US-Ostküste:Isabel zeigt ihre verheerenden Kräfte

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Wegen des Hurrikans kommt an der Ostküste der USA das öffentliche Leben zum Erliegen, erste Schäden durch Sturm und Regen sind zu beklagen.

Mit heftigen Sturmböen und strömendem Regen haben die ersten Ausläufer des Hurrikans Isabel am Donnerstag die Ostküste der USA erreicht. In den Bundesstaaten North Carolina, West-Virginia, Virginia, Maryland und Delaware sowie in der Hauptstadt Washington war der Notstand ausgerufen worden.

Hunderttausende von Arbeitnehmern, auch die Angestellten aller Bundesbehörden in Washington, blieben zu Hause.

In North Carolina gingen schon am Morgen heftige Wolkenbrüche nieder, riesige Wellen schwappten gegen die Ufer, bei Cape Hatteras schlugen die Wogen bis zu drei Meter hoch.

Teile eines Highways zwischen den Inseln einer vorgelagerten Inselkette wurden unterspült, Straßen überschwemmt. In manchen Orten Virginias waren Stromleitungen unterbrochen. Rund 300.000 Menschen aus den bedrohten Küstengebieten waren angewiesen, die Region zu verlassen.

Angstvoll und in Sorge um ihre Habe erwarteten die Bewohner North Carolinas und Virginias, die nicht schon auf Anordnung der Behörden die Gefahrengebiete verlassen hatten, den Wirbelsturm.

Im Regierungsbezirk von Washington bereiteten Notmannschaften die Gebäude auf das Heraufziehen von Isabel vor. Präsident George W. Bush war bereits am Mittwoch zu seinem Landsitz Camp David geflogen.

Washingtons Schulen blieben geschlossen, die Verkehrsbetriebe wollten den Betrieb einstellen. Hunderte Flüge auf den wichtigsten Flughäfen in Washington, North Carolina und Virginia wurden gestrichen. Die Eisenbahngesellschaft Amtrak stellte praktisch den gesamten Verkehr südlich von Washington vorsorglich ein.

Meteorologen haben Isabel auf Stufe Zwei der fünf Gefahrenstufen umfassenden Saffir-Simpson-Skala eingestuft. Ein Wirbelsturm des Gefährlichkeitsgrades Zwei kann massive Verwüstung hinterlassen: Häuser abdecken, Bäume umknicken und Autos demolieren.

Besonders gefürchtet sind kleinere Tornados im Gefolge des Sturmtiefs, die alles zerfetzen, was in ihrer Bahn steht. Besondere Sorge gilt der erwarteten Sturmflut im Gefolge des Hurrikans. Meteorologen warnten davor, dass Wellen eine Höhe von zwölf Metern erreichen und die Wassermassen vom Wirbelsturm ins Landesinnere gepeitscht werden könnten.

"An der Ostküste breiten sich bereits Verhältnisse wie bei einem Tropischen Sturm aus", teilte das Nationale Hurrikan-Zentrum am frühen Morgen mit. Stunden später würden Hurrikanstärken mit Windgeschwindigkeiten von bis zu rund 170 Kilometern in der Stunde erreicht.

Nach dem voraus gesagten Kurs in nördlicher Richtung dürfte sich Isabel in Washington auf Windgeschwindigkeiten von knapp unter 100 Kilometern wohl deutlich abgeschwächt haben.

Tausende Helfer in den Küstenregionen bemühten sich, gefährdete Objekte mit Sandsäcken zu sichern und Fenster mit Sperrholzplatten zu schützen. Die meisten Menschen in den vom Hurrikan bedrohten Gebieten haben sich bereits eingebunkert.

In sturmsicheren Kellern haben sie Kerzen, Trinkwasser und Nahrungsmittel für viele Tage deponiert. Tausende Bewohner und Urlauber, vor allem auf den North Carolina vorgelagerten Inseln, hatten sich mit dem Notwendigsten in ungefährdete Gebiete aufgemacht.

Bleiben auf eigene Gefahr

Dennoch beschlossen einige, dem Sturm zu trotzen. Mari Pohlhaus, die in einem 100 Jahre alten Backsteinhaus nahe Norfolk in Virginia lebt, bleibt, genauso wie ihre Nachbarn: "Ich habe niemanden von hier wegfahren sehen", sagt sie, während sie ihren Hurrikan-Bunker mit Decken und Vorräten für sich und ihre Töchter füllt.

Wer trotz der Anordnung zur Evakuierung bleibe, tue dies auf eigene Gefahr, hieß es. Der Polizeichef von Virginia Beach empfahl den Bürgern, die in Küstenorten bleiben, " ihren Namen dick auf den Oberarm zu schreiben, damit wir sie identifizieren können". Das größte Risiko der Küstenbewohner ist, vom Flutwasser Tage lang eingeschlossen zu werden. Die Sturmflut könnte bis zu drei Metern über Normal liegen.

© SZ vom 19.9.2003 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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