Vierfachmord von Eislingen:"Das wollte ich nicht"

Lesezeit: 1 min

Überraschende Reue: Der Sohn der getöteten vierköpfigen Familie aus Eislingen entschuldigt sich bei dem Lebensgefährten seiner toten Schwester.

Von Reue oder Trauer war bisher im Prozess um den Vierfachmord in Eislingen keine Rede: Jetzt haben sich die beiden Angeklagten bei dem Freund einer der getöteten Schwestern entschuldigt. "Mir ist es wichtig, dass ich dir einfach sag', dass es mir leid tut, dass ich nie daran gedacht habe, was mit dir passiert. Das wollte ich nicht", sagte der Sohn der getöteten Familie vor dem Landgericht Ulm.

Frederik B. soll alleine 31 Schüsse auf die Familie seines Freundes Andreas H. abgefeuert haben. Die Eltern und die beiden Schwestern wurden in Eislingen beigesetzt. (Foto: Foto: dpa)

Sein Schulfreund Frederik B. äußerte sich ähnlich: "Ich wollte einfach sagen, dass es mir leid tut, was ich auch dir angetan habe." Zuvor hatte das Gericht den 23-jährigen Freund der ermordeten 22- jährigen Annemarie H. vernommen. Der zur Tatzeit 18-jährige Andreas H. soll zusammen mit seinem Schulfreund Frederik B. seine Eltern und beiden Schwestern aus Habgier mit 30 Schüssen ermordet haben. Nach Darstellung der beiden Angeklagten feuerte Frederik B. auf Bitten von Andreas H. sämtliche Schüsse alleine ab.

Das Landgericht stieg am siebten Verhandlungstag in die Beweisaufnahme ein. Als erste Zeugen sagten die Lebensgefährten der beiden ermordeten Schwestern aus. Die Richter erhofften sich nach Angaben eines Sprechers, dadurch das Verhalten und den Entwicklungsstand der Angeklagten besser beleuchten zu können.

Die Lebensgefährten der erschossenen Schwestern beschrieben das Verhältnis der Familienmitglieder untereinander vor Gericht als gut. Es habe zwar manchmal auch Streit gegeben, aber niemals Handgreiflichkeiten, sagten sie nahezu übereinstimmend aus. Der Vater von Andreas H. sei zwar dominant und streng gewesen, aber nicht über die Maßen. Das Motiv der Tat blieb damit weiterhin unklar.

Frederik B. hatte vor einigen Wochen ausgesagt, Andreas H. habe sich in seiner Familie nicht wohl gefühlt und schon 2008 solche Tötungsabsichten entwickelt. Auch Andreas H. führte nach Angaben seines Anwalts die familiäre Situation als Grund an. Der 19-Jährige habe sich irgendwann vor der Frage gesehen: Entweder die oder ich.

© sueddeutsche.de/dpa/abis/fvk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: