USA:New Yorker Polizei kritisiert Schließung von Schulen in Kalifornien als Überreaktion

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Hunderte Schulbusse blieben nach der Terrorwarnung am Dienstag in den Depots. (Foto: dpa)
  • Nach der Schließung aller Schulen im Großraum Los Angeles wegen einer Terrordrohung wird die Kritik an den zuständigen Behörden lauter.
  • In New York ging eine ähnliche Drohung ein. Sie wurde als nicht glaubhaft eingestuft.
  • Die Droh-Mail wurde offenbar über Frankfurt geleitet.

Droh-Botschaft soll an TV-Serie "Homeland " erinnern

Nach der Schließung sämtlicher Schulen im Großraum Los Angeles wegen einer Terrordrohung per E-Mail wird die Kritik an den zuständigen Behörden lauter.

Der Chef der New Yorker Polizeibehörde (NYPD) William Bratton kritisierte seine Kollgen in Kalifornien ungewöhnlich harsch: Seiner Meinung nach hätten die Behörden in Los Angeles überreagiert. Er erklärte, dass Terroristen dadurch ihr Ziel erreicht hätten.

In der Ostküstenmetropole war am Dienstag eine ähnliche Drohung eingegangen. Sie stammt Sicherheitsbehörden zufolge scheinbar vom selben Absender wie die Mail an die Schulbehörde in Los Angeles. Sie sei aber als nicht ernstzunehmend eingestuft worden, sagte NYPD-Chef Bratton. Der Autor der Droh-Mail habe behauptet, er sei Dschihadist. Die Drohung habe aber ausgesehen, als stamme sie aus der TV-Serie "Homeland". Nichts in dem Schreiben habe darauf hingewiesen, dass sie glaubhaft sein könne, sagte Bratton der LA Times zufolge.

Beide Mails wurden über eine IP-Adresse in Frankfurt geleitet, die Behörden gehen aber davon aus, dass der Urheber damit seinen wahren Aufenthaltsort verschleiern wollte.

Auch der Bürgermeister von New York, Bill de Blasio, sagte, er sei absolut überzeugt, dass für die Schüler in seiner Stadt keine Gefahr bestanden habe. "Es gab nichts Glaubwürdiges an der Drohung. Sie war so verquer."

Mehr als eine halbe Million Schüler nach Hause geschickt

Die Schulbehörde in Los Angeles verwaltet mit etwa 1000 Schulen den zweitgrößten Schulbezirk des Landes. Mehr als eine halbe Million Schüler waren am Dienstag wieder nach Hause geschickt worden. Alle Schulen wurden von Sicherheitskräften durchsucht.

In einer Presskonferenz verteidigten die für den "Los Angeles Unified School District" (LAUD) zuständigen Behörden ihr Vorgehen. Polizeichef Charlie Beck sagte: " Es ist im Nachhinein sehr einfach, eine Entscheidung zu kritisieren." Die Kritik basiere auf Ergebnissen, die der Entscheider noch nicht gewusst haben könne. In der Email sei die Rede von einem Angriff mit Sturmgewehren und Sprengstoff gewesen.

Die E-Mail habe sich gegen zahlreiche, nicht näher benannte Schulen gerichtet, sagte der Leiter der Schulaufsicht, Ramon Cortines. Auch vor dem Hintergrund des Angriffs von San Bernardino mit 14 Toten habe man sich zu der drastischen Schließung aller Schulen entschlossen. Die Schulen von Los Angeles würden immer wieder bedroht. Diesmal sei es allerdings ungewöhnlich gewesen. "Es war nicht eine Schule, es waren nicht zwei Schulen oder drei Schulen", sagte Cortines. "Es waren viele Schulen, die nicht spezifisch benannt wurden."

Drohung mit Druckkochtopf-Bomben, Nervengas und Maschinenpistolen

In der am frühen Dienstag nach New York geschickten Email, wurde der Nachrichtenagentur AP zufolge gewarnt, jede Schule der Stadt werde mit Druckkochtopf-Bomben, Nervengaskampfstoffen und Maschinenpistolen angegriffen. 138 Kameraden würden die Attacken ausführen. Die Schüler an allen Schulen des Bezirks New York würden niedergemetzelt, ohne Erbarmen. "Und es gibt nichts, was man tun kann, um es zu stoppen." Der anonyme Schreiber gab vor, Schüler an einer Bezirks-Highschool und schikaniert worden zu sein.

Der Sprecher des Weißen Hauses, John Earnest, sagte, er werde die Entscheidungen von Los Angeles und New York nicht im Nachhinein anzweifeln. Das FBI sei in Kontakt mit den kalifornischen Behörden.

© SZ.de/dpa/AFP/AP/Reuters/tamo/cmy - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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