und Flüssen Brandenburgs. Am Montag waren Eisbrecher im Einsatz. Auf der Oder treiben die für den Fluss typischen runden Eisschollen. Der deutsch-polnische Grenzfluss ist für die Schifffahrt gesperrt. Wie es auf der Internetseite der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes heißt, sind auch die Obere-Havel- Wasserstraße und die Schwedter Querfahrt für Schiffe dicht. Das Eis auf den märkischen Gewässern ist bis zu zehn Zentimeter dick.

Die Autofahrer in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hatten mit Straßenglätte und bis zu 15 Zentimeter Schnee zu kämpfen. Nach Angaben der Polizeipräsidien in Frankfurt (Oder) und Potsdam gab es in Brandenburg zwischen Mitternacht und 8.00 Uhr etwa 100 Unfälle, bei denen mindestens sieben Menschen verletzt wurden. Auch in Niedersachsen und Hessen waren viele Straßen gefährlich glatt.

Streufahrzeuge waren im Dauereinsatz. In Berlin verkehrten Straßenbahnen, S- und U-Bahnen zwar planmäßig. Doch fast alle Busse hatten Verspätung - oft bis zu 20 Minuten.

Auf Seite 2: Kälterekord in Rumänien

Schneechaos legt Verkehr lahm

Auf vielen Autobahnen in Hessen kamen die Fahrer nur langsam voran. Es gab Staus bis zu 16 Kilometern Länge. Auf der A4 bei Bad Hersfeld blockierte ein liegengebliebener Lastwagen den Verkehr an einer Baustelle. Gefahrguttransporter mussten auf den nächsten Parkplatz gesteuert werden.

Mann stirbt bei Unfall

Zahlreiche Unfälle gab es auch abseits der Autobahnen auf Landstraßen und in Städten. In Hessen starb ein 44-Jähriger, der mit seinem Auto auf einer glatten Straße bei Maintal ins Schleudern geriet und gegen einen Lastwagen prallte. Im Nordosten Bayerns kam es bei winterliche Straßenverhältnisse ebenfalls zu zahlreichen Unfälle, bei denen mehrere Menschen verletzt wurden.

Auf der A44 in Nordrhein-Westfalen geriet ein mit rund 4000 Hühnern beladener Lastwagen ins Schleudern. Mehrere tausend Tiere verendeten auf der Autobahn.

Kälte fordert sechs Tote in Italien

In Italien hat der Wintereinbruch mit Rekordtemperaturen von bis zu minus 25 Grad im Norden hat am Wochenende mindestens sechs Menschen das Leben gekostet.

In Ligurien bei Savona erfror am Sonntag eine 74-jährige Italienerin in ihrer Wohnung. Dort habe es keine Heizung gegeben, berichteten italienische Medien am Montag. Bereits Ende Dezember war in der ligurischen Metropole Genua ein Mensch erfroren. Fünf Italiener seien am Wochenende bei Bergexkursionen von vereisten Pfaden in den Tod gestürzt. Für die kommenden Tage warnten die Meteorologen vor einem weiteren Kälteeinbruch und starkem Schneefall in Nord- und Mittelitalien.

In Frankreich warnte der Wetterdienst vor Schnee und Eis von der belgischen Grenze bis zum Loire-Tal. In Paris schneite es, in der Bretagne gab es Eisregen. Wie in Deutschland wird auch in Frankreich mit einem Kälteeinbruch gerechnet. Die Temperaturen sollen am Dienstag bis auf minus 20 Grad sinken.

Im Karpatenort Intorsura Buzaului sind in der Mitte Rumäniens am frühen Montagmorgen minus 31 Grad Celsius gemessen worden. Es war die bisher tiefste Temperatur dieses Winters in Rumänien, berichtete die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax. Die Region Intorsura Buzaului gilt als der Kältepol des Landes. Der Kälterekord von minus 36 Grad wurde dort im Februar 2005 verzeichnet.

In Deutschland wird es indes Meteorologen zufolge kaum noch schneien, dafür sorgt Tief "Angelika" für polare Kälte. Die Temperaturen sollen auf minus 10 Grad Celsius fallen, gebietsweise auf minus 15 Grad.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: