Mexiko:Demonstranten greifen Regierungspalast an

  • Die mutmaßliche Ermordung von 43 vermissten Studenten hat in Mexiko wütende Proteste und Gewalt ausgelöst.
  • In Mexiko-Stadt haben vermummte Demonstranten versucht, in den Nationalpalast einzudringen.
  • Sie fordern den Rücktritt von Staatspräsident Enrique Peña Nieto.

Demonstranten setzen Pforte in Brand

Nach dem mutmaßlichen Mord an 43 Studenten im Südwesten Mexikos haben vermummte Demonstranten versucht, den Nationalpalast in der Hauptstadt Mexiko-Stadt zu stürmen. Sie legten am späten Samstagabend (Ortszeit) Feuer an einer der Pforten des Gebäudes am zentralen Platz Zócalo und bewarfen das Regierungsgebäude mit Steinen. In das Innere des Nationalpalasts konnten sie allerdings nicht eindringen.

Auf dem Zócalo-Platz vor dem Gebäude hatten zuvor Tausende Menschen friedlich protestiert. Dabei wurde auch Rücktrittsforderungen gegen Staatspräsident Enrique Peña Nieto laut. "Weg mit Peña Nieto" und "Das Volk will dich nicht!", rief die Menge.

Mindestens sieben Autos in Brand gesteckt

Auch in Guerreros Hauptstadt Chilpancingo griffen Demonstranten am Samstag das Regierungsgebäude an. Sie schleuderten Steine auf den Sitz der Provinzregierung und steckten mindestens sieben Autos in Brand. "Lebend habt ihr sie uns genommen, lebend wollen wir sie zurück", sprühten sie auf die Mauer des Gebäudes.

Zuvor hatten sie vor dem Sitz der Generalstaatsanwaltschaft Aufklärung über das Schicksal der vermissten Studenten gefordert. "Warum tötet ihr uns, wenn wir doch die Hoffnung Lateinamerikas sind", skandierten die Demonstranten." Und: "Es war der Staat."

Die Studenten waren Ende September in der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero von Polizisten verschleppt und später Mitgliedern der kriminellen Organisation "Guerreros Unidos" übergeben worden.

Mitglieder eines Drogenkartells geben Mord zu

Mehrere Bandenmitglieder hätten gestanden, die jungen Leute getötet und verbrannt zu haben, teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit.

Die 43 Studenten waren am 26. September bei der Rückkehr von einer Spendensammelaktion in Iguala von Polizisten und Mitgliedern der "Guerreros Unidos" angegriffen worden. Die Behörden vermuten, dass der frühere Bürgermeister José Luis Abarca den Angriff auf die Studenten angeordnet hatte, um zu verhindern, dass sie am nächsten Tag eine Rede seiner Frau mit Protesten stören. Offenbar machten er und seine Frau mit den "Guerreros Unidos" gemeinsame Sache. Der Fall Iguala hat ein Schlaglicht auf die enge Verstrickung staatlicher Institutionen mit dem organisierten Verbrechen in Mexiko geworfen.

In den sozialen Netzwerken wurde unterdessen der Slogan "Ya me cansé" (Genug, ich bin jetzt müde) zum Trend-Thema. Mit diesen Worten hatte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam am vergangenen Freitag die Pressekonferenz über die jüngsten Ermittlungsergebnisse abgebrochen. "Wenn du müde bist, warum trittst du nicht zurück?", schrieb ein Internetnutzer unter dem Hashtag #YaMeCanse auf Twitter. "Ich habe genug von Murillo Karam." Ein anderer Nutzer schrieb: "Genug, ich bin es überdrüssig, in einem Narko-Staat zu leben."

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