Fall Wedel:Familienministerin Barley spricht von "Schweigekartell" in der Filmbranche

Die geschäftsführende Familienministerin Katarina Barley (SPD) fordert, dass der Fall Wedel rückhaltlos aufgeklärt wird. (Foto: dpa)
  • Die geschäftsführende Familienministerin Katarina Barley (SPD) fordert, dass der Fall Wedel rückhaltlos aufgeklärt wird.
  • Eine besondere Verantwortung sieht sie dabei beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
  • Sie sagte, der Fall erwecke den "Eindruck eines Schweigekartells" und wünscht sich eine Debatte über Sexismus und Gewalt gegen Frauen.

Seit drei Wochen muss sich Regisseur Dieter Wedel mit Vorwürfen wegen sexuellen Missbrauchs auseinandersetzen. Mehrere Frauen haben ihm vorgeworfen, sie während der gemeinsamen Arbeit sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben. Wedel bestreitet die Anschuldigungen. Nun hat sich die Politik in die Diskussion eingemischt. Der Fall Wedel erwecke den "Eindruck eines Schweigekartells", sagte die geschäftsführende Familienministerin Katarina Barley (SPD) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RDN). Sie forderte eine Debatte über Sexismus und Gewalt gegen Frauen. Dies gelte unabhängig von dem einen prominenten Fall.

"Ich bin normalerweise vorsichtig mit solchen Worten, aber: Wenn sich die Anschuldigungen bestätigen, dann ist das ein Skandal, von dem sehr viele Menschen gewusst haben müssen. Ich hoffe sehr, dass jetzt viele Frauen den Mut finden, ihr Schweigen zu brechen."

Barley betonte, es gelte die Unschuldsvermutung. Aber es sei eigenartig, dass so wenige von den vielen Weggefährten aus der Branche Stellung beziehen. "Das erweckt den Eindruck eines Schweigekartells. Ich erwarte hier gerade von den beteiligten öffentlich-rechtlichen Institutionen rückhaltlose Aufklärung", sagte die Politikerin.

Nachdem in der Wochenzeitung Die Zeit Anfang Januar mehrere Frauen Dieter Wedel beschuldigt hatten, sie sexuell missbraucht zu haben, war der Regisseur vor einer Woche als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurückgetreten. Die Zeit berichtete kurz danach über Vorwürfe weiterer Frauen. Diese beschuldigten Wedel der sexuellen Nötigung bis hin zur Vergewaltigung. Die mutmaßlichen Vorfälle liegen mehrere Jahrzehnte zurück. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen den Regisseur wegen einer möglicherweise nicht verjährten Sexualstraftat. Der Filmemacher hat den Anschuldigungen widersprochen und angekündigt, sich nicht mehr öffentlich äußern zu wollen.

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