Vor Gericht:Vorgetäuschter Luxus-Uhren-Raub an der A8 - Prozess beginnt

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Luxusuhren in einem Schaufenster: Weil fünf Männer den Diebstahl von mehr als 700 ähnlichen Uhren-Modellen vorgetäuscht haben, müssen sie sich vor dem Ulmer Landgericht verantworten. (Foto: ag.dpa)
  • Vor dem Ulmer Landgericht beginnt der Prozess gegen mehrere Männer, die einen Überfall auf einen Werttransporter inszeniert haben sollen.
  • Zwei Fahrer eines Wertransporters hatten Mitte Januar an der A8 mehr als 700 Luxusuhren an zwei weitere Mittäter übergeben und sich anschließend mit Kabelbindern fesseln lassen.
  • Die Polizei bemerkte den Betrug, weil die Aussagen der vermeintlich überfallenen Fahrer nicht übereinstimmten.

Wenn man Tag für Tag mit einem Werttransporter kostbare Gegenstände von Stadt zu Stadt fährt, für wenige Stunden vermeintlich sehr, sehr reich ist - dann liegt nahe, wie man diesen temporären Reichtum in dauerhaften Wohlstand verwandeln könnte. Man lässt den eigenen Werttransporter überfallen und teilt anschließend die Beute. Das Ganze geschieht in der Hoffnung, die Ermittler denken nicht wirklich, man würde sich - nur zur Show - mit Kabelbindern fesseln und in den dunklen Transporter sperren lassen. Weil zwei Werttransport-Fahrer genau das versucht haben, müssen sie sich nun vor dem Ulmer Landgericht verantworten. Ebenso drei Personen, die die Tat mit inszeniert haben sollen. Die Männer sind wegen schweren Diebstahls, Waffendelikten und Vortäuschens einer Straftat angeklagt.

Die zwei Werttransport-Fahrer holten Mitte Januar auf einer Uhrenmesse in München 728 Uhren und drei weitere Schmuckstücke im Wert von über drei Millionen Euro ab. Auf der A8 von München nach Stuttgart hielten sie auf einem Rastplatz. Hier beginnt das Märchen, dass die beiden Fahrer später der Polizei erzählten: Der Beifahrer sei ausgestiegen, um Wischwasser nachzufüllen. Den Moment hätten zwei Täter genutzt, um die beiden Fahrer mit Pistolen zu bedrohen. Sie hätten die Fahrer gefesselt, in den Laderaum des Wagens gesperrt und die Uhren und Schmuckstücke mitgenommen. Erst nach einer Dreiviertelstunde hätten die Fahrer sich befreien und die Polizei rufen können.

Das Märchen war nicht glaubhaft genug

Schnell stellte sich allerdings heraus: Wahr an der Geschichte war nur, dass sie gefesselt und in den Transporter eingeschlossen wurden - allerdings freiwillig. Vorher fand die - ebenfalls völlig freiwillige - Übergabe der Uhren an die zwei vermeintlichen Täter statt, die mit der Beute nach Berlin fuhren. Dort soll eine fünfte Person die Uhren in Empfang genommen und weiterverkauft haben.

Offenbar hatten die vermeintlichen Opfer das Märchen nicht glaubhaft genug geschildert - und ihre Geschichten nicht richtig abgestimmt. Zumindest heißt es von der Polizei, dass sich "bei den ersten Vernehmungen des Fahrers und Beifahrers und der Situation am Tatort Ungereimtheiten ergaben". Ein Informant in Berlin lieferte weitere Hinweise, sodass die Beamten Anfang Februar fünf Männer in Esslingen in Baden-Württemberg und in Berlin im Zusammenhang mit der Tat festnehmen konnten, darunter die Fahrer des Werttransporters.

Ebenfalls festnehmen konnten die Beamten einen der beiden Männer, die den Überfall an der Autobahn mit inszeniert haben sollen - über den zweiten Mann ist bislang nichts bekannt. In Untersuchungshaft sitzen seit Februar außerdem der Mann, an den die Beute in Berlin übergeben worden sein soll und eine weitere Person, die die Tat mit geplant haben soll.

Ein Teil der Beute - 163 Uhren - sowie mehrere zehntausend Euro und eine Schusswaffe konnten die Beamten bereits bei den Hausdurchsuchungen sicherstellen. Über den Verbleib der anderen 565 Uhren und der drei weiteren Schmuckstücke ist bislang nichts bekannt. Insgesamt sind sieben Verhandlungstage angesetzt, der letzte soll Mitte November stattfinden.

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