USA:Altes Haus

USA: Geschichtlich bedeutsam? Die Hütte von Butch Cassidy in Utah.

Geschichtlich bedeutsam? Die Hütte von Butch Cassidy in Utah.

(Foto: John Hollenhorst/AP)

Der US-Staat Utah will eine neue Touristenattraktion: Die alte Holzhütte des berüchtigten Western-Ganoven Butch Cassidy wird deshalb für 129.000 Euro renoviert.

Von Moritz Geier

Im Zentrum von Washington steht ein backsteinernes Reihenhaus, das die Amerikaner liebevoll pflegen. 1865 haben sie Abraham Lincoln in dieses Haus jenseits des Ford's Theater getragen, schwer verwundet durch den Schuss des Attentäters John Wilkes Booth. Lincoln ist dann gestorben, und das Haus wird heute als historischer Ort vermarktet, als "Das Haus, in dem Lincoln starb".

Man könnte das Verhältnis der Amerikaner zu ihrer Geschichte als liebevoll beschreiben, als aufrichtigen Patriotismus. Man könnte es aber auch so beschreiben wie Max Frisch. Der Schweizer Schriftsteller hat den Amerikanern während seiner USA-Aufenthalte ein Minderwertigkeitsgefühl attestiert, ein "Heimweh nach Historie". Manche Amerikaner, schrieb er 1953, bedrücke es, dass ihr Land "keine echten Schlösser hat, keine echte Gotik, keine echte Antike". Es genüge daher schon, dass ein Gebäude sehr alt sei, 50 oder 80 Jahre, um daraus einen "point of interest" zu machen. Vielleicht darf es also nicht verwundern, dass die Behörden in Utah gerade rund 129 000 Euro genehmigt haben, um eine kleine windschiefe Holzbarracke zu restaurieren. In ihr soll schließlich Butch Cassidy aufgewachsen sein, jener 1866 geborene Gesetzlose, den manche gerne als amerikanischen Robin Hood verklären, ein Bankräuber und Held der romantischen Wildwestfolklore. Mit einem Betonfundament und Parkplätzen soll die Bruchbude in Circleville für ihre Rolle als historische Stätte präpariert werden, ein neuer "point of interest" eben. Dass Butch Cassidy wirklich in ihr gelebt hat, ist übrigens nicht belegt.

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