Vogelgrippe:Vietnam will zehn Millionen Vögel töten

Nachdem mindestens drei Menschen an der Influenza gestorben sind, fürchtet die WHO eine Ausbreitung der Krankheit in Südostasien. Eine Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch ist unwahrscheinlich - aber noch nicht ausgeschlossen.

Aus Angst vor Ausbreitung der Vogelgrippe will Vietnam rund zehn Millionen Hühner, Enten und anderes Federvieh töten.

Bislang starben nach Angaben der vietnamesischen Behörden in dem südostasiatischen Land 13 Menschen an der Grippe, darunter elf Kinder. In fünf weiteren Fällen besteht der Verdacht einer Infektion. Bei drei der Todesopfer hat die Weltgesundheitsorganisation WHO den hoch ansteckenden Virustyp H5N1 nachgewiesen, an dem auch die Hühner verendeten. Während die Toten aus dem Norden stammten, starben jedoch die allermeisten Hühner im Süden.

Untersucht wird derzeit, ob der Tod von neun Kindern seit vergangenem Oktober ebenfalls mit dem H5N1-Virus zusammenhängt. Die WHO fürchtet, dass die Zahl der Toten weiter steigen wird.

In zwölf der insgesamt 64 Provinzen des südostasiatischen Landes würden vorsorglich "alle Hühner" getötet, sagte der stellvertretende Leiter des Veterinärsamtes im Landwirtschaftsministerium, Dau Ngoc Hao, in Hanoi.

"Wir haben in 18 weiteren Provinzen tote Hühner gefunden, und auch dort besteht eine echte Epidemiegefahr." Insgesamt wurden damit in 30 Provinzen Fälle der Geflügelpest bekannt. In Vietnam sind bereits mindestens 1,2 Millionen Hühner an der Krankheit verendet.

In den südlichen Provinzen Vietnams, Tien Giang und Long An, beziffern die Behörden den Geflügelbestand auf mehr als zehn Millionen Stück. Es werde zwei Monate dauern, die Tiere in Tien Giang zu töten, sagte der stellvertretende Leiter des Amt für Seuchenkontrolle, Cao Van Hoa. In Long An seien bereits knapp 20 Prozent des Bestandes vernichtet, sagte Nguyen Duy Long vom dortigen Seuchenkontrollamt.

Nach Vietnam, Südkorea und Japan meldete am Freitag auch Taiwan einen Ausbruch von Vogelgrippe. Aus Vorsorgegründen seien 20.000 Hühner auf der betroffenen Farm getötet worden, teilten die Behörden in Taipei am Freitag mit. Mehrere asiatische Länder, darunter China, haben inzwischen die Einfuhr von Geflügel aus von der Krankheit betroffenen Ländern gestoppt.

Vereinte Nationen besorgt

Die Vereinten Nationen sind besorgt über die Ausbreitung der Seuche in Ostasien. Nach Angaben der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) sollte geklärt werden, ob ein neuer, hoch ansteckender Virusstamm entstanden sei.

Die Influenza beim Menschen wird in der Regel von Influenza-A-Viren vom Subtyp H1N1, H2N2 und H3N2 und Influenza-B-Viren ausgelöst. Allerdings kam es in Südostasien wiederholt zu Infektionen durch andere Subtypen, die normalerweise nur Schweine und Geflügel befallen. Solche Infektionen können dann Epidemien auslösen, wenn die Erreger von Mensch zu Mensch übertragbar sind. Influenza-Viren können ihre Strukturen so rasch verändern, dass das Auftreten eines solchen hoch-infektiösen Subtyps möglicherweise nur eine Frage der Zeit ist.

Experten hatten nun die Sorge geäußert, dass es sich bei dem derzeit in Asien grassierenden Geflügelpest-Virus um eine solche Form handeln könnte. Es wäre möglich, dass sie sich an menschliche Grippe-Erreger anhängen und dann von Mensch zu Mensch übertragen werden könnte, so der Verdacht. Dann, so die Einschätzung der WHO, könnte die Krankheit schlimmere Auswirkungen haben als die Lungenkrankheit Sars. Denn Grippe kann über die Luft übertragen werden, Sars dagegen nur durch Tröpfcheninfektion.

Die WHO entsandte am Donnerstag ein Expertenteam in die vietnamesische Hauptstadt Hanoi. "Es ist klar, dass wir schnell handeln müssen", erklärte die WHO-Repräsentantin in Hanoi, Pascale Brudon.

Die DNS-Analyse von Erregern einer erkrankten Person habe jedoch ergeben, dass das Vogelvirus H5N1 sich offenbar nicht mit dem menschlichen Influenza-Virus verbunden habe, berichtete WHO-Sprecher Dick Thompson in Genf. Auch habe sich bislang niemand bei der Pflege kranker Personen angesteckt.

Allerdings infizierten sich bereits mehrfach Familienmitglieder von Kranken mit dem Virus. Bislang ist noch unklar, ob sie sich an Menschen oder Tieren infizierten. Bislang gehen die Gesundheitsexperten davon aus, dass die Betroffenen sich über den Kot kranker Tiere infizierten.

In Hongkong hatten sich Ende 1997 bei einer Vogelgrippe-Epidemie 18 Menschen mit dem H5N1-Virus infiziert, sechs waren gestorben. Die Regierung ließ damals 1,5 Millionen Hühner notschlachten - den gesamten Bestand Hongkongs.

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