USA: Held vom Hudson:"Eine grässliche Situation"

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Der "Held vom Hudson" hat ein Buch über die Notwasserung, die alle 155 Passagiere überlebten, verfasst. Seinem unprätentiösen Stil bleibt er darin treu.

Susanne Klaiber

Chesley "Sully" Sullenberger scheint noch immer ein bisschen erstaunt zu sein, wenn Menschen bei seinem Anblick in Jubel ausbrechen oder Tränen in ihren Augen glitzern. "Wir haben einfach nur unseren Job gemacht", sagt der Flugkapitän dann, den die Welt als "Held vom Hudson" feiert, weil er zusammen mit seinem Copiloten im Januar dieses Jahres eine Notwasserung mit einem voll besetzten Airbus A320 auf dem Hudson River gemeistert hat.

Seinem unprätentiösen Stil bleibt der schlanke 58-Jährige auch in dem Buch treu, das er nun in den USA veröffentlicht hat: "Diese Situation war grässlich", schreibt er über den Moment, als das Flugzeug in einen Schwarm kanadischer Gänse flog und dadurch beide Triebwerke ausfielen. "Das waren nicht nur ein paar kleine Vögel, die an die Windschutzscheibe knallten oder an die Tragflächen."

Die Notwasserung, die alle 155 Passagiere und Crewmitglieder überlebten, ist nur ein Teil des 352 Seiten dicken Wälzers, den Sullenberger zusammen mit dem Journalisten Jeffrey Zaslow verfasst hat. In "Highest Duty: My Search for What Really Matters" ("Die höchste Pflicht: Meine Suche nach dem, was wirklich zählt") erzählt Sullenberger von seiner Jugend in Nordtexas, als er in einer einmotorigen Maschine das Fliegen lernte, von seiner Zeit bei der Air Force, von Geldsorgen und vom Verliebtsein.

"Ich will den Leuten zeigen, dass ich ein ganz normaler Typ bin, der ein paar Tugenden kultiviert hat und etwas Außergewöhnliches schaffen konnte", sagte Sullenberger zu USA Today und meint damit wohl Tugenden wie Verantwortungsbewusstsein und Dienst am Nächsten. Die Menschen hätten ihm gezeigt, dass dieses Ereignis auch etwas Lebensbejahendes gehabt habe, etwas, das die Leute an das Gute erinnere, das in jedem stecke. Deshalb habe er dieses Buch geschrieben.

Vielleicht gelingt es Sullenberger tatsächlich, Menschen zu ermutigen, wie jenen, der zu ihm gesagt haben soll: "Ich habe meinen Job verloren, mein Zuhause. Mein Vater ist gestorben und ein Freund einem Krebsleiden erlegen. Ich habe meine Zuversicht verloren. Und Sie haben sie mir zurückgegeben." Aber eins wird Sully so schnell nicht erreichen, wenn er in den Buchläden vom Cover blickt: Aus dem Haus gehen zu können, ohne sich über die Reaktionen der Leute auf ihn wundern zu müssen.

© SZ vom 16.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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