Barack Obama:US-Präsident in Berlin, Blutkonserven im Gepäck

In der Hauptstadt gilt die Sicherheitsstufe 1+. Obama hat sein eigenes Auto "The Beast" dabei - und viel Blut.

Von Jana Stegemann

Barack Obama ist ein letztes Mal als US-Präsident nach Berlin gekommen. Der Besuch des 55-Jährigen ist Teil seiner Abschiedstournee in Europa. Bevor er ins Flugzeug stieg, sagte er: "Angela Merkel war die engste Verbündete meiner achtjährigen Präsidentschaft." Ob das so stimmt, bezweifeln viele - aber es sind jedenfalls: nette Worte.

Alle, die sich jetzt schon auf weitere warme Worte des Noch-Präsidenten gefreut haben, werden enttäuscht: Anders als bei seinen Besuchen 2008 und 2013 in Berlin wird Obama keine öffentliche Rede halten.

Weil Obama als US-Präsident der meistgefährdete Mann der Welt ist, sind die Sicherheitsvorkehrungen für den Besuch trotzdem gigantisch. Die Angst vor Terroranschlägen und Attentaten ist groß, von Mittwoch 16 Uhr bis Freitag 14 Uhr gilt die höchstmögliche Sicherheitsstufe 1+ in der Hauptstadt. Neben Obama gilt die nur für den US-Außenminister, den israelischen und russischen Präsidenten sowie für den Papst und die Queen.

"Air Force One" - so reist Obama an

Der US-Präsident kam aus Athen und landete gegen 18 Uhr mit der Präsidentenmaschine "Air Force One" auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel. Am Flughafen wurde er von Vertretern der Bundesregierung, der US-Botschaft und einem Ehrenspalier der Bundeswehr empfangen.

Als "Air Force One" gelten zwei baugleiche Boeings 747-200B, die seit 1990 für den US-Präsidenten im Betrieb sind. Streng genommen ist "Air Force One" aber seit 1953 das Funkrufzeichen des Flugzeuges, in dem der Präsident sitzt.

In seiner Amtszeit hat Obama damit mehr als 1,5 Millionen Kilometer zurückgelegt. Die beiden Boeing verfügen jeweils über drei Stockwerke mit 370 Quadratmetern Nutzfläche. 70 Passagiere und 23 Crewmitglieder haben Platz in der Maschine. Die himmelblaue Schnauze war ein Wunsch der Kennedys. Es gibt Büros, Schlafzimmer, Bäder mit Dusche, einen Fitnessraum und sogar eine Krankenstation mit OP-Tisch und ausreichend Blutkonserven mit der Blutgruppe des Präsidenten. Außerdem einen abhörsicheren Konferenztisch, Computer, TV-Studio, Fernseher und nahezu 100 Telefone.

Die normale Reichweite der Präsidentenmaschine beträgt etwa 12 500 Kilometer, notfalls kann sie aber drei Tage in der Luft bleiben. Die Maschinen können in der Luft betankt werden und haben zusätzliche Treibstoff-Tanks, dadurch kann das Hoheitsgebiet der USA von jedem Punkt der Erde aus ohne Zwischenlandung erreicht werden. Außerdem verfügen sie über ein Raketenabwehrsystem und sind vor elektromagnetischen Impulsen geschützt. Die Flugzeuge haben zusätzlich eigene Treppen- und Gepäcksysteme und sind so nie abhängig von den jeweiligen Flughäfen. Im Notfall könnte der US-Präsident von Bord aus einen kompletten Krieg befehligen, der Aktenkoffer mit den Abschuss-Codes für die US-Atomwaffen ist immer an Bord. Die "Air Force One" ist somit Bunker in der Luft und fliegendes Weißes Haus in einem.

Die Präsidentenmaschine wird von einer Flotte Tank- und Frachtflugzeuge begleitet. In einem der Frachtflugzeuge wird "The Beast" transportiert.

"The Beast" - hiermit wird Obama durch Berlin gefahren

Die Routen, die der Präsidentenkonvoi mit mehr als 40 Autos zurücklegen wird - Obama wird bei seinem Besuch von hunderten hochrangigen Beamten, Diplomaten und Politikern begleitet - sind noch geheim. Sicher ist aber: Obama bringt sein eigenes Auto mit, einen gepanzerten Cadillac. Dieser trägt den Spitznamen "The Beast", das Kennzeichen "USA1" und gilt als sicherste Staatskarosse der Welt. 5,5 Meter lang, 1,77 Meter hoch, acht Tonnen schwer, 6,5-Liter-Diesel, 1000 PS, eine Million US-Dollar teuer: Seit 2009 nutzt Obama das Auto, dessen Karosserie laut US-Medien aus Titan, Aluminium, Stahl und Keramik besteht und dadurch sogar Angriffe von Panzerfäusten und Granaten unbeschadet überstehen kann. Bis zu sieben Personen können in der Limousine mitfahren, die im Notfall auch ohne Luft in den Reifen beschleunigen kann. Der Präsident kann auf Knopfdruck direkt mit seinem Vize und dem Pentagon kommunizieren.

Obama in Berlin

"The Beast" - hier in zweifacher Ausführung bei Obamas letztem Besuch in Berlin auf dem Weg durch die Stadt

(Foto: dpa)

An Bord des tonnenschweren Fahrzeuges sollen neben Tränengaskonserven, Feuerlöscher und Sauerstofftanks auch ein Satellitentelefon sein - sowie ebenfalls Blutkonserven für den Präsidenten.

Hier schläft Obama

2008 und 2013 wurde Obama von seiner Frau Michelle und den Töchtern Malia und Sasha begleitet, heute reiste er alleine nach Berlin. Anders als bei seinem letzten Besuch in Berlin schläft Obama nicht im "Ritz-Carlton" am Potsdamer Platz, sondern im Luxushotel "Adlon" mit Blick aufs Brandenburger Tor. 2013 soll ihm von den Verantwortlichen des Ritz ein Kissen-Menü vorgelegt worden sein, aus dem er sein Wunschkissen aussuchen konnte, wie die Berliner Morgenpost berichtete. Ob Obama nun Kirschkern, Rosshaar, Minz- oder Baldrian-Duft wählte, ist der Redaktion leider nicht bekannt.

Fest steht aber: Die Agenten des Secret Service, die für den Präsidenten den Codenamen "Renegade" haben, untersuchen das "Adlon" bis in die hinterletzte Ecke, bevor Obama sich dort in seiner Suite schlafen legt. Der Fokus liegt auf: Sprengstoff, biologischen und chemischen Gefahrenquellen und Abhörwanzen. Dem Team vom Hotel "Adlon" wird dieses Mal auch sicher kein Fauxpas passieren: Als die Queen im Juni 2015 Berlin besuchte und im Luxushotel nächtigte, zogen die zuständigen Mitarbeiter die königliche Flagge zunächst falsch herum hoch. Der Fehler wurde jedoch schnell behoben.

Diese Sicherheitsvorkehrungen gibt es

Seit Monaten wird der Besuch des US-Präsidenten in enger Abstimmung mit dem Secret Service geplant. Der Luftraum über Berlin ist während Anflug und Abflug Obamas vollständig gesperrt. Rund ums Regierungsviertel, das Brandenburger Tor, die amerikanische Botschaft und das Hotel Adlon gilt eine eigens eingerichtete Sicherheitszone. Versorgungsschächte wurden verplombt, Gullys verschweißt. Taucher suchen in der Kanalisation nach Bomben, Spürhunde auf den Straßen nach Sprengstoff.

Im Sperrgebiet dürfen weder Autos noch Fahrräder, nicht einmal Müllbehälter stehen. Anwohner dürfen ihre Fenster nicht öffnen, Balkone und Terrassen nicht betreten. Scharfschützen wachen über den Dächern. Besonders nervig ist der Besuch aber wohl für die Berufspendler. Der Präsident und seine 40 Autos umfassende Entourage fahren ausgerechnet im Feierabendverkehr durch Berlin.

Von Mittwoch bis Freitag wird außerdem ein Flugbeschränkungsgebiet von 30 Nautischen Meilen (etwa 56 Kilometer) rund um den Hauptbahnhof erlassen. In diesem Gebiet sind auch unbemannte Flugobjekte, wie Quadrocopter, Modellflugzeuge oder Drohnen, verboten. Die Berliner Polizei versteht hier keinen Spaß: Die Nichtbeachtung führe zur Einleitung eines Strafermittlungsverfahren.

5000 Polizisten für Obama

Die Berliner Polizei sichert Obamas Besuch mit 5000 Polizisten. Laut Gewerkschaft der Polizei (GdP) bekommen die Berliner Sicherheitsbehörden Verstärkung aus 13 weiteren Bundesländern und von der Bundespolizei. Die Zahl ist auch deswegen so hoch, weil Obamas Besuch über drei Tage geht und weitere Regierungschefs erwartet werden. Freitag ist ein Treffen mit den Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien im Kanzleramt angesetzt.

Das macht Obama in Berlin

Kurz nach seiner Ankunft trifft Obama Kanzlerin Angela Merkel im Hotel Adlon zum Abendessen. Am Donnerstag kommen die beiden im Kanzleramt zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammen. Nach dem Treffen mit Merkel, François Hollande, Matteo Renzi, Theresa May und Mariano Rajoy am Freitagmorgen fliegt Obama um 12.45 Uhr weiter nach Peru.

Wie teuer der Abschiedsbesuch des US-Präsidenten wird, steht noch nicht fest. Günstig wird es aber wohl nicht werden. Als Obama 2009 einen Tag Dresden besuchte, kostete das die Steuerzahler zwischen 30 und 40 Millionen Euro.

Mit Material von dpa

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