Vermisstes Air-Asia-Flugzeug:Was QZ8501 von MH370 unterscheidet

Vermisstes Air-Asia-Flugzeug: Ein indonesischer Soldat blickt aus dem Fenster eines Suchflugzeugs. Mehr als 120 000 Quadratkilometer werden nach der verschwundenen Maschine der Air Asia durchkämmt.

Ein indonesischer Soldat blickt aus dem Fenster eines Suchflugzeugs. Mehr als 120 000 Quadratkilometer werden nach der verschwundenen Maschine der Air Asia durchkämmt.

(Foto: AFP)

Seit zwei Tagen ist ein Airbus der Air Asia mit 162 Menschen an Bord verschwunden. Schon werden Parallelen zu der seit März vermissten Malaysia-Airlines-Maschine gezogen. Dabei lassen sich die beiden Fälle kaum vergleichen.

Von Felicitas Kock

In Südostasien verschwindet ein Flugzeug vom Radar. Wenige Stunden nach dem Start bricht der Funkkontakt ab. Die Schreckensmeldung kommt am frühen Morgen, schnell wird ein internationales Rettungsteam zusammengestellt, werden Suchkorridore abgesteckt: Was sich gerade vor Indonesien abspielt, ruft unweigerlich Erinnerungen wach an die Katastrophe vom 8. März dieses Jahres. Keine zehn Monate ist es her, dass Malaysia-Airlines-Flug MH370 mit 239 Menschen an Bord vom Radar verschwand - und verschollen blieb.

Tatsächlich gibt es Gemeinsamkeiten: Wieder handelt es sich um eine Fluggesellschaft mit Wurzeln in Malaysia, wieder setzte die Besatzung keinen Notruf ab, wieder fehlt in den ersten Stunden nach Abbruch des Funkkontakts jede Spur von der Maschine. Allzu bekannt klingen auch Nachrichten über die Sichtung verdächtiger Ölspuren und Trümmerteile, die kurze Zeit später wieder dementiert werden. Doch zumindest nach dem aktuellem Kenntnisstand gibt es einige grundlegende Unterschiede zwischen MH370 und QZ8501.

Funksystem und Flugroute

Das Verschwinden der Malaysia-Airlines-Maschine stellte die Behörden gleich vor mehrere Rätsel. Warum zum Beispiel fiel das Funksystem aus? Mehrere Experten äußerten die Ansicht, dass die entsprechenden Transponder von Hand abgeschaltet wurden. Eine Theorie, die Spekulationen über einen terroristischen Anschlag förderte.

Rätselhaft bleibt auch der plötzliche Kurswechsel der Maschine: Satellitendaten zufolge flog die Boeing nicht wie vorgesehen in Richtung Peking, sondern vermutlich in südwestlicher Richtung auf den indischen Ozean hinaus. Warum diese drastische Abweichung vom Kurs? Ähnliche Fragen stellen sich bei Flug QZ8501 bislang nicht, von einer plötzlichen Änderung der Flugrichtung ist genauso wenig die Rede wie von bewussten Eingriffen in das Funksystem.

Wetterbedingungen

Als im März der Funkkontakt zur Malaysia-Airlines-Maschine abbrach, waren die äußeren Bedingungen einwandfrei. In der Region gab es weder Stürme noch Gewitter, nichts was einen Piloten zum Eingreifen und damit zu potenziellen Fehlern verleiten würde.

Ganz anders verhält es sich im aktuellen Fall: Über Indonesien gehen seit Tagen heftige Regenfälle nieder. Der Monsun wird von Gewittern und Wirbelstürmen begleitet. In seinem letzten Funkspruch bat der Pilot von QZ8501 die indonesischen Fluglotsen, einem Unwetter nach oben und zur Seite ausweichen zu dürfen. Wegen eines in größerer Höhe fliegenden Jets wurde ihm das Aufsteigen jedoch untersagt. Lediglich ein Ausweichmanöver zur Seite wurde zugelassen.

Größe des Suchgebiets

Das Verschwinden von MH370 bleibt auch deshalb rätselhaft, weil das Flugzeug noch nicht gefunden ist. Erst die Black Box dürfte weiteren Aufschluss über die Vorgänge an Bord geben - doch die Suche im endlosen, schlecht erforschten Südteil des indischen Ozeans ist mühsam, ein Erfolg in naher Zukunft nicht absehbar.

Bei QZ8501 gehen die Behörden dagegen davon aus, dass die Maschine bald gefunden wird. Satellitendaten zufolge ist sie in einem Gebiet abgestürzt, das gut kartografiert und von zahlreichen Schiffen befahren ist. Wirklich mysteriös werde die Sache erst, wenn das Wrack nicht bald auftauche, zitiert eine australische Nachrichtenseite den Luftfahrtexperten Neil Hansford.

Reaktionen der Fluggesellschaft und der Behörden

Doch nicht nur die Rahmenbedingungen unterscheiden sich, auch das Auftreten von Behörden und Fluggesellschaft ist anders als bei MH370. Die unterschiedlichen Stellen scheinen gut zusammen zu arbeiten, die Informationen kommen schneller, gebündelter - und der Ton ist den Umständen angemessen. Air-Asia-Chef Tony Fernandes versicherte in mehreren Tweets seine Anteilnahme, malaysische Politiker versprechen, ihr Möglichstes für die Angehörigen zu tun, die abgeschirmt von den Medien in Hotels untergebracht sind.

So ähnlich das Verschwinden der beiden Flugzeuge in Südostasien auf den ersten Blick scheinen mag: Die Unterschiede geben Hoffnung. Hoffnung, dass die Air-Asia-Maschine bald gefunden wird. Und dass Angehörige und Suchmannschaften nicht die gleiche monatelange Ungewissheit durchleben müssen wie im Fall MH370.

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