Weißes Haus:Rosenkrieg

Profile of White House florist Laura Dowling and her many  floral arrangements.

Sechs Jahre lang Chef-Floristin des Weißen Hauses: Laura Dowling.

(Foto: The Washington Post/Getty Images)

Amerikas First Lady Michelle Obama hat, wie nun bekannt wurde, offenbar ihre Chef-Floristin gefeuert, weil sich die beiden Damen in Ästhetik-Fragen uneins waren.

Von Nicolas Richter, Washington

In Washington wartet gerade jeder auf das Blühen der Kirschblüten, im Weißen Haus aber herrscht Rosenkrieg. First Lady Michelle Obama hat sich gestritten, allerdings nicht mit Barack Obama, ihrem Mann und Präsidenten, sondern mit Laura Dowling, ihrer Chef-Floristin. Am 13. Februar bereits hat man Dowling aus der Regierungszentrale "hinausbegleitet", über die Trennung ansonsten aber geschwiegen, berichtete nun die Washington Post, die ja meist, wenn in der Hauptstadt etwas Unerhörtes passiert, zuerst davon erfährt.

Das Weiße Haus verabschiedet seine Führungskräfte üblicherweise mit Lob im Überschwang, zuletzt rühmte der Präsident persönlich die "süchtig machenden Torten" des scheidenden Chef-Bäckers Bill Yosses, während Michelle Obama das "außerordentliche Vermächtnis" von Sam Kass würdigte, dem persönlichen Koch und Ernährungsberater der Familie. Nicht ein Wort des Bedauerns - oder überhaupt ein Wort - hingegen über den Abschied der Blumenbeauftragten Dowling, die seit 2009 das Haus geschmückt hatte.

Immerhin aber nötigten die journalistischen Recherchen dann den "East Wing" des Hauses, in dem die Büros der First Lady liegen, zu einem - sehr verhaltenen - Lob: Die "floralen Arrangements" von Laura Dowling seien stets "lebhaft und farbenfroh" gewesen. Sind Blumen das nicht immer?

Wie Kenner des Hauses versichern, wird über das Los einer Chef-Floristin an höchster Stelle entschieden, und die heißt in diesem Fall Michelle Obama. Weitere Quellen sollen verraten haben, dass der Stil der Floristin Dowling sich nicht mit dem der First Lady vertragen habe, die eine "saubere und moderne Ästhetik" bevorzuge. Dowling setzt dem Vernehmen nach auf eine französische Gartenästhetik, die locker und zugleich förmlich sein soll. Obama dagegen hat es gern nüchterner. Sie hat jüngst ein ganzes Speisezimmer, den "Old Family Dining Room", umdekoriert, sie hat dafür einen Teppich im Stil der Fünfziger fertigen und abstrakte Gemälde aufhängen lassen, was als durchaus revolutionär gilt in einem Gebäude, das stark nach 19. Jahrhundert anmutet. Das Esszimmer wirkt nun kühler und leerer als vorher. Am 10. Februar hat Michelle Obama die Öffentlichkeit in den runderneuerten Raum blicken lassen. Drei Tage später musste Dowling gehen.

"Ich bin nicht sicher, ob Laura die Richtige war für das Weiße Haus", sagt eine Quelle, von der die Post nur verrät, sie sei ein "Top-Blumendesigner" aus der Hauptstadt. Der Informant wolle nicht genannt werden, heißt es, weil Washingtons Blumenwelt sehr klein sei, und da könne niemand ohne Weiteres über die anderen reden. Womöglich wurde diese Information also, wie in Zeiten des Watergate-Skandals, in einem Parkhaus übermittelt.

Inzwischen hat sich auch Dowling, die in der Nachbarstadt Alexandria einen Blumenladen namens "Fleurs et Interieurs" betreibt, zu Wort gemeldet: Sie habe von sich aus gekündigt, "aufregende neue Herausforderungen" anzunehmen. Womöglich erregt ihre Arbeit jetzt sogar mehr Aufsehen als bisher: Wer das Weiße Haus besucht, ist vom Haus selbst und dessen Bewohnern so vereinnahmt, dass er die Sträuße und Gestecke ohnehin kaum wahrnimmt.

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