Weißrussland:Staatsfeind: Rammstein

Wegen angeblicher Propagandatexte haben Weißrusslands Sittenwächter die deutsche Band Rammstein zum Staatsfeind erklärt. Ein Konzert in Minsk könnte entfallen.

Angeblich verbreiten sie Propaganda für "Gewalt, Masochismus, Homosexualität und andere Abartigkeiten". Sie richten sich gegen weißrussische Werte und würden damit "die weißrussische Staatsordnung zerstören".

Weißrussland: In ihrer deutschen Heimat sindRammsteinfür skandalöse Songtexte und spektakuläre Bühnenshows bekannt. Weißrusslands Sittenwächter haben die Berliner Rockband zum Staatsfeind erklärt.

In ihrer deutschen Heimat sind

Rammstein

für skandalöse Songtexte und spektakuläre Bühnenshows bekannt. Weißrusslands Sittenwächter haben die Berliner Rockband zum Staatsfeind erklärt.

(Foto: Foto: dpa)

Diese deutlichen Worte des Regimes in Minsk sind weder an oppositionelle Regierungskritiker noch an Politiker aus dem "imperialistischen Lager" gerichtet - sie gelten sechs deutschen Musikern, die als Rockgruppe Rammstein weltbekannt sind.

Die Berliner Brachialrock-Band, die zu Deutschlands erfolgreichsten Musikexporten gehört, ist von den obersten Moralhütern des autoritär regierten Weißrussland zum Staatsfeind erklärt worden.

Das teilte der von Präsident Alexander Lukaschenko unterstützte Gesellschaftliche Rat für Sittlichkeit mit. Anlass für die Kritik ist ein am 7. März in Minsk geplantes Konzert. "Eine Erlaubnis für ein Rammstein-Konzert ist ein Fehler, der uns viel kosten kann", heißt es in der Erklärung.

Der Vorsitzende der Moralkommission, der staatstreue Schriftsteller Nikolai Tscherginez, bedauerte, dass für das geplante Rammstein-Konzert in der Minsk-Arena bereits Karten verkauft seien.

Meinungsfreiheit gefährdet

Staatsethiker Tscherginz stellte klare Bedingungen. So müsse das Programm vor dem Aufritt der Gruppe genau abgestimmt werden, um "Extremismus" zu verhindern. Die "Würde" des Veranstaltungsortes dürfe nicht beschmutzt werden.

Das klingt schwer nach Zensur. Erst vor wenigen Monaten hatten die weißrussischen Behörden die Kontrolle über das Internet verschärft und damit nach Meinung von Menschenrechtlern eine Zensur eingeführt. Auch die 2009 gegründete Moralkommission steht in der Kritik, die Meinungsfreiheit zu unterdrücken. Jüngst trat in Weißrussland ein Gesetz in Kraft, dass das Biertrinken auf der Straße verbietet.

Beobachter vermuten, dass die Behörden ihr Vorgehen gegen Andersdenkende verschärfen, weil Lukaschenko in einem Jahr erneut zur Präsidentenwahl antritt. Das Oberhaupt der ehemaligen Sowjetrepublik gilt unter Bürgerrechtlern als "letzter Diktator Europas".

In seinem Weltbild hat Rammstein nichts verloren.

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