Verden:Mutter verhungert - Haftstrafen für Ehemann und Tochter

  • Eine 49-jährige Frau hat sich bei einem Sturz die linke Hüfte gebrochen und ist anschließend auf dem heimischen Sofa verhungert und verdurstet.
  • Ihre Angehörigen sind nun vom Landgericht Verden (Niedersachsen) zu Haftstrafen verurteilt worden.

Wegen des qualvollen Hungertods seiner Frau muss ein 50-Jähriger sieben Jahre in Haft. Das Landgericht Verden erklärte Michael T. wegen Totschlags durch Unterlassen für schuldig. Seine 18 Jahre alte Tochter, Melanie T., wurde zu einer Jugendstrafe von drei Jahren verurteilt.

Die Staatsanwaltschaft hatte den beiden vorgeworfen, die alkoholkranke Frau nach einem Sturz in der Wohnung im Obergeschoss eines zweistöckigen Hauses im niedersächsischen Thedinghausen hilflos auf dem Sofa liegen gelassen zu haben. Die 49-Jährige verdurstete und verhungerte über Wochen.

Zweimonatiges Märtyerium

Der Sturz ereignete sich im Januar 2015, Antje T. brach sich dabei die linke Hüfte. Danach soll die Frau fast zwei Monate lang gelitten haben - im selben Raum, in dem ihr Mann und ihre Tochter täglich vor dem Fernseher saßen.

Am 19. März 2015 wurde die Polizei in die Wohnung der Familie gerufen und fand dort die Leiche von Antje T. Zum Zeitpunkt des Todes wog die 1,60 Meter große Frau nur noch 26 Kilo. Die Ermittler berichteten vor Gericht grausame Details: Der ausgezehrter Körper sei "voller Maden und Würmer" gewesen, der rechte Hüftknochen habe am Ende frei gelegen und die Haut der Toten sei mit dem Stoff des Sofas wie verschmolzen gewesen. Weil die Angehörigen die Frau nicht zur Toilette brachten, sei das Sofa von deren Fäkalien durchtränkt gewesen.

Antje T. sei "langsam und qualvoll verstorben" hatte die Staatsanwältin zum Prozessauftakt gesagt, "sie hätte noch am Tag ihres Todes gerettet werden können."

Ursprünglich waren Michael T. und seine Tochter wegen Mordes durch Unterlassen angeklagt. Davon war die Anklage später abgerückt.

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