Verschollenes Schiff gibt Rätsel auf:Verwirrung um die Arctic Sea

Die Nachrichten über das Schicksal der Arctic Sea bleiben widersprüchlich. Angeblich soll das verschollene Schiff vor Afrika gesehen worden sein - doch das wurde von russischer Seite dementiert.

Der Verbleib des vor zweieinhalb Wochen verschwundenen finnischen Frachters Arctic Sea mit 15 russischen Seeleuten an Bord gibt weiter Rätsel auf. Nachdem am Freitagabend die Regierung Kap Verdes zunächst mitgeteilt hatte, dass das Schiff etwa 400 Seemeilen (720 Kilometer) nördlich des Inselstaates vor der westafrikanischen Küste gesichtet worden sei, wurde dies wenig später von russischer Seite dementiert.

Verschollenes Schiff gibt Rätsel auf: Ist die Arctic Sea (hier auf einer Aufnahme vom Dezember) bei bei der Inselgruppe Kap Verde wieder aufgetaucht - oder doch nicht?

Ist die Arctic Sea (hier auf einer Aufnahme vom Dezember) bei bei der Inselgruppe Kap Verde wieder aufgetaucht - oder doch nicht?

(Foto: Foto: AFP)

Der kapverdische Generalstabschef habe ihn davon unterrichtet, dass ein der Arctic Sea ähnelndes Schiff gesichtet worden sei, sagte der russische Botschafter in Kap Verde, Alexander Karpuschin, laut Nachrichtenagentur Interfax dem russischen Fernsehen. "Diese Information hat sich jedoch nicht bestätigt."

Zuvor hatte bereits ein ranghoher Militärsprecher in Brüssel der russischen Agentur Itar-Tass gesagt, dass man wisse, wo sich die Artic Sea befinde: "Das Schiff ist nicht gesunken. Seine Position ist bekannt, wird aber aus taktischen Gründen nicht bekanntgegeben." Den Grund für die Geheimhaltung nannte der Sprecher nicht.

"Dramatische Situation"

Der russische Nato-Botschafter Dmitri Rogosin betonte, man könne keine Details mitteilen. "Die Situation ist dramatisch genug, da darf man nichts vorzeitig mitteilen", sagte der Diplomat ohne weitere Einzelheiten dem Moskauer Radiosender Echo Moskwy. Russland und die Nato stünden im Fall der Arctic Sea in "engem Kontakt".

Das Schiff, das Holz im Wert von über einer Million Euro von Finnland nach Algerien bringen sollte, ist seit gut zwei Wochen verschwunden. Den letzten offiziellen Funkkontakt zur Arctic Sea hatte die britische Küstenwache am 28. Juli in der Straße von Dover. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, es habe nach dem mysteriösen Überfall auf das Schiff in der Ostsee vom 24. Juli einen zweiten Angriff vor der Küste Portugals gegeben. Lissabon bestreitet dagegen, dass sich die Arctic Sea in den vergangenen Tagen in portugiesischen Gewässern bewegt hat.

Ein EU-Sprecher sagte, es handele sich nach "Informationen aus den Mitgliedsstaaten" nicht um klassische Piraterie. Auf die Frage, was sich dann hinter dem Verschwinden des etwa 100 Meter langen Schiffes verbergen könnte, sagte ein Sprecher der EU-Kommission: "Dazu haben wir keine Meinung und keinen Kommentar abzugeben."

Crew in Lebensgefahr?

Der Vizechef der russischen Seefahrergewerkschaft, Sergej Portenko, sagte der Moskauer Boulevardzeitung Moskowski Komsomolez, seiner Ansicht nach solle vertuscht werden, dass die Arctic Sea Waffen für Afrika geladen habe.

Der finnische Eigner sprach weiter von einem "Rätsel". Es sei nicht gelungen, Kontakt zu dem Schiff aufzunehmen, sagte der Direktor der Reederei Solchart Management Ltd, Viktor Matwejew. Er wollte sich nicht an Spekulationen über eine mögliche Entführung des Schiffs beteiligen. Er zeigte sich erfreut, dass sich die russische Marine an der Suche nach dem Schiff beteiligt.

Russische Zeitungen spekulierten, dass die Crew in Lebensgefahr sein könnte. "Wenn bei dieser Sache wirklich wichtige Leute ihre Finger im Spiel haben, dürfte man die Besatzung als Zeugen wohl aus dem Weg räumen", schrieb Moskowski Komsomolez. Der 50 Jahre alte Kapitän Sergej Serezki gilt russischen Medien zufolge als erfahrener Seemann.

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