Verbote und Durchsuchungen:Innenminister erhöhen den Druck auf die Rockerszene

Razzien in mehreren Bundesländern: Die Behörden gehen mit einer neuen Großaktion entschieden gegen die Hells Angels und andere Rockerklubs vor. Innenminister Friedrich hat außerdem die Auflösung eines kompletten Regionalverbandes der Rocker verfügt.

Rockerclub verboten - Razzia in Brandenburg

Razzien gegen die Rocker: Die Polizei in mehreren Bundesländern hat Wohnungen und Vereinsheime in mehreren Bundesländern durchsucht.

(Foto: dpa)

Die Behörden haben im Kampf gegen die organisierte Kriminalität im Umfeld von Rockerklubs mit einer neuen Großaktion ein Signal gesetzt. Hunderte Polizisten durchsuchten am Morgen Vereinsheime und Wohnungen in mehreren Bundesländern. Schwerpunkte der Aktion waren in Brandenburg und Berlin sowie in Sachsen, aber auch in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen gab es Razzien. Insgfesamrt seien etwa 1000 Beamte im Einsatz gewesen, um fast 100 Objekte zu durchsuchen.

Innenminister Hans-Peter Friedrich hat jetzt außerdem erstmals die Auflösung eines kompletten Regionalverbands verfügt. Die Rockergruppe "Regionalverband Gremium Motorcycle Club (MC) Sachsen" ist ab sofort verboten.

Das Ministerium begründete das Verbot damit, dass von den Vereinen eine schwerwiegende Gefährdung für individuelle Rechtsgüter und die Allgemeinheit ausgehe. Das Ziel der Rockergruppe sei laut Friedrich die "gewalttätige Gebiets- und Machtentfaltung".

"Es geht darum, Unterlagen zu sichern, die im Zusammenhang mit der Vereinsführung stehen", sagte ein Polizeisprecher in Potsdam. Die Aktivitäten der Rockergruppe sind laut Ermittler vor allem auf Sachsen und Brandenburg ausgerichtet. Die Polizei durchsuchte deshalb vor allem Vereinsheime in Dresden und Chemnitz, aber auch mehrere Wohnungen in der Umgebung. In Brandenburg konzentrierten sich die Razzien auf Cottbus und Umgebung.

Festnahmen hat es nach Angaben des Innenministers allerdings nicht gegeben. "Es geht darum, eine Struktur zu zerstören", sagte Friedrich.

Parallel zum Bund erhöhte auch Brandenburg den Druck auf Rocker: Innenminister Dietmar Woidke (SPD) verbot die Vereine "Hells Angels Motorcycle Club (MC) Oder City" und dessen Unterorganisation "Oder City Kurmark". Ihnen werden zahlreiche Straftaten zur Last gelegt, wie Körperverletzung, Geiselnahme, Erpressung und Betrug.

Hells Angels und das MC Gremium gelten als verfeindet. Der Konflikt zwischen den Klubs eskalierte am 25. Dezember 2011 in einem versuchten Mord an einem Mitglied des "MC Gremium" in Königs Wusterhausen. Anlass soll die angebliche Beleidigung eines Hells-Angels-Präsidenten gewesen sein. In der Folge wurde in der Nacht zu Silvester ein unbeteiligter 16-Jähriger von Rockern niedergestochen. Beide Fälle beschäftigen derzeit die Gerichte.

Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) begrüßte die neuen Verbote: "Die Null-Toleranz-Strategie der Sicherheitsbehörden zahlt sich aus", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Auch der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) lobte das konsequente Vorgehen von Bund und Ländern gegen organisierte Kriminalität.

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