Wetter:Die Bilanz von "Xavier"

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Drohnenaufnahme bei Hildesheim: Einzelne, vom Sturm Xavier stark beschädigte Bäume hatte ein Landwirt mit einem Radlader auf die Felder am Straßenrand gedrückt, damit sie nicht mehr auf die Straße kippen konnten. (Foto: dpa)

Tote, Verletzte, hohe Sachschäden und noch immer Chaos bei der Bahn: Dieser Sturm könnte in die Geschichte eingehen. Als einer mit den schlimmsten Folgen.

Von Verena Mayer, Berlin

Das Orkantief Xavier zieht ab, doch im Norden und Osten Deutschlands ist man weit davon entfernt, zur Normalität zurückzukehren. Sieben Tote sind zu beklagen. In Brandenburg starben vier Menschen durch umstürzende Bäume, weitere drei kamen in Berlin, Hamburg und bei Schwerin ums Leben. Ein Mann in Mecklenburg-Vorpommern erlitt einen Herzinfarkt, als ein Baum vor seinem Auto auf die Straße kippte, eine Frau in Hamburg wurde in ihrem Auto von einem Baumstamm schwer verletzt. Eine Sprecherin der Bundesregierung äußerte sich betroffen über die hohe Zahl der Opfer und sprach den Angehörigen ihr Mitgefühl aus.

Der öffentliche Verkehr, der Donnerstagabend in Berlin, Hamburg und Teilen Niedersachsens zum Erliegen gekommen ist, war auch am Freitag noch beeinträchtigt. Fernzüge fuhren unregelmäßig, weil noch immer Bäume auf den Gleisen lagen oder die Stromversorgung unterbrochen war. Nach Angaben der Deutschen Bahn waren am Freitag unter anderem die Fernstrecken zwischen Hamburg und Berlin, Hamburg und Hannover, Berlin und Dresden, Berlin und Leipzig, Berlin und Hannover sowie Hamburg und Osnabrück gesperrt. Viele Straßen waren blockiert, Parkanlagen und Schlossgärten mussten geschlossen bleiben.

Die Berliner Feuerwehr war am Freitagnachmittag dabei, die 2000 Notrufe abzuarbeiten, die über Nacht eingegangen sind. Es herrsche noch immer Ausnahmezustand, sagte ein Sprecher und mahnte zur Vorsicht. Die Berliner Umweltsenatorin rief alle Berliner dazu auf, in den kommenden Tagen Parks und Wälder zu meiden, weil noch immer die Gefahr herabfallender Äste und Baumkronen bestehe. Dem Deutschen Wetterdienst in Potsdam zufolge war Xavier einer der schlimmsten Stürme der vergangenen Jahrzehnte in Berlin und Brandenburg. Die Schäden sind auch deswegen so groß, weil der Sturm, der eine Geschwindigkeit von bis zu 120 Kilometern pro Stunde erreichte, Anfang Oktober aufzog, zu einer Zeit, in der die Bäume noch voller Laub sind. Dadurch waren die Äste belastet, der durch den Regen der vergangenen Tage aufgeweichte Boden tat ein Übriges, um Bäume zu entwurzeln. Besonders schlimm traf es den Berliner Zoo, wo in der Nacht zu Freitag 18 Flamingos durch Äste getötet wurden.

Freitagnachmittag trafen die Folgen des Sturms mit voller Wucht den Pendlerverkehr. In Hamburg und Berlin war für viele die Reise zu Ende, bevor sie begonnen hat, viele Gestrandete hatten schon die Nacht in Hotels oder in stehenden Zügen der Deutschen Bahn verbracht, etwa in Berlin, Köln, Hamburg oder Leipzig. Chaos und Gedränge in den Bahnhöfen und vor den wenigen Zügen, die noch fuhren. Zugleich kündigte die Bahn an, dass die Störungen bis Anfang der kommenden Woche andauern könnten. Der Fahrgastverband Pro Bahn spricht hingegen von einer "Systemschwäche" und fordert die Bahn auf, Bäume und Sträucher entlang der Hauptverkehrsstrecken besser zu beschneiden.

Auch Polen ist von dem Sturm stark betroffen, zwei Menschen starben, mindestens 39 wurden verletzt, wie der polnische Innenminister mitteilte. Zudem waren zwischenzeitlich 800 000 Menschen ohne Strom.

© SZ vom 07.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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