Vor Korea-Gipfel:Ex-NBA-Star Dennis Rodman will auch etwas zum Weltfrieden beitragen

North Korean leader Kim Jong-un and former NBA star Dennis Rodman watch an exhibition basketball game in Pyongyang

Als "Freund auf Lebenszeit" hat Kim Jong Un den früheren US-Basketballstar Dennis Rodman bezeichnet.

(Foto: Reuters)
  • Dennis Rodman reist nach Singapur, um, wie er sagt, dort seinen "Freunden Donald Trump und Marschall Kim Jong-un beizustehen".
  • Auch wenn Rodman die beiden Staatenlenker persönlich kennt - er saß etwa in Trumps TV-Show und hat dem Diktator Kim ein Geburtstagsständchen gesungen - dürften ihm die beiden dieses Mal aber kaum Beachtung schenken.
  • In Wahrheit dürfte es sich um eine PR-Reise Rodmans handeln, es wäre nicht die erste.

Von Thorsten Denkler, New York

So ganz klar ist nicht, was Dennis Rodman in Singapur erreichen will. Der frühere Bösewicht unter den Basketballstars der US-Liga NBA will aber zumindest mal hinfahren. Das hat er am Freitag auf Twitter bekannt gegeben. Um, wie er schreibt, seinen "Freunden Donald Trump und Marschall Kim Jong-un" beizustehen. Die treffen sich dort am Dienstag. Wenn es sehr gut geht, werden sie dort die atomare Abrüstung Nordkoreas beschließen.

Um seinen beiden Freunden helfen zu können, wird Rodman allerdings telepathische Fähigkeiten benötigen. Obwohl Trump ihn mag, wie er auf Nachfrage erklärte, sei Rodman nicht eingeladen zum Gipfel. Eine Begegnung ist also nicht geplant. Aber vielleicht hilft ja die moralische Unterstützung, die von Rodmans physischer Nähe ausgeht.

Rodman hätte durchaus Expertise einzubringen. Er gehört zu den wenigen Menschen auf der Welt, die beide Männer schon mehrfach getroffen haben. Trump und Rodman kennen sich, weil Rodman zweimal Gast in Trumps TV-Show "The Apprentice" war. Der Diktator Kim Jong-un wiederum, von Trump einst als "klein und dick" geschmäht, ist bekennender Basketballfan. Rodman hat sich mehrfach vor Kims Propagandakarren spannen lassen. Seine Reisen ins isolierte Nordkorea wurden Teils wie Staatsbesuche inszeniert. Zuletzt war er im Sommer 2017 dort. Zu einem Zeitpunkt, als Kim und Trump füreinander noch das Böse schlechthin waren.

Vielleicht ist es aber auch so, dass Rodman die beiden nur für seine Zwecke benutzt. Als er im Sommer 2017 auf dem Flughafen von Pjöngjang ankam, da trug er ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift: "PotCoin.com". Und auch jetzt dankte er auf Twitter seinem "treuen Sponsor @potcoin" dafür, dass der Trip nach Singapur möglich wird.

Das Ganze scheint mehr eine PR-Reise zu sein als eine Mission im Dienste des Weltfriedens. PotCoin ist ähnlich wie Bitcoin eine Kryptowährung und wird speziell für die Cannabis-Industrie angeboten. Nachdem Rodman im PotCoin-T-Shirt nordkoreanischen Boden betrat, ist die Währung gegenüber dem Dollar deutlich im Wert gestiegen. Von etwa 19 Cent auf über 90 Cent, berichtete damals Reuters.

Die PotCoin-Betreiber sind auf jeden Fall begeistert von Rodmans Nordkorea-Reisen. Und "definitiv davon überzeugt, dass Dennis Rodman den Friedensnobelpreis zusammen mit Trump und Kim verdient hat", sagte ein Sprecher des Unternehmens jetzt der Washington Post.

Rodman nennt Kim einen "Freund fürs Leben"

Rodman nannte Kim schon vor Jahren einen "Freund fürs Leben". Das gemeinsame Interesse für Basketball und Musik habe den Diktator und den NBA-Star zusammengebracht, sagte Rodmans Agent Chris Volo. Kim liebe Elvis Presley und Frank Sinatra. Und Rodman - nun ja - jede Art von Musik. Da passt eben alles.

Angefangen hat die angebliche Freundschaft Anfang 2013. Der US-Sender HBO wollte eine Dokumentation über Basketball in der Welt drehen. Und hatte Rodman und einige Spieler der Harlem Globetrotters eingeladen, dafür in Nordkorea mit einer nordkoreanischen Basketball-Auswahl zu spielen. Und dann auch noch Kim Jong-un zu treffen. Rodman soll schon damals gedacht haben, das wäre doch ein gute Gelegenheit, Kim zu sagen, dass Frieden der einzige Weg sei, nicht Krieg.

Die beiden trafen sich also. Und das Treffen verlief so gut, dass Rodman im September desselben Jahres wiederkam. Damals war seine Mission: "Basketball-Diplomatie". Er habe dort eine entspannte Zeit am Meer gehabt mit Kim und seiner Familie, sagte er später in einem Interview. Er habe auch die neugeborene Tochter Kims in den Armen halten dürfen. Und verriet der Weltpresse sogar ihren Namen: Jue Ae. Kim, sagte Rodman, sei ein guter Typ und ein guter Vater. Was er damals nicht sagte: Kim unterdrückt sein Volk und lässt es hungern, um Atomraketen bauen zu können. Basketball-Diplomatie eben.

Im Januar 2014 reiste Rodman wieder zu seinem Kumpel Kim. Die Welt nahm davon auf zweierlei Weise Notiz. Zum einen sang Rodman Kim ein Geburtstagsständchen. Zum anderen faltete der Sportler kurz vor der Reise einen Moderator des Senders CNN zusammen, weil der ihn nach dem amerikanischen Missionar Kenneth Bae fragte, der damals in nordkoreanischer Gefangenschaft war. Rodman konterte gereizt, ob der Moderator denn nicht wisse, was Bae dem Land angetan habe? Später entschuldigte er sich für den Ausfall. Bae kam einige Zeit danach frei.

Im Sommer 2017 kehrte Rodman erneut nach Nordkorea zurück. Er hatte ein Buch im Gepäck als Geschenk für Kim: "The Art of the Deal", die Kunst des Verhandelns, von Donald Trump. Sein Aufenthalt fiel mit der Freilassung des Amerikaners Otto Warmbier aus nordkoreanischer Gefangenschaft zusammen. Warmbier starb kurz nach seiner Landung in den USA an den Folgen seiner Haft. Kim und Rodman sind sich auf dieser Visite nicht persönlich begegnet.

Es gab Gerüchte, Trump habe Rodman nach Nordkorea geschickt, um die Stimmung auszuloten. Wahrscheinlicher ist, dass Rodman erkannt hat, welche Marketing-Chancen sich aus seinen Besuchen in Nordkorea ergeben. Gut möglich, dass das auch Kim erkannt hat. Der Korea-Experte Daryl Kimball sagte der Washington Post, es würde ihn "sehr wundern", wenn Kim dem Ex-Basketballer irgendwelche Beachtung schenken würde in Singapur. Wo Kim doch jetzt die volle Aufmerksamkeit des US-Präsidenten habe.

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