Valentinstag:Fruchtbar lustig

In Thailand wird der Valentinstag mit Liebespillen begangen, in Indonesien werden Kondome konfisziert.

Von Laura Hertreiter

Der Stromausfall, das vorweg, bringt gar nichts. Ein amerikanischer Professor rechnete schon in den Siebzigern vor, dass auch nach großen Stromausfällen kein Babyboom zu erwarten ist. In Thailand, wo der Strom in Teilen des Landes häufig ausfällt und die Geburtenzahlen zugleich drastisch sinken, will die Regierung nun mit einer neuen Maßnahme für Nachwuchs sorgen. Am Valentinstag ließ die Militärjunta rote Herz-Schachteln in Ämtern, Kliniken und Poststellen verteilen. Darin: Tabletten mit Folsäure und anderen Vitaminen, die vor oder in der Schwangerschaft wichtig sind. Die Pillen sollten die Leute animieren, "mehr Kinder zu bekommen", teilte das Gesundheitsministerium mit. Denn 1970 habe eine Familie in Thailand durchschnittlich sechs Kinder bekommen, heute seien es gerade mal 1,6.

Dass der Valentinstag nicht nur die Kasse von Rosenverkäufern und Restaurantbesitzern, sondern auch die Kreißsäle eines Landes füllen soll, ist nicht neu. In Singapur veranstaltete die Regierung schon vor zwölf Jahren eine große Fortpflanzungsoffensive. Man veröffentlichte Flirttipps und Flirtplätze, organisierte Bootsfahrten, Tangopartys und vergünstigte Hotels. Zu viel der staatlichen Einmischung? Eine Leiterin der Valentinstagskampagne verneinte die Frage damals entschieden. Mit dem Geburtenrückgang sei es "wie mit der Geflügelpest. Die Regierung muss etwas tun."

In diesem Jahr schreitet auch in Indonesien ein Politiker am Valentinstag zur Tat - allerdings in eine ganz andere Richtung: Mohammad Ramdhan Pomanto, Bürgermeister der tendenziell überbevölkerten Millionenmetropole Makassar, stellte höchstpersönlich sicher, dass die unverheirateten Bewohner seiner Stadt den Tag nicht zum Anlass nehmen für Aktivitäten, welche die Geburtenrate beeinflussen könnten. "Der Valentinstag ist ein Tag der Liebe. Aber das bedeutet nicht, dass man im Namen der Liebe alles tun darf", sagte er der Agentur Antara. Mit Polizeieinheiten soll er Geschäfte durchsucht und Präservative konfisziert haben. Lieber platonische Liebe zum Valentinstag in Indonesien also. Noch. Denn auch in Thailand hatte die Militärregierung die Menschen im vergangenen Jahr lediglich dazu aufgefordert, einen Tempel zu besuchen oder etwas Gutes zu essen. Von moralisch fragwürdigen Aktivitäten aber sei abzusehen, bitte schön.

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