Waldbrände in Griechenland:Feuerwalze erreicht Athen

Griechenlands Hauptstadt Athen im Angesicht der Katastrophe: Die Feuer legen an Kraft zu, die Löschmannschaften sind überfordert - und der Wind soll stärker werden.

Birgit Lutz-Temsch

Die Waldbrände in Griechenland wüten immer heftiger. Und die Rettungskräfte des Landes schaffen es nicht mehr, der Flammen Herr zu werden. Es gehe nun nur noch darum, Menschenleben zu retten, verlautete am Sonntagmittag.

Waldbrände in Griechenland: Aussichtsloses Unterfangen: Feuerwehr, Armee und Freiwillige kämpfen gegen die Flammen.

Aussichtsloses Unterfangen: Feuerwehr, Armee und Freiwillige kämpfen gegen die Flammen.

(Foto: Foto: AP)

Die griechische Regierung hat wegen der aussichtslosen Lage bereits andere Länder um Hilfe gebeten. Zwei italienische Maschinen sind seit Sonntagmittag im Einsatz, teilte das Verteidigungsministerium in Athen mit. Zypern schickte 60 Feuerwehrleute und einen Löschhubschrauber.

Die jüngsten Entwicklungen wecken Erinnerungen an die verheerenden Brände von 2007, als am Ende 77 Tote zu beklagen waren. Damals hatte auch die Bundeswehr Hilfe geschickt, Hubschrauber der Division Luftbewegliche Operationen in Veitshöchheim verstärkten die griechischen Löschmannschaften.

Derzeit werde an eine Wiederholung dieses Einsatzes noch nicht gedacht, hieß es am Sonntag auf Anfrage von sueddeutsche.de beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam. "Dafür müsste erst ein Hilfegsuch vorliegen, und das ist momentan noch nicht der Fall", sagte Oberst Klaus Bücklein.

Tausende auf der Flucht

Die Feuer rund um Athen haben katastrophale Ausdehnungen erreicht. Das genaue Ausmaß allerdings wissen nicht einmal die Löschmannschaften selbst, weil die Sichtverhältnisse durch den starken Qualm mittlerweilse so schlecht sind, dass die Lage auch aus dem Hubschrauber nicht mehr zu beurteilen ist.

Hoffnung auf eine schnelle Entspannung gibt es zudem nicht: Die Meteorologen sagen eine denkbar ungünstige Wetterentwicklung voraus. In den kommenden sechs Tagen soll es in Griechenland weiterhin stürmische Winde geben, die die Flammen ausbreiten werden.

Die Flammen erreichten am Sonntagvormittag Athens Vororte Agios Stefanos, Gerakas und Anoixi. "Wir kämpfen gegen die Flammen in zum Teil bewohnten Gebieten, teilte ein Sprecher der Feuerwehr mit. "Nur durch ein Wunder haben wir bislang keine Opfer gehabt", sagte ein Feuerwehrmann. Insgesamt sind seit Samstag mehr als 140 Waldbrände in Griechenland ausgebrochen.

Wegen der dramatischen Lage war am Samstag für die gesamte Region nördlich der Hauptstadt der Notstand ausgerufen worden. Zu den Ursachen der Brände lagen keine Angaben vor. Es wird jedoch Brandstiftung vermutet. Zudem soll ein kleiner Waldbrand nahe der Ortschaft Grammatiko im Nordwesten Athens am Samstagmorgen zunächst unterschätzt worden sein. "Als starke Winde kamen, war es zu spät", sagte ein Einwohner von Grammatiko.

Marathon und Rhamnus bedroht

Behörden evakuierten zwei Kinderkliniken, Campingplätze und mehrere Wohnhäuser. In einer Kaserne der Streitkräfte nördlich von Athen wurden Flugabwehrraketen in Sicherheit gebracht. Bedroht waren auch mehrere Dörfer bei Marathon, dem antiken Ursprung des Marathonlaufs. Die Flammen näherten sich auch der antiken Ausgrabungsstätte Rhamnus mit zwei 2500 Jahre alten Tempeln.

Nach Angaben örtlicher Verwaltungen wurden mehrere Wohnhäuser zerstört. Einige Bewohner weigerten sich zudem, ihr Hab und Gut den Flammen zu überlassen. Bis zuletzt versuchten die Bewohner, ihr Eigentum mit Wasserschläuchen zu verteidigen. Einige schlugen zuletzt sogar mit Zweigen auf die Flammen ein.

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