Werbeverbot:Kampf mit fragwürdigen Mitteln

Keine hübschen Frauen, keine Partyszenen: Ein Werbeverbot für Alkohol bringt nichts. Vielmehr ist die Verantwortung der Eltern gefragt.

Guido Bohsem

Komasaufen ist unter Jugendlichen angesagt, ein Trend. So steht es im Drogen- und Suchtbericht der Regierung. Immer häufiger trichtern sich auch Kinder Schnaps und Bier bis zur Besinnungslosigkeit ein. Für viele ist das nur eine Phase auf dem beschwerlichen Weg zum Erwachsenwerden, für einige führt das Verhalten in die Abhängigkeit, manche sterben an den Folgen ihres Exzesses. Das ist traurig, schrecklich und erschütternd.

Werbeverbot: Bier bis zur Besinnungslosigkeit: Die Maßnahmen der Politik sind plakativ, jedoch oft fragwürdig.

Bier bis zur Besinnungslosigkeit: Die Maßnahmen der Politik sind plakativ, jedoch oft fragwürdig.

(Foto: Foto: ddp)

Job der Drogenbeauftragten Sabine Bätzing (SPD) ist es, gegen diesen Trend vorzugehen. Leider bietet sie dabei allzu oft die typischen Antworten des Staates, der es als seine Aufgabe betrachtet, auch noch die kleinste Angelegenheit an Stelle und im vermeintlichen Sinne des Bürgers zu regeln.

Das klingt immer ziemlich plakativ, ist aber oft fragwürdig. So hält Bätzing es für eine prima Idee, die Werbung für Bier und Schnaps alleine auf das Produkt zu konzentrieren. Keine hübschen Frauen mehr, keine Palmen, keine Partyszenen und keine ironischen Filmchen mit George Clooney.

Passieren würde vermutlich zweierlei. Die Werbeblocks im TV und im Kino wären noch öder, und die Kinder träfen sich weiterhin zum Komasaufen. Denn die Wirksamkeit der Maßnahme ist umstritten. So ist die Zahl der jugendlichen Komasäufer in Irland, wo es eine Kontrolle der Werbespots gibt, nicht niedriger als hierzulande.

Nein, Alkohol ist Bestandteil unserer Gesellschaft, mit oder ohne Werbung. Gewaltig ist der Reiz, der von ihm ausgeht. Deshalb muss das Ziel der Drogenpolitik sein, an die Verantwortung der Eltern zu appellieren und sie und ihre Kinder über die Gefahren des Alkohols aufzuklären. Die bestehenden Verbote und Reglementierungen reichen aus. Weitere sind überflüssig.

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