USA:Tragödie am Times Square

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Schreckensfahrt in New York. Der Mann, der am Lenkrad saß, stand womöglich unter Alkoholeinfluss. (Foto: Mike Segar/Reuters)

Ein Autofahrer, womöglich unter Alkoholeinfluss, tötet in New York einen Passanten und verletzt 22 weitere Menschen. Zunächst wurde befürchtet, es handele sich um ein Attentat.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Ein offenbar betrunkener Mann ist am New Yorker Times Square mit seinem Auto in mehrere Fußgängergruppen gerast und hat dabei eine junge Frau getötet und mindestens 22 Menschen verletzt, vier unter ihnen schwer. Bürgermeister Bill de Blasio sprach in einer ersten Erklärung am Donnerstagnachmittag von einem Unfall. Für einen Terroranschlag gebe es "auf Basis der verfügbaren Informationen keinen Hinweis". Dennoch wurde Präsident Donald Trump über den Vorfall informiert. Der Täter, de Blasio zufolge ein 26-jähriger "ehemaliger Soldat mit krimineller Vergangenheit", wurde festgenommen. Der Mann aus dem nördlichen Stadtbezirk Bronx war wegen Fahrens unter Alkohol- oder Drogeneinfluss schon mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt geraten.

Sofort macht sich die Angst vor einem Terror-Akt in der Stadt breit

Eine Augenzeugin sagte der Süddeutschen Zeitung, das Auto sei mit stark überhöhter Geschwindigkeit die 42. Straße in Manhattan entlang gekommen und habe vor einem Schnellrestaurant bereits Fußgänger angefahren. Dann sei der Fahrer entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung in die 7th Avenue abgebogen und gegen mehrere Poller gerast. Dabei wurden weitere Menschen verletzt. Allerdings verhinderten die Stahlbarrieren, die eigens zum Schutz vor Amokfahrern aufgestellt worden waren, wohl Schlimmeres. Der Aufprall des Autos war offenbar so hart, dass der bordeauxrote Honda Accord hoch geschleudert und von einem Poller praktisch aufgespießt wurde. Zwei Räder hingen hoch in der Luft, die Motorhaube und der rechte Kotflügel waren zerstört.

Die Verletzten wurden von Sanitätern auf dem Gehweg behandelt und mit Krankenwagen in die umliegenden Kliniken gebracht. Der Täter versuchte zunächst zu fliehen, ein Foto lokaler Medien zeigt einen jungen Mann in Jeans, Sneakern und braunem T-Shirt, der mit ausgebreiteten Armen und offenem Mund neben dem zerstörten Auto über einen Zebrastreifen rennt. Daneben versucht eine Mutter, ihr kleines Kind zur Seite zu ziehen. Passanten und Polizeibeamten gelang es schließlich gemeinsam, den Mann zu überwältigen.

Der Times Square mit seinen riesigen beleuchteten Werbebildschirmen und Digital-Laufbändern ist eine der beliebtesten Touristenattraktionen New Yorks. Täglich überqueren ihn angeblich rund 300 000 Menschen, in der Gegend liegen neben Bürogebäuden und Geschäften viele Theater, Bars und Restaurants. Auch an diesem Mittag waren trotz brütender Hitze auf dem Platz und in den Seitenstraßen Tausende unterwegs. Schnell verbreitete sich die Sorge, es habe sich wie in Paris und Berlin um einen Terroranschlag gehandelt. "Nicht schon wieder", sagte eine Passantin betroffen. Panik brach allerdings nicht aus. New York war am 11. September 2001 Schauplatz der schlimmsten Terroranschläge gewesen, die es weltweit bisher gegeben hat.

Obwohl die Polizei diesmal von einem Unfall ausging, wurde der Ort des Geschehens weiträumig abgesperrt. Dutzende Autos, darunter Polizei-, Feuerwehr-, Kranken- sowie schwarze Sportgeländewagen rasten am Bahnhof Grand Central und am Bryant Park vorbei die 42. Straße entlang in Richtung Times Square. Ein Lastwagen karrte Absperrgitter heran. Über den Hochhäusern von Manhattan kreiste ein Hubschrauber.

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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