USA:Wertvolles Gerümpel

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Teurer Schrott: der 1976er Apple I. (Foto: Chris Melzer/dpa)

Eine Frau entsorgt einen alten Computer vom Dachboden. Auf dem Wertstoffhof stellt man fest: Sie hat ein Stück Digitalgeschichte weggeworfen, das Hunderttausende Euro wert ist.

Von Tarek J. Schakib-Ekbatan

Irgendwann hat jedes Ding ausgedient. Was nicht sofort im Müll landet, wird meist auf dem Speicher, im Keller oder in der Garage zwischengelagert. Dort bleibt es, bis das Gerümpel sich derart auftürmt, dass das Ausmisten unausweichlich wird. In dem Moment stellen sich zwei Fragen. Brauche ich das nicht vielleicht doch noch? Und, falls nicht: Kann ich es zu Geld machen?

Eine Amerikanerin hat diese zwei Fragen kürzlich für sich mit einem eindeutigen Nein beantwortet - und den alten Apple-Computer ihres verstorbenen Mannes zu einem Wertstoffhof im Silicon Valley gebracht. Zum Glück, muss man sagen. In wohl jedem anderen Abfallbetrieb der Welt wäre der Karton auf dem Haufen mit alten Rechnern gelandet. Nicht hier. Den Angestellten von "Clean Bay Area" fiel auf, dass es sich bei dem Rechner keineswegs um Schrott, sondern um eine Legende des digitalen Zeitalters handelt. Genauer: um den Grundstein des heutigen Weltmarktführers Apple, den "Apple I". Eigenhändig von Steve Jobs, Steve Wozniak und Ron Wayne 1976 zusammengeschraubt.

Der Betreiber von "Clean Bay Area", Victor Gichun, versteigerte den Computer nun für das 333-fache des alten Kaufpreises von 600 US-Dollar: Für 200 000 Dollar. Den Erlös, teilte er mit, wolle er mit der Dame teilen. Falls er sie findet.

Als deutscher Beobachter fühlt man sich an das "Teppichdrama von Augsburg" erinnert. Dort hatte eine Dame 2009 einen Perserteppich zum Auktionator gebracht und sich über 19 700 Euro gefreut. Bis das gute Stück bei einer späteren Versteigerung in London umgerechnet 7,2 Millionen einbrachte.

Spott ist damals wie heute unangebracht. Nur Vorsicht. Denn beim Ausmisten stellt sich eben eine dritte Frage: Kann jemand anders das, was ich gerade loswerden will, zu noch mehr Geld machen?

© SZ vom 02.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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