US-Bundesstaat Georgia:Erziehung vom Friseurmeister

  • Ein Friseur im US-Bundesstaat Georgia bietet Eltern an, ihre Kinder mit einer Altherrenfrisur zu bestrafen.
  • Die Aktion ist als Erziehungsmaßnahme für ungezogene Kinder gedacht. Auch seinen eigenen Sohn hat der Friseur angeblich schon so diszipliniert.

Er guckt ein bisschen irritiert, der kleine, etwa zehnjährige Junge, der in der Kleinstadt Snellville im US-Bundesstaat Georgia auf einem Friseurstuhl sitzt. Skeptisch betrachtet er im Spiegel das, was Friseurmeister Fredrick Russel da fabriziert.

Die Mutter des Jungen hat das "Benjamin Button Special" für ihn angefordert. Was das ist, weiß das Kind nicht. Nach wenigen Minuten sind von der Mitte des Kopfes sämtliche Haare abrasiert, nur ein schmaler Haarkranz bleibt übrig. Es ist die typische Altherrenfrisur, so wie bei Franziskanermönchen.

Das "Benjamin Button Special" bietet Saloninhaber Russel kostenlos an. Es ist quasi ein besonderer Service für Eltern, die ihre Kinder auf eine sehr spezielle Art eine Lektion erteilen wollen. Auch seinen eigenen Sohn hat er schon so bestraft. "Seine Noten wurden daraufhin dramatisch in die Höhe katapultiert", sagte der Friseur der Washington Post.

Scham verhindert Einsicht

Bisher habe zwar nur eine Mutter das Angebot angenommen, doch weitere Interessenten hätten sich bereits angemeldet. Allgemein sei die Resonanz auf seine Idee bisher durchgehend positiv. Unterstützer der Idee finden, es sei "die perfekte Art unartige Kinder zu bestrafen", wie die Zeitung schreibt.

Familienpsychologen wie Bianca Johnson, die ebenfalls in dem Artikel zitiert wird, sehen die Idee kritisch. Erfolgreiche Erziehung ziele darauf ab, den Kindern begreiflich zu machen, was an ihrem Handeln falsch war. Zu diesem Gedanken könne es aber gar nicht mehr kommen, wenn die Kinder allein mit dem Gefühl der Scham beschäftigt seien.

Moralische Bedenken hat Russel wegen seines rabiaten Vorgehens trotzdem nicht. Im Gegenteil: Dass das Kind mit der neuen Frisur den Hänseleien seiner Klassenkameraden ausgesetzt wird, ist sogar gewollt. Trotzdem hofft der Inhaber des Salons "A-1 Kutz" darauf, dass Eltern dieses Angebot nur als allerletztes Mittel nutzen. "Zuerst muss man miteinander reden oder vielleicht Verbote aussprechen. Aber wenn das alles nichts hilft, muss man eben kreativ werden", sagt Russel.

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