US-Schriftsteller:Jonathan Franzen wollte irakisches Waisenkind adoptieren, um die Jugend zu verstehen

  • Der US-Schriftsteller Jonathan Franzen hatte vor Jahren die Idee ein irakisches Waisenkind zu adoptieren, weil er glaubte, das Gefühl für die junge Generation verloren zu haben.
  • Die Lösung: war deutlich einfacher

Die große Stärke des Schriftstellers Jonathan Franzen ist seine Fähigkeit, mit Worten echte Menschen zu erschaffen. Menschen, deren Gedanken und Gefühle so real sind, dass der Leser gar nicht anders kann, als sie zu verstehen, auch wenn sie verrückte Dinge tun. Die wachsende Wut von Walter Berglund in dem Roman "Freiheit" zum Beispiel. Sogar den Frust des alten Albert Lambert (in "Die Korrekturen") kann Franzen so erzählen, dass der Leser versteht, warum dieser depressive, an Alzheimer erkrankte Mann so seltsame Dinge tut.

Am 1. September erscheint nun der neue Roman von Franzen, weshalb der britische Guardian mit Franzen gesprochen hat. In dem Gespräch erzählt Franzen davon, wie er sich zunehmend von der jungen Generation entfremdet fühlte.

"Die jungen Leute schienen politisch nicht so zu sein, wie man als junger Mensch eigentlich sein sollte: Ich dachte, da wäre man idealistisch und wütend. Aber die Jugend erschien mir zynisch und überhaupt nicht wütend". Zumindest auf keine Art und Weise, die ihm zugänglich gewesen sei, so Franzen.

Das ist natürlich eine gefährliche Erkenntnis für diesen Schriftsteller, der ja gerade davon lebt, die Menschen zu verstehen und dann davon zu schreiben.

Weil er also die jungen Leute nicht mehr verstand, so erzählt Franzen weiter, hätten er und seinen Partnerin mehrere Wochen über eine Lösung nachgedacht. Die wiederum klingt so seltsam, dass sie in einem seiner Bücher stehen könnte: Das Paar wollte einen irakische Waisen adoptieren. Ernsthaft. Um die Jungen besser zu verstehen. "Oh, es war eine verrückte Idee", sagt Franzen dann.

Auch verrückt, wie einfach die Lösung für Franzens Problem war. Sein Redakteur beim US-Magazin New Yorker riet ihm: Er solle sich doch einfach einmal mit einer Gruppe von Studenten treffen. Das tat Franzen dann und war zufrieden: "Das heilte mich von meinem Ärger, den ich gegen junge Leute hegte"

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