Vor dem Urteil im Mordprozess:Amanda Knox will die Familie des Opfers treffen

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Amanda Knox (li. im Vordergrund), hier ein Archivbild vom Berufsprozess in Perugia im Jahr 2011. (Foto: dpa)

Der dritte Mordprozess gegen Amanda Knox geht in die Schlussphase. Noch in diesem Monat soll es ein Urteil geben. In einem Interview meldet sich die US-Amerikanerin jetzt zu Wort: Sie will der Familie des Opfers ihre Unschuld versichern.

Die des Mordes angeklagte US-Amerikanerin Amanda Knox wünscht sich eine Versöhnung mit der Familie des Opfers Meredith Kercher: "Ich will ihr direkt sagen, dass ich nichts mit dem Mord an Meredith zu tun habe, dass ich sie gern hatte und wir Freundinnen waren", sagte die 26-Jährige der italienischen Zeitung La Repubblica.

Am Donnerstag ist vor dem Berufungsgericht in Florenz der neue Prozess um den Mord an Kercher fortgesetzt worden. Knox und ihr Ex-Freund Raffaele Sollecito müssen sich seit September vor Gericht verantworten - und das bereits zum dritten Mal.

Gemeinsam mit seinem Vater erschien Sollecito vor Gericht. Seine Anwälte hielten als letzte ihre Plädoyers. Jetzt hat das Gericht noch zwei weitere Termine anberaumt. Am 20. Januar haben beide Seiten die Möglichkeit, auf die Plädoyers zu reagieren. Das Urteil soll schließlich am 30. Januar gesprochen werden.

"Italien fehlt mir sehr"

Nach Angaben des Anwalts der Familie Kercher wollen dann auch der Bruder und die Schwester der getöteten Meredith nach Florenz reisen. Während die beiden Angeklagten ihre Unschuld beteuern, fordert die Staatsanwaltschaft Haftstrafen von 30 und 26 Jahren für Knox und Sollecito.

Die britische Austauschstudentin Kercher war im November 2007 halbnackt und mit durchschnittener Kehle in ihrem WG-Zimmer in der italienischen Stadt Perugia gefunden worden. Knox und Sollecito wurden 2009 in einem Indizienprozess verurteilt und 2011 wieder freigesprochen. Im März vergangenen Jahres wurde dieses Urteil vom höchsten Gericht des Landes verworfen.

Die Angeklagte Amanda Knox ist bei dem Verfahren nicht im Gerichtsssaal anwesend. "Ich wäre für den Prozess zurückgekommen. Italien fehlt mir sehr", sagte sie La Repubblica. "Aber ich habe Angst, ich war für vier Jahre im Gefängnis, ohne etwas Böses getan zu haben und obwohl ich meine Unschuld herausgeschrien habe, hat mir niemand gelaubt."

Auf die Frage, was nach einer Verurteilung geschehe, antwortete Knox: "In diesem Fall wäre ich, wie sagt man, eine Flüchtige." Sie sei vor dem Urteil optimistisch, habe aber auch Angst. Knox hofft, dass in dem neuen Prozess "ein für alle Mal festgestellt wird, dass ich meine Freundin Meredith nicht ermordet habe". Mit Sollecito habe sie in den vergangenen Wochen oft telefoniert. "Er ist sehr viel optimistischer als ich. Er glaubt an die Gerechtigkeit und ist überzeugt, dass sich alles auflöst", sagte sie.

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