Verkehrschaos und Tote:Die Opfer des Winters

Schneevergnügen für die einen, tödliche Falle für die anderen. Vor allem Obdachlose sterben in der extremen Kälte in Europa. Aber auch in Indien und China leiden die Ärmsten.

Eisiger Winter in Deutschland: Die weiße Pracht begeistert Skifahrer und rodelnde Kinder, treibt aber viele Autofahrer im In- und Ausland zur Verzweiflung und forderte bereits Todesopfer. Bundesweit erfroren nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe in diesem Winter bereits mindestens neun Obdachlose. Ein Autofahrer rettete eine stark unterkühlte 13-Jährige, die betrunken auf einem Feld lag.

Verkehrschaos und Tote: Auch Indien wird von einer beispiellosen Kältewelle heimgesucht: Diese obdachlose Junge in Neu-Delhi versucht, sich mit einer dicken Decke warm zu halten.

Auch Indien wird von einer beispiellosen Kältewelle heimgesucht: Diese obdachlose Junge in Neu-Delhi versucht, sich mit einer dicken Decke warm zu halten.

(Foto: Foto: Reuters)

Schnee und Glätte führten am Mittwoch zu einem Verkehrschaos, mancherorts ging das Streusalz aus. Zahlreiche Schulen und Flughäfen, darunter Bremen, London Gatwick und Wien, mussten vorübergehend schließen. In Deutschland fielen einige Züge aus.

Jetzt droht Deutschland ein winterliches Unwetter: Tief "Daisy" zieht nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes "vollgepumpt mit Feuchtigkeit" vom Mittelmeer Richtung Polen. In der kalten Luft kann am Freitag im Süden und Osten Deutschlands viel Schnee fallen, wie Meteorologin Dorothea Paetzold am Mittwoch in Offenbach erläuterte. Hinzu komme ein stürmischer Wind, der für Schneeverwehungen sorgen könne. Die "sehr brisante Mischung" bringe am Freitag und Samstag Unwettergefahr.

Auch Indien wird derzeit von einer beispiellosen Kältewelle heimgesucht. Im Norden und Osten des Landes starben mindestens 60 Menschen. Wie in Europa trifft es auch dort die Schwächsten: Unter den Toten sind vor allem Obdachlose und ältere Menschen.

Notfallpläne für Kliniken In Großbritannien, wo derzeit einer der härtesten Winter der vergangenen Jahrzehnte herrscht, behinderten Schneestürme den Flugverkehr. Mehrere Airports - darunter London Gatwick, Bristol und Exeter - mussten zeitweise ihren Betrieb einstellen. Auch in London Heathrow wurden Verspätungen und Ausfälle erwartet. Pkw-Fahrer strandeten auf Autobahnen. Tausende Schulen blieben erneut geschlossen. Die Krankenhäuser bereiteten Notfallpläne vor. In Südengland waren bis zu 40 Zentimeter Schnee gefallen.

Schnee und Eis machten den Menschen im Westen Frankreichs zu schaffen. Betroffen waren 14 Departements, unter anderem in der Normandie. In einigen Regionen durften weder Lastwagen noch Schulbusse fahren. Die Bretagne ist zudem von Stromausfällen bedroht. Schneetreiben behinderte auch den Zugverkehr unter dem Ärmelkanal. Die Gesellschaft Eurostar sagte je zwei Züge auf den Strecken London-Brüssel und London-Paris ab.

In China wird der Strom knapp

Die Kältefront lässt auch die Italiener bibbern. In Ravenna wurde ein im Schnee steckengebliebenes Auto von einem Zug überrollt. Wie italienische Medien berichteten, blieb ein Ehepaar mit seinem Wagen am späten Dienstagabend bei der Überquerung eines Gleisübergangs im Schnee liegen. Bei Herunterlassen der Schranken sei das Paar aus dem Auto geflüchtet und so heil davon gekommen. Andernorts in Nord- und Mittelitalien führten starke Regenfälle zu Überschwemmungen. Mehrere Häuser in der Provinz von Livorno wurden sicherheitshalber evakuiert.

Eisige Kälte lässt in China sogar die Energie knapp werden. In Peking sanken die Temperaturen am Mittwoch auf minus 16,7 Grad, den niedrigsten Wert seit knapp 40 Jahren. In sieben Provinzen musste die Stromversorgung für Industriebetriebe rationiert werden. Das kalte Wetter soll noch zehn Tage anhalten. Der hohe Energieverbrauch strapaziert die Kohlereserven, so dass die Behörden in Zentral- und Ostchina Alarm schlugen. Einige Kraftwerke hätten nur noch Vorräte für drei Tage, meldete die Zeitung Guangdong Ribao.

In Deutschland hat das Winterwetter nicht nur negative Seiten. Bei vielen Hoteliers und Liftbetreibern in Skigebieten klingeln die Kassen. "Wir sind rundherum zufrieden", sagte der Sprecher des Skilift-Verbandes Sauerland, Meinolf Pape, in Winterberg. In Berlin gibt es in vielen Läden keine Schlitten mehr zu kaufen.

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