USA:"Dies ist keine Übung"

A damaged spillway with eroded hillside is seen in an aerial photo taken over the Oroville Dam in Oroville
(Foto: California Department of Water Resources/William Croyle/Reuters)

In Kalifornien droht der Oroville-Staudamm nach tagelangen Regenfällen zu brechen. In mehreren Bezirken wurde der Notstand ausgerufen. Fast 200 000 Menschen sind auf der Flucht vor einer möglichen Katastrophe.

Höher staut es sich sonst nirgends in den USA. Die Wassermassen, die hinter dem 235 Meter hohen Oroville-Damm in Kalifornien zurückgehalten werden, füllen 4,3 Milliarden Kubikmeter. Eine entsetzliche Vorstellung, dass sie die Mauer sprengen könnten. Doch mit eben dieser Vorstellung sehen sich die Menschen rund um den Staudamm konfrontiert. Fast 200 000 Bewohner sind auf der Flucht vor den Wassermassen, die eigentlich der Stromerzeugung dienen. Zwar zeigt die Hauptmauer des Staudamms bisher keine Anzeichen von Schwäche, wohl aber die Betonwand des Überlaufkanals, aus dem bereits am Samstag Wasser austrat, wie die Zeitung Sacramento Bee berichtete. Am späten Sonntagabend (Ortszeit) rief Gouverneur Jerry Brown deshalb den Notstand für mehrere Bezirke aus. Einige Stunden zuvor hatte die Polizei 188 000 Anwohner aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.

Die Anweisungen waren mehr als deutlich: "Dies ist keine Übung", betonte die Polizei. Die Bewohner unterhalb des Oroville-Damms, der sich 125 Kilometer nördlich von Kaliforniens Hauptstadt Sacramento befindet, sollten ihre Häuser Richtung Osten, Süden oder Westen, aber keinesfalls in Richtung Norden verlassen, so die Katastrophenschutzbehörde des County of Yuba. Sollte der Entlastungskanal brechen, würden "unkontrollierte" Wassermassen aus dem See stürzen. Gouverneur Brown sprach von einer "sehr ernsten Situation".

Der Damm ächzt, weil er derzeit ungewöhnlich voll ist. Wochenlang hat es im sonst eher von Dürre geplagten Norden Kaliforniens geregnet, das Reservoir des Staudamms ist randvoll. Zugleich war der Hauptabfluss des Staudamms ausgerechnet in der vergangenen Woche wegen eines Lochs geschlossen worden, so füllte sich der Überlaufkanal, der eigentlich nur im Notfall genutzt wird. Erst am Montagmorgen meldeten die Behörden, dass der unkontrollierte Abfluss dort aufgehalten werden konnte. Als der Hauptabfluss am Wochenende wieder in Betrieb genommen wurde, ließen die Behörden rund 2800 Kubikmeter Wasser über ihn ab, um Schlimmeres zu verhindern - pro Sekunde. Am Sonntagabend war der Pegel des Reservoirs dann so weit gesunken, dass kein Wasser mehr in den Überlaufkanal floss. Die Evakuierung sollte aus Sicherheitsgründen trotzdem fortgesetzt werden: Die Situation sei zwar "stabilisiert", sagte der Sheriff des County Butte, Kory Honea, "aber es bleiben viele Unbekannte."

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