USA:Massaker in texanischer Kirche - Motiv war wohl Familienstreit

USA: Ein Strauß Blumen liegt auf der Straße in der Nähe des Tatorts in Sutherland Springs, Texas.

Ein Strauß Blumen liegt auf der Straße in der Nähe des Tatorts in Sutherland Springs, Texas.

(Foto: AP)
  • Ein Mann hat in einer Dorfkirche im US-Bundesstaat Texas auf die Besucher geschossen und dabei mehr als zwei Dutzend getötet. 20 Menschen wurden verletzt.
  • Es handelt sich bei dem Schützen um einen 26-Jährigen aus der Nähe von San Antonio, er tötete sich nach der Tat selbst.
  • Grund für sein Handeln soll ein Streit in der Familie gewesen sein, sagen Ermittler.

26 Menschen mussten sterben, weil ein Mann offenbar Streit mit seiner Schwiegermutter hatte - das zumindest ist das Fazit der Polizei einen Tag nach der Bluttat in Texas. Demnach nahm sich der Täter eine Waffe, ging in die Kirche seines Heimatortes, wo die Frau regelmäßig hinging und schoss um sich. Unter den Opfern waren mehrere Kinder und auch eine Schwangere. 20 Menschen wurden verletzt. Seine Schwiegermutter war an dem Tag nicht in der Kirche.

Der Mann wurde später tot in seinem Auto aufgefunden. Laut den Behörden soll es sich bei ihm um Devin Patrick Kelley aus New Braunfels handeln. Er war bis 2014 Soldat in der US Air Force. Er sei entlassen worden, nachdem er wegen eines tätlichen Angriffs auf seine Frau und seinen Sohn verurteilt worden war.

Nach Behördenangaben wurde der ganz in Schwarz gekleidete Kelley gegen 11.20 Uhr zunächst an einer Tankstelle der Ortschaft gesehen. Er ging dann über die Straße zum Gebäude der First Baptist Church und begann noch draußen, mit einem Gewehr zu schießen. Zwei Menschen starben dabei. Danach sei der mit einer schusssicheren Weste ausgestattete Kelley in das Gebäude gegangen und habe weiter gefeuert.

Ein Einwohner hörte die Schüsse, schnappte sich seine Waffe und schoss auf Kelley. Der ließ daraufhin seine Waffe fallen und flüchtete in seinem Wagen. Dort fand die Polizei ihn dann später tot. Er habe sich offenbar selbst erschossen, sagte der örtliche Sheriff Joe Tackitt dem Sender CNN. 23 Tote wurden in der Kirche gefunden, zwei davor. Ein weiteres Opfer starb später im Krankenhaus, wie Freeman Martin von der texanischen Behörde für öffentliche Sicherheit sagte. Unter den Opfern ist auch die 14-jährige Tochter des Pastors der Gemeinde.

Der örtliche Sheriff sagte später, nicht in seinen wildesten Träumen habe er sich so eine grausame Tat vorstellen können. Es sei unglaublich gewesen, so viele Kinder, Männer und Frauen dort liegen zu sehen. "Menschen, die sich nicht verteidigen konnten."

Vor seiner Tat soll Kelley Textnachrichten mit Drohungen an seine Schwiegermutter geschickt haben, sagten die Ermittler am Montag. Worum es bei dem Streit genau ging, ist noch nicht bekannt.

Unklar ist, wie Kelley an seine Waffen gelangen konnte. Den texanischen Behörden zufolge hatte er versucht, einen Waffenschein zu beantragen, was jedoch abgelehnt wurde. Dennoch konnte er sich seine Tatwaffe, ein Gewehr der Marke Ruger, in einem Geschäft im Nachbarort kaufen. In seinem Auto fanden die Ermittler weitere Waffen.

"Gemeinschaft von Freunden und Nachbarn"

Sutherland Springs liegt 50 Kilometer südöstlich von San Antonio, die Gemeinde hat nur wenige Hundert Einwohner und wird als "Gemeinschaft von Freunden und Nachbarn" beschrieben. Am Gottesdienst nehmen durchschnittlich 50 Menschen teil, heißt es. US-Vizepräsident Mike Pence kündigte via Twitter an, die Stadt am Mittwoch gemeinsam mit seiner Frau Karen besuchen zu wollen, um sich Angehörigen der Opfer, Verletzten und Sicherheitskräften zu treffen.

Große Teile des Ortes wurden nach dem Angriff abgesperrt, das FBI hat sich in die Ermittlungen eingeschaltet. Da die Kirchengemeinde die Gottesdienste für Youtube aufnimmt, könnten auch Videoaufzeichnungen der Tat vorliegen.

US-Präsident Donald Trump hat von Tokio aus dem Täter Geisteskrankheit bescheinigt. Der Mann sei "sehr verwirrt" und in "höchster Weise psychisch gestört", sagte er am Montagmorgen. Laut vorläufigen Berichten habe der Täter über lange Zeit "viele Probleme" gehabt, Einzelheiten nannte Trump nicht. Auf Fragen nach schärferen Kontrollen bei Waffenverkäufen sagte der US-Präsident: "Wir haben eine Menge psychischer Störungen in unserem Land, wie andere Länder auch", sagte er. Zum Glück habe in Texas noch jemand anderes ein Waffe gehabt und zurückgeschossen. Sonst hätte es viel schlimmer kommen können.

Zuvor hatte Trumps Vorgänger, Barack Obama, erneut schärfere Waffengesetze gefordert. "Möge Gott uns allen die Weisheit geben, um zu fragen, welche konkreten Schritte wir unternehmen können, um die Gewalt und die Waffen unter uns zu reduzieren", schrieb er auf Twitter.

Es war bereits das 377. Mal in diesem Jahr, dass in den USA eine Gruppe von vier oder mehr Menschen durch Kugeln aus Schusswaffen verletzt oder getötet wurden. Am 1. Oktober hatte ein Mann aus seinem Hotelzimmer in Las Vegas auf ein Musikfestival geschossen und dabei 58 Menschen getötet und 241 weitere verletzt.

Das Schusswaffen-Massaker in Las Vegas war das schlimmste in der Geschichte der Vereinigten Staaten; Sutherland Springs ist der bislang größte mit Schusswaffen durchgeführte Massenmord in der US-Historie, der in einer religiösen Stätte stattfand. Die Tat ist auch das größte Schusswaffen-Massaker in der texanischen Geschichte.

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