Von wegen "Person des Jahres":Trump und der "komplette Bullshit"

Donald Trump

Donald Trump irritiert einmal mehr auf Twitter.

(Foto: dpa)
  • Donald Trump hat mit dem Tweet für Verwirrung gesorgt, das Time Magazin wolle ihn "wahrscheinlich" zur "Person des Jahres" küren.
  • Time widersprach dem US-Präsidenten umgehend ebenfalls via Twitter und warf ihm eine unrichtige Darstellung vor.
  • Das US-Magazin äußerte sich allerdings nicht dazu, ob es ein Telefonat mit Trump zu dem Thema gegeben hat.

Das Erstaunliche an Donald Trump ist, dass er es Kritikern manchmal ziemlich leicht macht. Dass er zum Beispiel das ironische Vokabular zur Beschreibung diverser Trump'scher Aktivitäten gleich selbst mitliefert (auch wenn es im Ursprung natürlich völlig unironisch, sondern sehr ernst gemeint ist). So lässt sich die jüngste Twitter-Episode des US-Präsidenten wunderbar mit den Begriffen: "Alternative Facts", also alternative Fakten, oder, je nach persönlicher Vorliebe, "Fake News" betiteln.

Denn am späten Freitagabend deutscher Zeit nutzte Trump wieder einmal Twitter, um die Welt von seiner Großartigkeit in Kenntnis zu setzen. Er schrieb: "Time Magazine hat angerufen, um zu sagen, dass ich WAHRSCHEINLICH zum 'Mann (Persönlichkeit) des Jahres' ernannt werde, wie letztes Jahr, aber ich müsste einem Interview und einem Foto-Shooting zustimmen. Ich habe gesagt, dass mir 'wahrscheinlich' nicht reicht - und habe abgesagt". Danke trotzdem!"

Mal abgesehen davon, dass der Titel "Mann des Jahres", wie Trump die Ehrung nennt, seit fast 20 Jahren nicht mehr vergeben wird (Achtung: Alternative Facts!), hat der Anruf in dieser Form offenbar gar nicht stattgefunden. Das Time Magazine bemühte sich schnell zumindest um eine Richtigstellung auf Trumps liebstem Kommunikationsweg: "Der Präsident irrt sich darin, wie wir die Persönlichkeit des Jahres auswählen. Time wird unsere Wahl bis zur Veröffentlichung am 6. Dezember nicht kommentieren", schrieb die Redaktion auf Twitter.

Und Alan Murray, verantwortlich für die redaktionellen Inhalte bei Time, twitterte: "Unglaublich. Nicht ein Hauch von Wahrheit in der Geschichte. Kompletter Bullshit." Auch der frühere Time-Herausgeber Richard Stengel wurde deutlich. Er verbreitete Trumps Twitter-Mitteilung weiter und fügte hinzu: "Ich sag's Ihnen nur ungern, aber WAHRSCHEINLICH heißt, dass Sie NICHT Persönlichkeit des Jahres sind. Die wollten nur ein Foto-Shooting. Aber ich bin sicher, dass Sie noch irgendwo das gefälschte Time-Titelblatt auf Lager haben."

Stengel spielte darauf an, dass in mehreren Golf-Clubs des Milliardärs an prominenter Stelle gefälschte Time-Titelseiten mit Trump als Motiv hingen. Das Magazin hatte nach dem Bekanntwerden gefordert, dass die Fälschungen abgehängt werden müssten.

Auch daran lässt sich ablesen, wie wichtig es für Trump ist, von dem Magazin zur "Persönlichkeit des Jahres" gewählt zu werden. In den Jahren 2012, 2014 und 2015 (jenem Jahr, in dem Angela Merkel zur "Person of the Year" - merke: nicht "Woman of the Year" - gewählt wurde) hatte er sich jedes Mal via Twitter darüber beschwert, dass Time ihn übergangen habe. Im vergangenen Jahr hatte das Magazin ihm dann endlich den Titel verliehen, ihn allerdings gleichzeitig als "Präsident der Geteilten Staaten von Amerika" bezeichnet.

Das Time Magazine verleiht den Titel nach eigenen Angaben jeweils an diejenige Persönlichkeit, die "zum Guten oder zum Schlechten am meisten beigetragen hat, um die Ereignisse des Jahres zu beeinflussen".

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