"Wetten, dass..?"-Kandidat:Vollständige Genesung unwahrscheinlich

Samuel Koch ist aus dem künstlichen Koma erwacht. Allerdings leidet der verunglückte "Wetten, dass..?"-Kandidat unter schweren Lähmungserscheinungen.

Cornelius Pollmer

Alle hatten auf Entwarnung gehofft, darauf, dass es für Samuel Koch nach seinem schweren Unfall am Samstagabend bei Wetten, dass..? zumindest eine gute Prognose geben würde. Doch damit konnten die Ärzte am Dienstag bei einer Pressekonferenz in der Uniklinik Düsseldorf nicht dienen: Zwar ist Koch aus dem künstlichen Koma erwacht. Aber es treten bei ihm "schwere Lähmungen" an Beinen und Teilen der Arme auf, sagte Hans-Jakob Steiger, Direktor der Klinik für Neurologie. Zudem werde Koch weiter künstlich beatmet.

Schwerer Unfall bei 'Wetten, dass..?'

Minuten vor dem tragischen Unfall unterhielt sich Wettkandidat Samuel Koch noch gutgelaunt mit dem Wetten, dass..?-Moderatorendoppel Michelle Hunziker und Thomas Gottschalk.

(Foto: dapd)

Ob der 23-Jährige wieder komplett geheilt werden kann, ist derzeit nicht abzuschätzen. "Eine vollständige Erholung ist unserer Ansicht nach unwahrscheinlich", sagte Steiger. Im günstigsten Fall könne sich Koch zumindest teilweise erholen, im schlechtesten Fall bleibe er gelähmt. Endgültige Aussagen zu dauerhaften Lähmungen seien aber noch nicht möglich.

Samuel wird die Klinik nicht zu Fuß verlassen

Wahrscheinlich wird Koch in etwa zwei Wochen mit Rehabilitationsmaßnahmen beginnen können. Es sei auszuschließen, so sagte Steiger, dass er dann die Klinik zu Fuß verlassen könne.

Nach einer Not-OP am Sonntag sei Samuel Koch in der Nacht auf Dienstag erneut am Rückenmark operiert worden, erklärte der Ärztliche Direktor des Uniklinikums, Wolfgang Raab. Demnach reagierten die Ärzte mit einer Druckentlastung auf eine stärker werdende Schwellung des Rückenmarks.

Zumindest um die Kosten der Behandlung muss sich die Familie von Samuel Koch offenbar nicht sorgen. "Wir schließen grundsätzlich für alle Kandidaten Versicherungen ab", sagt Walter Kehr, Leiter der Pressestelle beim ZDF. Man tue jetzt alles für die Familie, was getan werden könne - "dazu gehört auch der Versicherungsschutz".

Susanne Seemann, eine Sprecherin der Allianz, bestätigt: "Das ZDF unterhält bei uns eine Gruppen-Unfallversicherung." Unter den Versicherten befänden sich sämtliche Kandidaten der Show. Der Vertrag beinhalte unter anderem eine Invaliditätsleistung für den Fall, dass durch den Unfall dauerhafte Gesundheitsbeeinträchtigungen bleiben sollten. Zudem gibt es eine Sofortleistung für Aufwendungen, die unmittelbar nach dem Unfall entstehen. Davon abgesehen, sagte Seemann, hoffe sie, dass Koch wieder komplett genesen werde.

Auch Thomas Bellut, Programmdirektor des ZDF, hofft, dass es Samuel Koch bald wieder besser geht: "Unsere Gedanken, das gilt besonders für das Team von Wetten, dass..?, sind bei Samuel und seiner Familie". Ob Gottschalk den großen ZDF-Jahresrückblick Menschen 2010 am Sonntag moderiert, werde an diesem Mittwoch entschieden, sagte Bellut.

Ein ganzes Dorf bangt

Unterdessen sind bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf erste Strafanzeigen eingegangen, mindestens eine wegen gefährlicher Körperverletzung. "Das ist bei solchen Vorfällen üblich und war nicht anders zu erwarten", sagt Pressedezernent Johannes Mocken. Die Anzeigen würden gesammelt, geprüft und beschieden. Die Staatsanwaltschaft ist jedoch "nicht gezwungen, bei jeder Anzeige Ermittlungen aufzunehmen". Dafür bedürfe es eines Anfangsverdachts, und "den sehen wir noch nicht", sagt Mocken.

Für Marco Schuler, einen Freund Kochs, sind solche Fragen ohnehin nicht von Belang. "Ich will den Sensationsjournalismus, wie er jetzt geschieht, nicht auch noch fördern", sagte er auf Anfrage. Alles, was nicht mit dem Gesundheitszustand von Koch zu tun habe, sei jetzt zweitrangig. Schuler hatte am Samstag als Fahrer bei der Wette teilnehmen sollen und hält die Vertriebsrechte für die von Koch getragenen Poweriser-Sprungstelzen in Deutschland.

Die Sorge um den Gesundheitszustand von Samuel Koch bestimmt auch das Leben in seinem Heimatort Efringen-Kirchen im äußersten Südwesten Deutschlands. Menschen aus der evangelischen Kirchengemeinde würden sich zu Gebeten treffen, sagte ein Mitarbeiter dem christlichen Medienmagazin pro. Koch betreute die Konfirmanden der Gemeinde, seine ganze Familie engagiert sich in der Kirche.

Der 23-Jährige selbst ist inzwischen an der Hochschule Musik, Theater und Medien im 700 Kilometer entfernten Hannover eingeschrieben. Er jobbte als Stuntman.

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