USA:Kinderarzt foltert elfjährige Stieftochter mit "Waterboarding"

Dr. Melvin Morse seen in this booking photo released by Delaware State Police

Melvin Morse ist ein bekannter Buchautor und Kinderarzt.

(Foto: Reuters)

Bücher über Nahtoderfahrungen machten ihn berühmt: Der US-Kinderarzt Melvin Morse wurde schuldig gesprochen, seine minderjährige Stieftochter gefoltert zu haben. Die Mutter des Mädchens hatte von den Misshandlungen gewusst.

"Waterboarding" ist eine Foltermethode, die nach dem 11. September 2001 in den USA unter der Bush-Regierung beim Verhör von Terrorverdächtigen eingesetzt wurde. Der damalige FBI-Chef soll die Praktik, bei der Ertrinken simuliert wird, gebilligt haben. Nun wurde ein Mann verurteilt, der weder mit Terrorverdächtigen, noch mit Mitgliedern der Bush-Regierung oder mit dem FBI-Chef etwas zu tun hat. Dieser Mann ist ein prominenter Kinderarzt und Buchautor. "Waterboarding" setzte er aber dennoch ein: um seine elfjährige Stieftochter zu disziplinieren.

Eine Jury im US-Bundesstaat Delaware hat den 60-jährigen Melvin Morse nun schuldig gesprochen. Staatsanwältin Melanie Withers erklärte im Prozess, Melvin Morse habe den Kopf der Elfjährigen in die Spüle gehalten. Dabei sei Wasser in Mund und Nase gelaufen - ein Entkommen war für das Mädchen unmöglich. Das Kind habe Todesängste ausgestanden. Nach Aussage des Mädchens soll Morse sie seit 2009 insgesamt vier Mal auf diese Weise gequält haben.

Bekannt wurde Morse vor allem als Autor populärer Sachbücher über Nahtoderfahrungen ("Closer to the Light"). Er trat in Fernsehshows wie Oprah und Good Morning America auf, zierte sogar das Cover des Magazins Rolling Stone.

"Waterboarding" sei scherzhaft gemeint gewesen

Dass die Misshandlungen Experimente für seine Esoterik-Forschung gewesen seien, stritt Morse mehreren amerikanischen Medien zufolge ab.

Der Angeklagte gab an, er habe lediglich versucht, die Haare des Mädchens zu waschen. "Waterboarding" habe er sein Handeln nur scherzhaft genannt. 2012 war Morse bereits wegen einer anderen Misshandlung des Kindes festgenommen worden. Er habe seine Stieftochter immer wieder misshandelt, drangsaliert und in ihrem Zimmer gefangen gehalten.

Die leibliche Mutter des Mädchens, eine 41-Jährige, hatte sich bereits im vergangenen Jahr schuldig bekannt und gegen Morse ausgesagt. Aus Angst, seine Autorität zu untergraben, habe sie lange geschwiegen und die Misshandlungen ignoriert, sagte die Frau vor Gericht.

Über das tatsächliche Strafmaß des Kinderarztes wird am 11. April entschieden werden, solange befindet sich Morse auf freiem Fuß. Es drohen ihm bei einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft. Sein Anwalt kündigte jedoch Berufung an.

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